RTL-Reporter im Selbsttest an der Nordsee
In nur zwei Sekunden vom Treibsand verschluckt
Und weg bin ich!
Wie gefährlich es an der Nordseeküste sein kann, habe ich im April ausprobiert. Bei meinem Treibsand-Test in St. Peter-Ording.
Ich schaffe es nicht, mich selbst zu befreien
Treibsand an der Nordsee, Lebensgefahr! Die Warnhinweise der Tourismus-Zentrale am Strandabschnitt Bad in St. Peter-Ording im April zeigen, wie gefährlich die Lage in dem beliebten Urlaubsgebiet sein kann. Ich darf deshalb nur unter Aufsicht der Rettungsschwimmer in die abgesperrte Treibsand-Zone. Hier merke ich schnell, welche Kraft der Sog des Sandes haben kann. In Gummi-Hose und -Stiefeln traue ich mich auf den extrem nassen Sand, mache nur wenige Schritte und stecke in nur zwei Sekunden knietief im Treibsand-Loch fest.
Die Löcher sind von außen kaum bis gar nicht zu erkennen – und darin liegt auch die große Gefahr. Für mich und alle Strandbesucher. Als ich auf ein Loch trete, umschließt der Sand meine Beine in wenigen Sekunden, ich kann sie kaum noch bewegen. Ich versuche, mich zu befreien, doch muss schnell feststellen, dass der ganze Sand um die Beine so fest geworden ist, dass ich mich gar nicht mehr bewegen kann. Allein komme ich da nicht raus. Würde jetzt die Flut einsetzen und mir niemand zur Hilfe kommen, wäre ich hier in akuter Lebensgefahr!.
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Für die Rettung brauchen die Profis spezielles Equipment

Also helfen die Profis von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit einer speziellen Trage. So funktioniert die Rettung: Dadurch, dass ich mich auf die sogenannte Schleifkorbtrage setze, wird der Bodendruck reduziert. Durch kreisende Bewegungen kann ich meine Beine mit Hilfe der Retter aus dem Sand ziehen und auf der Trage sicher aus der Treibsand-Zone gezogen werden. „Sobald die Knie versunken sind, sind die Selbstrettungschancen gleich null“, sagt Robin Schickentanz, Technischer Leiter des Ausbildungsbereichs bei der DLRG St. Peter-Ording.
Besonders wichtig: In der Not auf sich aufmerksam machen

Wer früh genug merkt, dass er einsinkt, kann noch versuchen, sich selbst zu befreien. Die Tipps vom Profi: „In den eigenen Fußstapfen den Weg zurückgehen.“ Oder: „Nach hinten setzen und durch kreisende Bewegungen versuchen, die Füße freizubekommen“, so Schickentanz. Wenn das nicht hilft, Hilfe rufen: „Wenn man merkt, man kommt wirklich nicht mehr aus der Situation raus: Deutlich auf sich aufmerksam machen, Passanten Rettungskräfte alarmieren lassen und dann übernehmen wir die Angelegenheit.“
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Flut und Kälte sind die größten Gefahren
Laut dem Experten besteht zwar durch den körpereigenen Auftrieb keine Gefahr, komplett im Sand zu versinken und Schickentanz sagt klar: „In Treibsand ertrinkt keiner“. Trotzdem sind die Treibsand-Löcher lebensgefährlich. Die Gefahr: Das auflaufende Wasser. Wer nicht weg kann, kann ertrinken, wenn die Flut kommt. Nachts außerdem unterkühlen, oder sogar erfrieren. Derzeit ist keine Treibsandgefahr an der Nordsee – mit der nächsten Sturmflut kann sich das allerdings ganz schnell ändern.