Nach russischem Beschuss

Feuer außerhalb des Atomkraftwerks Saporischschja - "Europa muss jetzt aufwachen"

Die Aufnahmen zeigen Gefechte und Brand nah beim Atomkraftwerk Saporischschja.
Die Aufnahmen zeigen Gefechte und Brand nah beim Atomkraftwerk Saporischschja.
Telegram

Der Krieg in der Ukraine geht weiter. In der Nacht zu Freitag soll die Anlage von Europas größtem Atomkraftwerk in der Nähe der Großstadt Saporischschja beschossen worden sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss durch russische Panzer. Es sei ein Feuer auf dem Gelände ausgebrochen, wie der Pressedienst des AKW mitteilte.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker

Selenskyj: "Sie wissen, wohin sie schießen"

Nach Angaben der ukrainischen Staatssicherheit sei das Feuer außerhalb der Anlage in einem Trainingsgebäude ausgebrochen, hieß es zunächst. Wo genau der Brand ausbrach, ist unklar. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien wurde eingeschaltet.

Ein Sprecher des AKW sagte der russischen Nachrichtenagentur „RIA“, die radioaktive Strahlung in der Umgebung habe sich nicht erhöht. US-Energieministerin Jennifer Granholm bestätigte dies. Die Reaktoren seien durch eine robuste Schutzhülle gesichert und würden heruntergefahren, schrieb sie auf Twitter.

„Europa muss jetzt aufwachen“, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft über Instagram. „Da sind mit Wärmebildkameras ausgestattete Panzer. Das heißt, sie wissen, wohin sie schießen, sie haben sich darauf vorbereitet“, sagte der Staatschef. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Aussagen zunächst nicht. Die Ukraine forderte die Schließung des Luftraums.

Kuleba: "Wenn es explodiert, wird das zehnmal größer sein als Tschernobyl!“

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb in der Nacht auf Twitter, die russische Armee schieße „von allen Seiten“ auf die Anlage. „Das Feuer ist bereits ausgebrochen. Wenn es explodiert, wird das zehnmal größer sein als Tschernobyl!“ Russland müsse das Schießen unverzüglich einstellen, um die Feuerwehr an den Brand heranzulassen. Von russischer Seite gab es keine Bestätigung für einen angeblichen Beschuss.

US-Präsident Joe Biden forderte Russland nach einem Telefonat mit Selenskyj auf, seine militärischen Aktivitäten in dem Gebiet um das AKW einzustellen. Die russische Armee müsse Feuerwehrleuten und Rettungskräften den Zugang zu dem Gelände zu ermöglichen, so Biden. Auch der britische Premier Boris Johnson sei informiert. Er werde eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen einfordern.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Saporischschja: "Wesentliche" Ausrüstung nicht betroffen

Die IAEA sprach jedoch noch in der Nacht erste Entwarnungen aus: Zum Einen seien die Strahlungswerte unverändert. Zum Anderen sei nach ukrainischen Angaben „wesentliche“ Ausrüstungen des AKW nicht von dem Feuer betroffen. Das Feuer sei unter Kontrolle, hieß es am frühen Morgen.

In der Ukraine gibt es mehrere atomare Anlagen. Im Atomkraftwerk Tschernobyl war es am 26. April 1986 zu einer der schlimmsten Katastrophen bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie gekommen. Nach der Explosion eines Reaktorblocks des Atomkraftwerks verteilten sich radioaktive Stoffe über mehrere Tage über weite Teile Europas. (jaw/dpa)

Unsere Reporter vor Ort, Interviews und Analysen - in unserer Videoplaylist

Playlist 50 Videos

So können Sie den Menschen in der Ukraine helfen

Helfen Sie Familien in der Ukraine! Der RTL-Spendenmarathon garantiert: Jeder Cent kommt an Alle Infos und Spendenmöglichkeiten hier!