Anwohner: „Guckte 'ne Stunde später raus, da war die Straße schon überflutet“
Sturmflut im Norden: Das Hochwasser ist da!
Verlassen Sie Ihre Häuser nicht und bringen Sie Ihre Haustiere in Sicherheit!
In Norddeutschland ist die Sturmflut da. In Lübeck schwappte das Wasser schon am Abend in die Altstadt und es steigt und steigt. „Ich habe mich um halb neun auf die Bank gelegt und da guckte ich ‘ne Stunde später raus, da war die Straße schon überflutet“, erklärte ein Anwohner aus Travemünde. Mehr zur aktuellen Lage an der Küste – in unserem Video.
Hochwasser-Warnung: Das müssen Sie tun!
Rund 100 Strandkörbe in Kiel-Schilksee wurden schon Opfer der Sturmflut. Feuerwehrleute waren an der Ostsee im Einsatz, um die schweren Strandmöbel vor dem Abtreiben zu retten. Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) appelliert an die Küstenbewohner, sich gut zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
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In der Stadt Flensburg sollen Autos, die in der Nähe vom Wasser stehen, unbedingt umgeparkt werden. Außerdem steht in der Gefahrenwarnung: „Bringen Sie persönliche Wertgegenstände in höher liegende Gebäudeteile. Schalten Sie Strom und Heizungen in gefährdeten Räumen ab. Eine Stromschlaggefahr besteht bereits bei Kondenswasser.“ Außerdem sollte man in der Region Gewässer meiden, die zu Hochwasser führen können. Denn hier können gefährliche Flutwellen ausbrechen. Die Region Flensburg empfiehlt, die Häuser nicht zu verlassen und Haus- und Nutztiere nicht ins Freie zu lassen. Aber was ist da im Norden los?

Starker Ostwind führt zu Hochwasser
Während an der Ostseeküste die Pegelstände am Donnerstag und Freitag steigen, verschwindet das Wasser an der Nordseeküste. Und das hat fatale Folgen für Schleswig-Holsteiner und Niedersachsen, wie RTL-Meteorologe Björn Alexander warnt. „Der Wind ist über die Tage sehr stürmisch unterwegs“, erklärt er. „Hierbei drohen insbesondere an Nord- und Ostsee Böen um oder über 100 km/h. Sogar Orkanböen bis über 120 km/h sind über dem offenen Wasser nicht auszuschließen“, sagt der Wetterexperte weiter.
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Betroffen ist vor allem der Osten von Norddeutschland, denn der Wind kommt aus östlicher Richtung. Und der sorgt für hohe Wasserstände: Besonders betroffen ist die Lübecker Bucht, wie Polizei und Feuerwehr warnen: „Gemäß Vorhersage wird der Pegel am 19.10.2023 im Tagesverlauf einen Höchststand von 1,50 m über Normalnull erreichen.“
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An der Nordsee: Minus-Wasserstand von bis zu zwei Metern

„Normalerweise stürmt es so intensiv eigentlich nur aus westlichen bis südwestlichen Richtungen. Dann ist das übliche Bild, dass es die Sturmflutgefahr an der Nordsee gibt“, so der Meteorologe. Doch jetzt ist es genau anders herum. Das Wasser an der Nordsee wird durch den starken Wind weggedrückt.
Die niedrigen Wasserstände sind für die Insel- und Halligfähren ein großes Problem. Viele Reedereien kündigen Ausfälle an. „Es wird von einem Minus-Wasserstand von bis zu zwei Metern ausgegangen - das ist an der Nordseeküste außergewöhnlich. Das Zeitfenster für die Durchführung von Fahrten ist dadurch nur noch sehr klein – die Schiffe werden weitgehend in den Häfen auf dem Trockenen liegen“, teilt die Reederei Adler Schiffe mit.
Schwere Sturmflut an der Ostsee erwartet

Der Wind wird weiter zunehmen. RTL-Meteorologe Björn Alexander erwartet den Sturm-Höhepunkt am Freitag. „Schlussendlich zeichnet sich für die Nacht von Freitag auf Samstag eine der schwersten Sturmfluten seit über 20 Jahren ab.“ Zum Teil würden die Vorhersagen bis zu zwei Meter über dem mittleren Wasserstand liegen, so der Wetterexperte weiter. „Das ist für die Ostsee absolut außergewöhnlich! Die Gefahrenlage bleibt bis etwas Samstagmittag sehr angespannt.“
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Wann kehrt die Ruhe NACH dem Sturm ein?
„Die weiteren Aussichten gestalten sich zwar weiterhin wechselhaft. Aber das Schlimmste in Sachen Sturm, Sturmflut und Dauerregen ist am Sonntag durch“, erklärt Björn Alexander.
Für die kommende Woche hat der Meteorologe noch einen kleinen positiven Ausblick: „In der neuen Wetterwoche bekommt die Sonne auch wieder Anteile am Himmel zurück.“ (mit dpa)