13 Geschwister jahrelang eingesperrt, gefoltert und misshandelt USA: Turpin-Schwestern sprechen zum ersten Mal nach Flucht vor Horror-Eltern

Stark unterernährt, geschlagen und missbraucht – so floh Jordan Turpin am 14. Januar 2018 aus dem Haus ihren Horror-Eltern. Das Ziel: Ihre zwölf Geschwister retten. Erstmals spricht die 21-Jährige zusammen mit ihrer Schwester Jennifer (33) jetzt im US-Sender ABC über den Missbrauch, den die beiden durch ihre Eltern, David und Louise Turpin, erlitten haben.

Kinder ans Bett gekettet, geschlagen und vernachlässigt

Die Dokumentation berichtet über die Jahre des körperlichen und emotionalen Missbrauchs, den David und Luise ihren Kindern angetan haben und wie sie schließlich vor Gericht standen.
Die Turpins mit ihren Kindern an ihrem Hochzeitstag.

Über Jahre durften die Turpin-Kinder ihr Zuhause nur selten verlassen. Ihre Eltern ketteten sie ans Bett, schlugen sie, gaben ihnen kaum etwas zu essen, verboten ihnen, zu duschen. So beschrieb der kalifornische Staatsanwalt Mike Hestrin das grausame Leiden der 13 Turpin-Geschwister. Jahrelang hielten David und Louise Turpin sie gefangen.

Sie sei jeden Tag verängstigt aufgewacht, erzählt Jennifer Turpin im Interview: „Nichts kann jemals wieder so schrecklich sein. Nichts wird jemals so schrecklich sein, wie die 29 Jahre in der Hölle.“

Im Januar 2018 habe Jordan dann realisiert, dass es Zeit wurde, etwas zu tun. Der 17-Jährigen gelingt die Flucht raus aus dem Haus, weg von ihren Eltern. Sie will Hilfe holen. Sie weiß, dass sie nur diese eine Chance hat: „Ich musste sicherstellen, dass wir nicht mehr zurück gehen konnten. Und dass wir die Hilfe bekommen, die wir brauchen. Denn wenn wir wieder zurück gemusst hätten, würde ich jetzt nicht hier sitzen.“

Bodycam-Aufnahmen des Polizisten zeigen nervöse Jordan Turpin beim Erzählen

Ihre Stimme stockt beim Erzählen, bricht, sie hat Tränen in den Augen. Immer wieder sammelt sie sich, erzählt weiter. Nachdem Jordan aus dem Haus raus ist, versucht sie, die Polizei anzurufen: „Mein ganzer Körper hat so gezittert, dass meine Daumen nicht mal die Tasten drücken konnten.“ Außerdem habe sie zuvor noch nie mit jemandem am Telefon gesprochen, erklärt sie im Interview.

Trotzdem gelingt es ihr, der Polizei von dem Albtraum zuhause zu berichten: „Wir gehen nicht in die Schule, wir leben im Dreck, wir sind am Verhungern.“ Ein Polizist wird geschickt. Die Aufnahmen seiner Bodycam zeigen, wie Jordan ihm nervös alles erzählt. „Unsere Eltern missbrauchen uns“, sagt sie. „Ich habe große Angst.“ Ihre beiden kleinen Schwestern seien gerade ans Bett gefesselt.

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Jordan alarmiert nach ihrer Flucht die Polizei

FILE - These undated photos provided by the Riverside County Sheriff's Department show David Allen Turpin, left, and Louise Anna Turpin. Officials are investigating allegations that the county where the Southern California couple starved and shackled 12 of their 13 children failed to provide the basic services they needed to start a new life. ABC News reported Friday, Nov. 19, 2021, that Riverside County has hired a private law firm to look into allegations that the adult and minor children haven't received many basic services. (Riverside County Sheriff's Department via AP, File)
David Allen Turpin und Louise Anna Turpin folterten ihre Kinder über Jahre.
DD, AP, Uncredited

Der Polizist ist sich zuerst nicht sicher, was er davon halten sollte. Er hat eine harte Nacht hinter sich. Er fragt nach Fotos. Ein Volltreffer. Denn Jennifer hatte Jordan zuvor gedrängt, welche zu machen: „Um es zu beweisen, damit sie nicht denken, dass sie ein Teenager ist, der nach Aufmerksamkeit buhlt“, sagt Jennifer im Interview. Jordan zeigt sie dem Polizisten.

Die Polizei durchsucht das Haus, David und Louise Turpin werden festgenommen. Alle 13 Kinder kommen ins Krankenhaus.

Der erste Moment der Freiheit? Jennifer erinnert sich noch gut daran, wie sie im Krankenhaus Musik gehört hat und einfach aufgestanden ist, um zu tanzen. Auch Jordan fällt ein Moment ein: „Wir sind dann in einen Park gegangen, mit zwei meiner Schwestern. Ich war so aufgeregt, weil ich die Luft riechen konnte, ich konnte das Gras riechen. Ich dachte: Der Himmel kann nicht besser als das hier sein.“ (jmu; Quelle: ABC)