Bei diesen Symptomen sollten Sie zum Arzt
Bekannt als Tamponkrankheit - was Sie über das toxische Schocksyndrom wissen sollten
von Anna Kriller
Jede Frau, die Tampons während der Periode benutzt, weiß es: Spätestens nach acht Stunden sollten diese gewechselt werden. Der Grund: Lässt man Tampons – oder auch Menstruationstassen – zu lange in der Vagina, kann das Toxische Schocksyndrom (TSS) drohen. Doch was ist TSS eigentlich genau? Was macht es so gefährlich? Wie hoch ist das Risiko wirklich? Und wie können wir uns davor schützen?
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Was ist das Toxische Schocksyndrom (TSS)?
Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine akute undlebensbedrohliche Erkrankung, die unbehandelt zu Multiorganversagen führen kann. TSS wird ausgelöst durch die Bakterien Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes. Diese besiedeln von Natur aus den menschlichen Körper und können sich wie allerlei andere Keime in der Scheide tummeln – auch ohne dass sie Beschwerden auslösen, erklärt Dr. med. Judith Bildau, Fachärztin für Frauenheilkunde.
„Erst eine hohe Keimanzahl und bestimmte Bedingungen können dazu führen, dass ihre Toxine, also ihre Giftstoffe, gesundheitsgefährdend wirken“, so Bildau. Zum Beispiel durch die Nutzung eines Tampons. Dieser biete den Keimen den Nährboden dafür, sich ungehindert vermehren und ihre Giftstoffe bilden zu können, erklärt die Gynäkologin weiter. Gelangen diese dann in die Blutbahn, kann es zum Toxischen Schocksyndrom kommen.
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Warum kennt man TSS auch als "Tamponkrankheit"?
Kennen Sie das Toxische Schocksyndrom eher unter dem Begriff „Tamponkrankheit“? Dieser wurde Ende der 70er-Jahre in den USA geprägt, als besonders saugfähige Tampons auf den Markt kamen, die länger als bisher in der Vagina bleiben konnten. Gleichzeitig wurden vermehrt Fälle von menstruationsbedingtem TSS festgestellt. Eine spätere Untersuchung zum Einfluss des Materials von Tampons und damit einhergehenden Risiken für ein TSS kam laut Berufsverband der Frauenärzte e.V. zu keinem eindeutigen Ergebnis.
Wie häufig tritt das Toxische Schocksyndrom auf?
Insgesamt ist das Toxische Schocksyndrom sehr selten. Es kann zwar auch bei Männern und Kindern auftreten, kommt aber hauptsächlich bei Frauen vor. Laut Robert Koch-Institut (RKI) traten 92 Prozent der bisher beschriebenen Fälle im Zusammenhang mit der Menstruation auf. Insgesamt kommt es pro 100.000 Frauen im sexuell aktiven Alter zu drei bis sechs TSS-Fällen.
Übrigens: TSS tritt vor allem bei jungen Menschen auf, die noch keine Antikörper gegen die Keime besitzen. Das Durchschnittsalter beträgt laut RKI 23 Jahre. Im späten Erwachsenenalter haben Frauenärztin Dr. Judith Bildau zufolge mehr als 90 Prozent der Bevölkerung Antikörper und können bei einer Infektion die Keime und deren Toxine schnell bekämpfen.
Toxisches Schocksyndrom: Symptome und Behandlung
Erkrankt man am Toxischen Schocksyndrom, äußert sich das meist plötzlich durch folgende Symptome:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schüttelfrost
- Synkopen (Kreislaufkollaps)
- sehr hohes Fieber (39 bis 40,5 Grad)
- niedriger Blutdruck
- Hautausschlag
- Im Verlauf der Erkrankung kann es zusätzlich zu einem Versagen der Organe kommen.
Therapie:
- Wer unter diesen Symptomen leidet oder zum Beispiel die Sorge hat, einen Tampon in der Vagina vergessen zu haben, sollte sich umgehend ärztliche Hilfe suchen.
- Behandelt werden Betroffene zunächst durch die Gabe eines oder mehrerer Antibiotika.
- Bei einem schweren Verlauf könne es allerdings sein, dass eine Behandlung auf der Intensivstation nötig ist, so Bildau.
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Wie können wir TSS vorbeugen?
Zwar sind Tampons nicht der einzige mögliche Auslöser des Toxischen Schocksyndroms, dennoch gilt es bei der Verwendung von Tampons, Folgendes zu beachten, rät Bildau:
- Vor und nach dem Tamponwechsel sollten wir unsere Hände gründlich waschen.
- Der Tampon sollte spätestens nach acht Stunden gewechselt werden. Über Nacht kann der Tampon länger in der Vagina verbleiben, sollte dann aber direkt am Morgen gewechselt werden.
- Nach dem Ende der Menstruation sollte unbedingt noch einmal kontrolliert werden, ob das letzte Tampon entfernt wurde.
Bei der Verwendung von Menstruationstassen sollten Sie Folgendes beachten:
- Auch beim Benutzen einer Menstruationstasse sollten die Hände vor dem Entnehmen und Einsetzen immer gründlich gewaschen werden.
- Die Menstruationstasse sollte bestenfalls nicht länger als acht Stunden in der Vagina verbleiben, spätestens aber nach zwölf Stunden sollte sie entfernt und ausgespült werden.
- Am Ende der Menstruation sollte die Menstruationstasse mit Wasser ausgekocht werden.
Beachten Sie:
- Kommt es während der Menstruation zu einem starken Krankheitsgefühl, Fieber, möglicherweise einem Hautausschlag, dann ist es durchaus sinnvoll die behandelnde Ärztin oder den Arzt darauf aufmerksam zu machen, dass gerade eine Periodenblutung vorhanden ist.
Neben Tampons kann das Toxische Schocksyndrom auch durch mechanische Verhütungsmittelwie ein Diaphragma ausgelöst werden. Ebenso durch Geburten, entzündliche Schwangerschaftsabbrüche oder Fehlgeburten, Atemwegsinfektionen, Weichteilinfektionen, Operationen, Fremdkörperverletzungen oder Verbrennungen.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.