Warum Bluthochdruck häufig übersehen wirdErstaunliche US-Studie: Haben wir unseren Blutdruck bisher immer falsch gemessen?

Ob zu Hause oder in der Praxis: Das Messen des Blutdrucks gehört zu den Standard-Untersuchungen. Und doch können wir dabei einiges falsch machen. Forscher der Universität Harvard sind der Frage nachgegangen, in welcher Position wir den Wert erheben sollten. Machen Sie es richtig?
Warum Bluthochdruck oft jahrelang unentdeckt bleibt
In Deutschland leiden etwa 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck (Hypertonie). Dieser wird ab Werten von 140 mmHg beim systolischen und 90 mmHg beim diastolischen Wert diagnostiziert. Ein chronisch hoher Blutdruck belastet die Gefäße und schädigt auf Dauer wichtige Organe wie beispielsweise Herz, Gehirn, Nieren und Augen. Folglich steigt das Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Niereninsuffizienz.
Da Bluthochdruck anfangs jedoch noch keine Symptome verursacht, bleibt er oft jahrelang unentdeckt. Rund 20 Prozent der Betroffenen wissen gar nicht, dass sie unter Hypertonie leiden. Daher bezeichnen Ärzte ihn auch als „leisten Killer“ und raten dazu, den Blutdruck bei jedem Arztbesuch messen zu lassen. Spätestens ab dem 40. Lebensjahr sollte der Blutdruck regelmäßig gemessen werden – entweder zu Hause oder beim Arzt. Doch das ist offenbar leichter gesagt, als getan.
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Warum die Schwerkraft die Mess-Werte verfälschen kann
Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Harvard sind der Frage nachgegangen, in welcher Körperposition der Blutdruck optimalerweise gemessen werden sollte. Für ihre Studie werteten sie gemeinsam mit der American Heart Association die Gesundheitsdaten von 11.369 Erwachsenen aus. Diese waren im Rahmen einer anderen Langzeitstudie („Atherosclerosis Risk in Communities“) erhoben worden.
Das Ergebnis: 16 Prozent der Probanden wiesen bei der Messung im Sitzen keinen erhöhten Blutdruck auf. Als die Messung bei den gleichen Personen jedoch im Liegen wiederholt wurde, konnte bei ihnen Bluthochdruck nachgewiesen werden.
Die unterschiedlichen Mess-Werte erklären die Forscher mit der Schwerkraft. Diese könne bewirken, dass sich das Blut im Sitzen oder Stehen staue und folglich die Ergebnisse verfälsche.
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Warum wir den Blutdruck immer im Sitzen UND Liegen messen sollten
„Wenn der Blutdruck nur gemessen wird, wenn die Menschen aufrecht sitzen, kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen übersehen werden, wenn nicht auch in Rückenlage gemessen wird“, erklärt Duc M. Giao, der Hauptautor der Studie, auf der Tagung der American Heart Association in Boston.
Daher empfehlen die Forscher, den Blutdruck immer im Liegen zu messen.
Eine allgemeine Aussage lässt sich aus der Studie bislang aber nicht ableiten. Die Autoren schränken ein, dass die Datenbasis ausschließlich Erwachsene im Alter zwischen 45 und 65 Jahren umfasst. Folglich müsse in weiteren Studien erst überprüft werden, ob die Ergebnisse auch auf ältere Menschen übertragbar seien. (nri)
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