"Alarmierende" Zahlen für deutsche Grundschüler

Setzen, sechs! Jeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen

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Eine neue Studie zeigt, wie weit Grundschülerinnen und Grundschüler beim Lesen sind.
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Alarmierende Zahlen bei Grundschülern – wie die internationale Grundschul-Lese-Untersuchung zeigt, kann jeder vierte Viertklässler nicht richtig lesen. Auch im internationalen Vergleich schneiden deutsche Grundschüler deutlich schlechter ab als Gleichaltrige in anderen Ländern.

2017 lag der Anteil der betroffenen Schüler noch bei 19 Prozent

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen. Wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung – kurz: Iglu –hervorgeht, erreichen 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre.

Der Anteil der betroffenen Schülerinnen und Schüler mit großen Leseschwierigkeiten ist nach Einschätzung der Studienautoren inzwischen „alarmierend hoch“. Bei der letzten Iglu-Erhebung, die Ende 2017 veröffentlicht wurde, lag er noch bei bereits hohen 19 Prozent. Die betroffene Gruppe werde in ihrer weiteren Schullaufbahn „erhebliche Schwierigkeiten in fast allen Schulfächern haben“, sofern sie den Rückstand nicht aufholen könne.

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Singapur top, Südafrika flop - Deutschland im Mittelfeld

Die Studie zeigt außerdem: International schneiden Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige in vielen anderen Ländern.

Nach Auswertung der Ergebnisse wurden für die Länder Punktwerte vergeben. Den Spitzenplatz belegt Singapur mit 587, ganz hinten steht Südafrika mit 288 Punkten. Die Viertklässler in Deutschland landen mit 524 Punkten im internationalen Lese-Vergleich im Mittelfeld, etwa im EU- und OECD-Schnitt. Länder wie Spanien, Frankreich oder Belgien schneiden schlechter ab. Weit besser als in Deutschland sind die Lese-Leistungen dagegen zum Beispiel in England oder Polen.

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Stark-Watzinger nennt Ergebnisse "alarmierend"

Bettina Stark-Watzinger anlässlich des 74. Bundesparteitag der FDP in der Station Berlin . / Bettina Stark-Watzinger on the occasion of the 74th Federal Party Congress of the FDP in the Station Berlin . snapshot-photography/F.Boillot *** Bettina Stark Watzinger on the occasion of the 74th Federal Party Congress of the FDP in the Station Berlin snapshot photography F Boillot
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die Zahlen als "alarmierend" bezeichnet.
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Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat die Ergebnisse der Iglu-Lesestudie als „alarmierend“ bezeichnet. Gut lesen zu können sei eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg, sagte die FDP-Politikerin am Dienstag laut einer Mitteilung. „Die Iglu-Studie zeigt, dass wir dringend eine bildungspolitische Trendwende benötigen (...).“

Stark-Watzinger verwies auf das von der Ampel-Regierung geplante Startchancen-Programm, mit dem 4.000 Schulen im Land „mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler“ speziell gefördert werden sollen. Man arbeite derzeit mit den Ländern mit Hochdruck an diesem Thema, sagte Stark-Watzingers Staatssekretärin Sabine Döring in Berlin.

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400.000 Schüler aus 65 Staaten haben an Studie teilgenommen

Die Iglu-Tests werden seit 2001 im Fünf-Jahres-Rhythmus durchgeführt. Die aktuelle Erhebung stammt von 2021. Mitgemacht hatten rund 4.600 Schüler aus 252 vierten Klassen in Deutschland. Sie bekamen jeweils Sach- und Erzähltexte und dazugehörige Verständnisaufgaben, die sie an Laptops lösen mussten. International nahmen rund 400.000 Schüler aus 65 Staaten und Regionen teil.

Experten führen die schlechten Werte bei deutschen Grundschülern nicht nur auf eine Veränderung der Zusammensetzung der Schülerschaft zurück. Angenommen wird auch, dass es einen Zusammenhang mit Corona gibt.

Und auch in dieser Untersuchung wird bestätigt: Kinder aus privilegierten Elternhäusern haben größere Chancen auf Bildungserfolg als andere Kinder. Im 20-Jahre-Trend zeige sich weder eine Verstärkung noch Reduzierung dieses Problems. Es habe sich im Hinblick auf die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit „praktisch nichts verändert“, so das Fazit der Wissenschaftler. (khe/dpa)

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