Selbsternannter Lebensberater vor Gericht
Horror-Coach soll Frauen missbraucht haben – Nachbarn erlebten, wie sehr seine Opfer litten
Die Frauen vertrauen ihm, doch Nikolaj G. (38) entpuppt sich als Horror-Coach.
Mehr als drei Jahre lang soll er als selbsternannter Lebensberater mit seinem Bruder systematisch Frauen festgehalten und vergewaltigt haben. Die Nachbarn in Walldürn (Baden-Württemberg) erlebten, wie sehr die Qualen seinen Opfern zusetzten. Am Donnerstag hat am Landgericht Mosbach der Prozess gegen den 38-Jährigen begonnen.
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Massive Vorwürfe gegen „Life Coach” Nikolaj G. aus Walldürn
Geiselnahme, besonders schwere Vergewaltigungen und gefährliche Körperverletzung: Die Vorwürfe gegen Nikolaj G. sind massiv. Insgesamt 13 Frauen sollen Schreckliches durchgemacht haben. Laut Staatsanwaltschaft bot Nikolaj G. als „Life Coach“ Online-Seminare an und betrieb in seinem Haus in Walldürn ein „Boot Camp zur Persönlichkeitsentwicklung“. Über sein Coaching-Angebot soll er zwischen 2019 bis 2022 Kontakt zu jungen Frauen aufgenommen, sie systematisch verunsichert und dann zu sich nach Hause eingeladen haben.
„Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, diese Frauen über einen längeren Zeitraum, immer wieder, fast täglich, mit Sexual- und Körperverletzungstaten verletzt zu haben“, sagt Thorsten Zetsche, Sprecher der Staatsanwaltschaft Mosbach. „Diese Taten mussten einzeln bis ins Detail ermittelt und angeklagt werden.“
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Opfer von Nikolaj G. wirkten auf Nachbarn in Walldürn blass und krank
Wenn Nachbarn in Walldürn Nikolaj G. und seine Opfer überhaupt zu Gesicht bekamen, dann in einem Feld, wo er mit ihnen spazieren ging. Der Zustand der Frauen habe sich erkennbar verändert, erklärten die Anwohner. Anfangs hätten sie eine elfenhafte Figur und lange Haare gehabt – und später blass, krank und fast magersüchtig ausgesehen.
Der selbsternannte Life-Coach flog erst auf, als sich eine 26-Jährige im Oktober 2022 traute, einen Notruf abzusetzen. In der folgenden Nacht durchsuchten Einsatzkräfte das Haus und nahmen Nikolaj G. fest. Er kam vorübergehend in eine psychiatrische Einrichtung und sitzt seit Mai 2023 in Untersuchungshaft.
Prozess gegen mutmaßlichen Vergewaltiger soll noch Monate dauern
Auch Nikolaj G.s jüngerer Bruder (24) ist angeklagt. Gemeinsam sollen sie die Hilflosigkeit der jungen Frauen ausgenutzt und sie manipuliert haben: mit einem „Verhalten, das den Frauen gefällt“, sagt Psychologin Sonja Tolevski. „Ob das jetzt eine Fürsorge ist oder sie sich verstanden fühlen.“ Die Frauen würden schließlich „alles Mögliche“ machen – „in der Hoffnung, dass die guten Seiten, die sie erlebt haben, auftauchen“.
Für den Prozess sind 35 Verhandlungstage bis Ende September angesetzt und rund 20 Zeugen geladen. Das Urteil soll im September fallen.