Russland spricht von "inszenierter Provokation"Satellitenbilder belegen: Leichen lagen seit Wochen auf den Straßen Butschas

Die kaum in Worte fassbaren Gräueltaten an Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha bewegen die Welt. Russland bestreitet, dafür verantwortlich zu sein. Neben zahlreichen Zeugenaussagen untermauern jetzt aber auch Satellitenbilder, dass die Menschen getötet wurden, als die Stadt unter russischer Besatzung stand.
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Mindestens elf Tote lagen seit dem 11. März auf der Straße

So hat die „New York Times“ ältere Satellitenbilder mit den Videoaufnahmen verglichen, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Mindestens elf der Toten, die in den Videos zu sehen sind, lagen demnach bereits ab dem 11. März auf der Straße – dem Tag, an dem russische Soldaten nach eigenen Angaben die Stadt besetzt hatten.

Die Analysen zeigen, dass sie über drei Wochen an denselben Stellen lagen, so die "New York Times". Eine Leiche, die in einem Video neben einem Auto zu sehen ist, lag dort den Satellitenbildern zufolge seit dem 20. oder 21. März.

RTL-Reporter in Butscha: Nichts entdeckt, was "inszenierte Provokation" belegt

RTL-Reporter Gordian Fritz war am Montag in Butscha. Er berichtet, dass inzwischen viele der Leichen abtransportiert worden seien. Das ukrainische Verteidigungsministerium hatte die Fahrt für Journalisten organisiert. Für den Vorwurf der Russen, dass es sich hierbei um eine „inszenierte Provokation“ handele, sieht Fritz keine Beweise:

„Natürlich haben wir heute an den Tatorten, an die man uns geführt hat nach Hinweisen geschaut: Gibt es irgendetwas, was darauf deutet, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Ich ganz persönlich habe nichts entdeckt, meine Kollegen auch nicht. Aber wir wissen natürlich nicht, ob diese Leichen dort, wie wir sie heute vorgefunden haben, tatsächlich auch so dort lagen. Ob das die Tatorte sind, das wissen wir alles nicht. Deswegen ist es so wichtig, dass unabhängige Experten ins Land kommen.“ Das müsse sehr schnell passieren, denn die Leichen werden jetzt abtransportiert und beerdigt. Seine Eindrücke von Butscha schildert Gordian Fritz im Video.

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VIDEO: Butscha scheint kein Einzelfall

Das, was in Butscha passiert ist, scheint kein Einzelfall zu sein. Auch RTL-Reporterin Kavita Sharma, die seit Wochen aus der Ukraine berichtet, hat von Menschen Geschichten über Gräueltaten aus anderen Regionen erzählt bekommen. Einem dieser Berichte ist sie jetzt nachgegangen. Vor Ort hat sie Hinweise entdeckt, die das stützen, was ihr erzählt wurde. Die ganze Reportage im Video.

Selenskyj will eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen gegen Zivilisten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen gegen Zivilisten in Butscha und anderen ukrainischen Städten. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammen, sagte er in einer Videobotschaft, die in der Nacht zum Dienstag veröffentlicht wurde

Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für die Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha verantwortlich. „Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich - nicht nur für uns, sondern für die Welt - dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby. (eku, mit dpa)

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