Im Regionalexpress von Ibrahim A. erstochen - auch Ann-Maries Freund starb

Vater von Brokstedt-Opfer klagt an: "Meine Tochter ist nicht nur ein bedauerlicher Einzelfall“

28.01.2023, Schleswig-Holstein, Brokstedt: Blumen, Kerzen und verschiedene Bilder sind im Wartehäuschen am Bahnhof zum Gedenken an die Opfer der Messerattacke niedergelegt. Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg waren am 2
Gedenkstätte für die Opfer des Zugunglücks in Brokstedt.
ahe, dpa, Axel Heimken

„Unser altes Leben ist zerstört“, sagt Michael K. Der 48-Jährige trauert. Um seine Tochter, Ann-Marie K.. Die 17-Jährige starb am 25. Januar im Regionalexpress 70 bei Brokstedt, erstochen von Ibrahim A., einem polizeibekannten Straftäter und Asylbewerber. Vier Wochen hat der Vater viele Fragen – und eine klare Meinung: „Da läuft etwas grundsätzlich schief bei uns im Land.“.

Vater: Politik zu nachsichtig mit straffälligen Zuwanderern

Ann-Marie habe Pläne gehabt, wollte nach dem Abitur studieren, erzählt Michael K. dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ laut Vorab-Meldung. Ann-Marie fehlt. In ihrem Zimmer sei noch alles so wie vor ihrem Tod, schreibt das Magazin. Die Eltern haben ihre Tochter liberal erzogen. „Egal welchen Glauben jemand hat, egal wo er herkommt – es zählt nur, ob jemand ein guter Mensch ist“, sagt der Vater. Die beste Freundin seiner Tochter sei aus Syrien geflohen.

Doch im Falle straffälliger Zuwanderer sei die Politik zu nachsichtig, meint K. Im Falle seiner Tochter mit gravierenden Folgen.

Wie sich im Laufe der Ermittlungen und aufgrund von Spiegel-Recherchen herausstellte, geriet A. schon früh in den Blick der Justiz – und dann immer wieder. Schon kurz nachdem er seinen Asylantrag gestellt hatte, sei er straffällig geworden. Er verletzte unter anderem einen anderen Geflüchteten. Das Amtsgericht Euskirchen verurteilt ihn wegen Gefährlicher Körperverletzung. Allerdings meldet die Staatsanwaltschaft das Urteil nicht an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das hätte passieren sollen.

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Ibrahim A. halluziniert im Knast

Im Januar 2022 sticht A. auf einen Mann ein, landet in Untersuchungshaft. Er wird auch im Gefängnis auffällig, hat Halluzinationen, greift Mitgefangene und Beamte an. Im August wird er zu einem Jahr und einer Woche Haft verurteilt. Ibrahim A. und sein Anwalt gehen in Berufung. Im Januar 2023 wird A. aus der U-Haft entlassen. Denn: Er hat das Jahr und die Woche fast abgesessen. In U-Haft. Wenige Tage später sind Ann-Marie K. und ihr Freund, Danny P. tot.

Heute fragt sich Vater Michael K., wieso der Staat nicht handelte. „Was hat so ein Mensch in Freiheit zu suchen?“ Einen Teil der Schuld sieht er bei Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Er fordert, dass jetzt gehandelt werde: „Es muss eine Aufarbeitung geben, meine Tochter ist nicht nur ein bedauerlicher Einzelfall“. (eon)