Zahl der Menschen ohne einen Job-Abschluss knackt traurigen Millionen-Wert

Junge Menschen ohne Berufsabschluss: Wie die Regierung ihnen helfen will!

ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Auszubildender arbeitet am 06.10.2010 im Ausbildungszentrum des Autoherstellers BMW in München. Fast jede vierte Lehre in Deutschland wird einem Zeitungsbericht der «Welt» (Ausgabe vom 25.01.2013) zufolge abgebrochen. Foto: Andreas Gebert/dpa (zu dpa 0128 vom 25.01.2013)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Immer mehr junge Menschen in Deutschland haben keinen Berufsabschluss. Das könnte zum Problem werden.
dpa, Andreas Gebert

Deutschland braucht dringend Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Die Bundesregierung wirbt dabei vor allem Fachkräfte aus dem Ausland an, dabei steckt das größte Potential vermutlich im eigenen Land!

Junge Menschen könnten nachrücken - doch vielen fehlt ein passender Abschluss

Junge Menschen könnten mit einem einem passenden Berufsabschluss an die fehlenden Positionen nachrücken und könnten so den deutschen Arbeitsmarkt stärken. Doch leider sieht es auch hier eher schlecht aus. Ein Bericht der Bundesregierung zeigt jetzt, die Zahl der jungen Menschen ohne einen Berufsabschluss liegt auf einem Rekordniedrigniveau.

Fachkräftemangel auf Rekordniveau

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat laut einer Studie 2022 trotz der relativ schwachen Wirtschaftsentwicklung ein neues Rekordniveau erreicht. Rechnerisch hätten im vergangenen Jahr mehr als 630.000 offene Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden können, weil bundesweit keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung standen, berichtete das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) am Sonntag. Dies sei die größte Fachkräftelücke seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2010.

Daneben gibt es aber auch noch einen anderen traurigen Rekord: Die Zahl der Menschen ohne einen Berufsabschluss hat erstmals die Marke von 2,5 Millionen geknackt. Das geht aus einem Entwurf des neuen Berufsbildungsberichts vor, der dem „Handelsblatt“ vorliegt.

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Zahl der Menschen ohne Berufsabschluss steigt seit Jahren

Besonders die Zahlen in einer Altersgruppe, geben Experten Grund zur Sorge: 17 Prozent der 20 bis 34-Jährigen hatten 2022 keinen Berufsabschluss, das sind über 2,5 Millionen Menschen. Ein Rekordwert: 2020 waren es noch 15,5 Prozent. Allerdings steigt die Zahl schon seit Jahren an. 2016 wurde erstmals die zwei Millionen Marke gebrochen.

Für Bildungspolitiker ist jeder fehlender Abschluss eine verpasste Chance: „Das können wir uns in Zeiten des Fachkräftemangels auch volkswirtschaftlich nicht länger leisten,“ so Jens Brandenburg (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium.

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Welche Folgen hat das für den Arbeitsmarkt?

Diese Zahlen haben auch generelle Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt:

  • Das Potential, um die Fachkräftelücke zu schließen, sinkt.

  • Menschen ohne Berufsabschluss haben auch ein höheres Risiko arbeitslos zu werden, oder sogar langzeitarbeitslos.

  • Ein Berufsabschluss zahlt sich finanziell deutlich mehr aus: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem Berufsabschluss verdienen in ihrem Leben deutlich mehr, als Menschen, die keinen Berufsabschluss haben.

Generell sei die steigende Zahl der Ungelernten „ein Alarmzeichen, das man nicht ignorieren darf,“ sagte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbuns (DGB) Elke Hannack.

Umfrage: Unternimmt die Politik genug gegen den Fachkräftemangel?

Anmerkung der Redaktion: Ergebnisse unserer Opinary-Umfrage sind nicht repräsentativ.

Wie kommt das Problem zustande?

Die Ursachen für die wenigen Berufsabschlüsse sind vielseitig.

  • So fängt das Problem schon bei fehlenden Schulabschlüssen an. Laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil seien dies jedes Jahr 45.000 Schülerinnen und Schüler.

  • Besonders hoch sind die Zahlen junger Menschen ohne Berufsabschluss unter Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Fünftel der 20-34-Jährigen, die nicht in Deutschland geboren sind, hat keine Ausbildung. Bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund ist es nur jeder Zehnte.

  • Auch duale Ausbildungen haben sich noch immer nicht von den Coronafolgen erholt. Auch hier ist das Interesse an einer Ausbildung historisch niedrig.

Das will der Staat gegen das Problem unternehmen

  • Mit dem „Startchancenprogramm“ will der Bund 4.000 Schulen in sozialen Brennpunkten unterstützen, damit es hier für alle gleiche Bildungschancen gibt.

  • In der Stadt Hamburg gibt es bereits so genannte „Jugendberufsagenturen“, die Schülerinnen und Schülern, einen leichteren Übergang von Schule zu Beruf erleichtern sollen. Ein Konzept, das auch auf ganz Deutschland ausgeweitet werden könnte.

  • Im März hat das Kabinett einen Entwurf zur Weiterbildungsgarantie verabschiedet, damit soll es eine Ausbildungsgarantie für alle Interessenten geben.

  • Mit dem neuen Bürgergeld können Jobcenter Arbeitslose nicht nur einen Job vermitteln, sondern sogar eine finanziell geförderte Ausbildung.

(khe)

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