Für mehr Leidenschaft im Alltag

Frust statt Lust? Wie ihr wieder Feuer in die Bettlaken und in die Beziehung bringt

ARCHIV - 22.01.2018, Berlin: ILLUSTRATION - Ein Mann und eine Frau liegen im Bett. Die Deutschen haben immer weniger Sex. Das geht zumindest aus der repräsentativen Studie «Freizeit-Monitor 2019» hervor, die am 10.09.2019 vorgestellt wird. (zu dpa "Studie: Deutsche haben immer weniger Sex - Mehr Freizeit-Stress") Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Was tun, wenn das Sexleben in langjährigen Beziehungen immer weniger wird?
cgt sab, dpa, Christophe Gateau
von Vera Dünnwald

Na, auch zum Opfer des Alltags geworden?
Schon wieder liegt man abends im Bett und will einfach nur schlafen. Schließlich wurden den ganzen Tag die Kids umsorgt, der Job war mitunter stressig, und der Haushalt hat sich auch nicht von alleine geschmissen. Lust auf Sex? Kommt da irgendwie nicht so richtig auf. Doch was tun, wenn man die Nähe in langjährigen Beziehungen vermisst und das Feuer neu entfachen will? Diese Tipps und Tricks können helfen.

Weniger Sex in langjährigen Partnerschaften? Warum genau das normal ist

Ihr könnt euch nicht mehr daran erinnern, wie lang die letzte heiße Nacht her ist? Dem Partner habt ihr schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr voller Leidenschaft die Kleider vom Leib gerissen?

Keine Panik! Besonders bei Paaren, die schon seit Jahren zusammen sind, ist das keine unnormale Entwicklung und bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Beziehung dem Ende entgegengeht. „Erst einmal muss ich mir keine Sorgen machen“, bestätigt auch die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt im Gespräch mit RTL.

Wenn ich mir dennoch Sorgen mache, sei es ratsam, die Thematik mit dem Partner in Ruhe anzusprechen. Marquardt sagt: „Dafür braucht es einen ‘sicheren Ort’, also gemeinsame Zeit, in der beide offen ansprechen können, wie sie die sexfreie Zeit gerade empfinden. Meist ist es so, dass ein Partner Sex in der Beziehung vermisst, der oder die andere damit aber völlig fein ist.“

Danach sei es umso wichtiger zu erfahren, was es braucht, damit beide auf ihre Kosten kommen.

Lese-Tipp: Psychotherapeut erklärt, wie die Partnersuche gelingt

Im Video: Wie viel Offenheit zum Thema Sex ist eigentlich ok?

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Aber woran liegt es eigentlich, dass uns das Feuer irgendwann verlässt?

Dass es ruhiger wird im Bett, liegt auch an den Hormonen und an der Tatsache, dass wir als Frischverliebte vieles durch die rosarote Brille sehen und man sich gegenseitig besser (körperlich) kennenlernen will. „Das Feuer ist ein Geschenk der ersten Beziehungsmonate. Hier schwirren die Schmetterlinge ganz mühelos durch unser Liebesleben, wir haben viel Lust aufeinander“, so die Expertin.

Und genau das sei bereits ein erster, wichtiger Aspekt in Bezug auf erfüllte Sexualität: Wir lieben es, Neues zu entdecken, den neuen Körper, den neuen Geruch oder wie sich der neue Mensch anfühlt. „Das befeuert unsere Leidenschaft.“

Aber klar: „Das Neue fällt irgendwann dem Alltag zum Opfer. Dafür erhalten wir mit etwas Glück ein neues Geschenk: eine tiefere Erfahrung von Liebe.

Und wie bekommen wir das Feuer nun zurück?

Erst einmal solltet ihr schauen, ob vielleicht etwas anderes der Grund für die fehlende Intimität sein könnte. Die Expertin erklärt: „Es ist uns oft gar nicht bewusst, aber die allgemeine Stimmung innerhalb der Beziehung kann der Grund dafür sein, dass es im Bett nicht mehr läuft.“

Frauen zum Beispiel seien häufiger auf der Suche nach Nähe, Unterstützung und Zustimmung, damit sie sich für Sex öffnen können.

Männer erleben häufig, dass sie den Sex als Indikator dafür nehmen, dass die Beziehung gut läuft – oder eben nicht. Sie stellen oft die Nähe, die Frauen VOR dem Sex suchen, NACH dem Sex her.

Einer will Sex, der andere nicht: Was tun bei Unausgeglichenheit?

Die psychologische Expertin Ruth Marquardt gibt Tipps.
Die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt erklärt, was bei einer Sex-Flaute zu tun ist.
Privat

Die systemische Familienberaterin erklärt: „Ich bin selbst für meinen Orgasmus verantwortlich und ‘muss’ mir meine Lust im Zweifel selbst schenken. Selbstbefriedigung darf also durchaus ihren Platz in der Beziehung haben.“

Ansonsten helfe als Paar eine klare Verabredung: Wir leben einen Monat ohne körperlichen Sex. „Es ist alles erlaubt – bis auf das Eine. Das klingt vielleicht etwas verrückt, allerdings erleben Paare dann, dass sie ganz anders und genussvoll miteinander körperlich sein können. Denn in der Beziehung hat sich meist eine Art Sex-Routine entwickelt.“ Und genau aus diesem Hamsterrad steige man dann aus.

Eure Meinung ist gefragt!

Wenn wirklich gar nichts mehr geht: Auf diese Warnsignale solltet ihr achten

„Wenn Sex als Indikator für eine erfüllte Liebesbeziehung gesehen wird, wird der Partner, dem die Körperlichkeit fehlt, irgendwann ungenießbar werden, vielleicht sogar ein Ultimatum stellen“, so Marquardt. Spätestens hier sollte ein klärendes Gespräch stattfinden — im Zweifel auch mit einem Sex-Coach.

Die Expertin rät: „Auch wenn ich selbst merke, ich würde gern meine Lust wiederfinden, dann kann das ein Signal sein zu sagen: Ich schaue, worin meine Lust überhaupt besteht. Kenne ich dann die Landkarte meiner Lust und meiner erotischen Bedürfnisse, kann ich mich fragen: Was fehlt mir in der Beziehung? Wie kann ich diese eigene Lust mit meinem Partner leben? Wollen wir vielleicht ein Paar-Seminar besuchen?“

Ansonsten gilt: „Niemand kann sagen, dass Sex immer in jeder Beziehung ein Muss sein muss. Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie wir Menschen einzigartig sind.“

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