Gibt es ähnliche Vorhaben für Deutschland?

Fifty-Fifty-Regel für Scheidungskinder: In diesem Land soll das Wechselmodell zur Pflicht werden

Kind freut sich auf Papa
Wochenend-Papa oder mehr? Vor allem Väter stehen bei einer Trennung vor dieser Frage.
Yuri Arcurs, iStockphoto, PeopleImages

Lieber bei der Mama, dem Papa oder beiden?
Wenn Eltern sich trennen, steht sofort die Frage der Kinderbetreuung im Mittelpunkt. In der Schweiz soll ein neues Gesetz das Wechselmodell zur Pflicht machen. Ein Weg, den auch Deutschland gehen sollte?
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Schweizer Bundesrat muss bald entscheiden

Nestmodell, Residenzmodell oder Wechselmodell? Bei einer Trennung oder Scheidung müssen sich Eltern einigen, wer sich wann und wo um den Nachwuchs kümmert. Meist läuft es darauf hinaus, dass die Kinder überwiegend bei der Mutter bleiben.

In der Schweiz will der Nationalrat das nun ändern. Er hat Ende September eine sogenannte Motion an den Bundesrat überwiesen. Eine Motion ist ein formeller Antrag, der zu einer bestimmten Handlung verpflichtet. So wird der Bundesrat aufgefordert, die „alternierende Obhut“ gesetzlich zu verankern.

Das bedeutet, dass Vater und Mutter die Kinder zu gleichen oder annähernd gleichen Teilen betreuen müssen. Laut einem Bundesgerichtsurteil von Ende 2020 müsste dies in der Schweiz bereits heute der Fall sein. Die „alleinige Obhut“ darf nur angeordnet werden, wenn konkrete Gründe gegen die „alternierende Obhut“ sprechen, urteilte das höchste Gericht.

Im Video: Kindesentfremdung nach der Scheidung - grundsätzliches Problem?

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Nestmodell für die meisten nicht finanzierbar

Auch bei uns dominiert bei Weitem das Residenzmodell: Meist bleibt die Frau in der bisher gemeinsamen Wohnung oder im gemeinsamen Haus, während der Mann auszieht und dann regelmäßiger Wochenendbetreuer wird.

Seltener, weil für die meisten finanziell nicht tragbar, ist das Nestmodell. Beide Elternteile brauchen eine neue eigene Wohnung, die Kinder bleiben in der ehemals gemeinsamen Wohnung. Häufig gibt es auch Mischformen der Betreuungsmodelle.

Lese-Tipp: Trennungskinder: Welche Fehler der Eltern später zum Trauma werden - und wie Sie das verhindern

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Deutschland: Nur rund fünf Prozent der Kinder im Wechselmodell

Hierzulande praktizieren nur rund fünf Prozent der Trennungsfamilien das Wechselmodell, so eine Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE) aus dem Jahr 2021. Die Autoren betonen darin, dass es Kindern im Wechselmodell mindestens genauso gut oder sogar etwas besser geht als Kindern im Residenzmodell. Dies gelte insbesondere für die Altersgruppe der 7- bis 14-Jährigen.

„Es ist aber kein Patentrezept, das sich in jeder Trennungssituation als erste Wahl aufdrängt. Viel hängt von der Beziehung der Eltern ab, insbesondere inwieweit es ihnen gelingt, ihre Konflikte von den Kindern fernzuhalten und sich einvernehmlich über die Betreuung zu verständigen“, betonte damals Mitautorin Prof. Anja Steinbach.

In Deutschland setzen sich sowohl die FDP als auch Bündnis 90/Die Grünen für eine gesetzliche Verankerung des Wechselmodells ein. (ija)