Was dahinterstecken kannKloß im Hals und ständig heiser? HNO-Arzt warnt: Diese Symptome nicht ignorieren!

Neck And Throat Pain
Symptome wie ständige Heiserkeit und Schluckprobleme sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
IMAGO / Panthermedia
von Prof. Dr. Mark Jakob

Weil Symptome wie Halsschmerzen, Heiserkeit und Schluckprobleme wenig spezifisch sind, kann ihr wahrer Auslöser unerkannt und unbehandelt bleiben. Doch wer den Arztbesuch aufschiebt, riskiert Entzündungen und Vernarbungen der Luftwege oder des Kehlkopfes! Was dahinterstecken kann und wie Betroffene gesundheitliche Folgen verhindern können.

Bei diesen Symptomen werden HNO-Ärzte hellhörig

Wenn Patienten klagen, sie müssten sich ständig räuspern, seien heiser und hätten das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben, werde ich als Hals-Nasen-Ohren-Arzt hellhörig. Nicht selten kommen diese Beschwerden nämlich vom Magen und gehen auf einen stillen Reflux zurück. Betroffene sind darüber oft überrascht. „Das kann nicht sein, Herr Doktor, ich habe ja nicht einmal Sodbrennen“, bekomme ich dann zu hören. Aber auch wenn es noch so schwer zu glauben ist: Der Auslöser ist die Magensäure.

Dieser Magensaft erfüllt im Körper eine wichtige Funktion. Er spaltet dank Salzsäure und Enzymen Eiweiße und dient so der Verdauung. Damit die aggressive Flüssigkeit nur das zersetzt, was wir gegessen haben, den Magen selbst aber nicht angreift, verfügt dieser über eine besonders widerstandsfähige Schleimhaut. Deshalb treten die Beschwerden genau dort erst gar nicht auf.

Wenn der Mageneingang nicht richtig schließt, kommt es allerdings zum sogenannten Reflux, dem Rückfluss des Magensafts in die Speiseröhre. Da die Schleimhäute hier weit weniger resistent und nicht auf den stark sauren Saft eingestellt sind, führt das zu Schmerzen und Schäden.

Lese-Tipp: Sodbrennen bei Schwangeren: Arzt erklärt, was wirklich hilft

Was löst den stillen Reflux aus?

Dass der Schließmuskel am Übergang zur Speiseröhre seine Funktion nicht mehr richtig erfüllt, kann mehrere Ursachen haben. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und schlechte Gewohnheiten wie das Rauchen gehören dazu, aber auch ein Gewebebruch des Zwerchfells, beispielsweise nach der Schwangerschaft, kann diese unangenehme Nachwirkung haben.

Beim stillen Reflux ist hingegen der Schließmuskel am oberen Ende der Speiseröhre das Problem. Die Magensäure kann bei mangelnder Funktion bis zum Kehlkopf, an die Stimmlippen oder Rachen vordringen, also in Regionen, wo die Schleimhäute besonders sensibel sind.

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Welche Symptome ruft der stille Reflux hervor?

  • Schluckprobleme

  • Halsschmerzen

  • Heiserkeit

  • Kehlkopfentzündung

  • Sodbrennen

  • Zwanghaftes Räuspern

  • Chronischer Husten

  • Kloßgefühl im Hals

  • starke Schleimbildung

  • Übelkeit

Wie wird der stille Reflux vom HNO-Arzt behandelt?

Als HNO-Arzt empfehle ich meinen Patientinnen und Patienten immer, die Lebensgewohnheiten an die Empfindlichkeiten des eigenen Körpers anzupassen. Das ist auch beim stillen Reflux der erste und wichtigste Schritt. In manchen Fällen kann es aber durchaus sinnvoll sein, Medikamente einzusetzen, die den Schleimhäuten dabei helfen, sich zu regenerieren, und den Magen beruhigen.

Hier bieten sich Protonenpumpeninhibitoren an. Hinter dem brachial klingenden Namen verbergen sich wirksame Magensäureblocker. Das Sodbrennen kann man auch mit sogenannten Antazida meistens gut in den Griff bekommen. Die Magensäure wird mithilfe dieser Mittel gebunden und unschädlich gemacht.

Wirklich selten kommt es mal vor, dass der Reflux operativ angegangen werden muss. Wir reparieren den Verschluss der Speiseröhre dann mit einem Endoskop. Das ist aber wie gesagt die Ausnahme und auch kein besonders schwerer Eingriff. Es braucht also niemand Angst davor zu haben.

HNO-Arzt Dr. Mark Jakob.
HNO-Arzt Dr. Mark Jakob erklärt, was Reflux-Patienten hilft.
Dr. Mark Jakob (Privat)

Welche Hausmittel können bei stillem Reflux helfen?

Ich rate betroffenen Patienten zu diesen einfachen Hausmitteln:

  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen

  • Entspannungsübungen zum Stressabbau

  • Ballaststoffreiche Ernährung

  • Kräutertees

Im Video: Diese Atemübung sorgt für Entspannung in drei Minuten

Ernährung bei stillem Reflux: Auf diese Lebensmittel sollten Sie verzichten

Wie so oft bei körperlichen Beschwerden können Menschen, die an stillem Reflux leiden, eine Menge erreichen, indem sie ihr Verhalten im Alltag anpassen. Dabei geht es darum, möglichst alles zu unterlassen, was die Symptome befördert, und stattdessen Dinge zu tun, die sie lindern.

Betroffene sollten beispielsweise auf saure Nahrungsmittel und Getränke verzichten. Falls ihnen das so gar nicht gelingen will, sollten sie den Verzehr wenigstens stark einschränken. Halten Sie sich also am besten gänzlich fern von Sprudel, kohlensäurehaltigen Softdrinks und Zitrusfrüchten. Leider sind auch sonst so gesunde Lebensmittel wie Zwiebeln und Tomaten eher schädlich bei stillem Reflux. Gleiches gilt für Alkohol, Süßigkeiten sowie fettreiche Mahlzeiten.

Glücklicherweise gibt es aber auch Nahrungsmittel, die sich positiv auf die Beschwerden auswirken. Dazu zählen Bananen und zahlreiche Kräutertees. Probieren Sie einfach behutsam und in kleinen Mengen aus, was für Sie bekömmlich ist. Zitronen können sie in der Küche etwa durch den besser verträglichen Ingwer ersetzen.

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Prof. Dr. med. Mark Jakob ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Spezialist für Allergologie, Schlafmedizin und plastische Operationen. Im Bereich der plastischen Gesichtschirurgie liegen seine Schwerpunkte auf ästhetischen Nasenkorrekturen und funktionellen Nasen-OPs, etwa an Nasenscheidewand und Nasennebenhöhlen. Für RTL schreibt er in seinen regelmäßigen Kolumnen über die Gesundheitsthemen, die ihm in seinem Praxisalltag begegnen.