NRW muss Abi-Klausuren verschieben

Schüler sauer wegen Abi-Panne: "Ich konnt's erst gar nicht glauben!"

Download-Panne mit Folgen: Am Dienstagabend muss die NRW-Landesregierung alle Abitur-Prüfungen, die für Mittwoch angesetzt waren auf Freitag verschieben. Die meisten Schülerinnen und Schüler sind sauer. Denn dazu kommt: Am Freitag streikt die Deutsche Bahn.

Lehrerverband kritisiert: "In einer Zeit der Digitalisierung müssen solche Dinge funktionieren."

Am Mittwoch sollten Zehntausende Abiturientinnen und Abiturientinnen eigentlich ihre Prüfungen in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik ablegen. Doch am Vorabend kommt die Absage aus dem Ministerium: Die Klausuren werden auf Freitag verschoben. Denn: Viele Schulen konnten die Klausuren am Tag nicht herunterladen.

Ein Unding in Zeiten der Digitalisierung, sagt auch der Präsident des Lehrerverbandes NRW Andreas Bartsch: „Es kann passieren. Aber es darf nicht passieren. In einer Zeit der Digitalisierung müssen solche Dinge funktionieren.“ Das Schulministerium hatte wohl für den Download der diesjährigen Abitur-Klausuren den Dienstleister gewechselt. Im Herbst sei der Download mit rund 300 Schulen allerdings reibungslos getestet worden.

Den Abi-Prüfungen am Donnerstag steht übrigens schon mal nichts mehr im Wege: Der Download „verläuft reibungslos“, teilte das Schulministerium am Mittwoch auf Twitter mit. Die Prüfungen könnten „wie geplant stattfinden“.

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Nach Corona und Co. "ein weiterer Schlag in die Magengrube"

Besonders, die die es betrifft, sind sauer. Wochenlang haben sich die Abiturienten auf die Prüfungen vorbereitet. Eine kurzfristige Verschiebung bringt große Unruhe in die Prüfungssituation. Phil Robin Weber, Vorstandmitglied Landesschüler Vertretung NRW, berichtet im RTL-Interview von dem Moment, als er von der Verschiebung erfahren hat:„ Ich konnt’s erst gar nicht glauben, also ich bin aus allen Wolken gefallen.“

Die generelle Stimmung unter seinen Mitschülern sei durchmischt: „Die einen jubeln, weil sie jetzt noch zwei Tage mehr haben und freuen sich und sagen ‘ah das wird jetzt direkt zwei Notenpunkte besser’, die Mehrheit sagt tatsächlich, das ist eine Katastrophe.“

Weber sieht auch noch ein viel weitreichenderes Problem bei der Geschichte: „Das ist ein weiterer Beweis dafür, wie unwichtig Schulpolitik oder wie unwichtig das Abitur oder die Schülerinnen und Schüler in NRW der Politik und der Landesregierung sind.“ Nach allen Entbehrungen die Schülerinnen und Schüler in der Corona-Pandemie mitmachen mussten sei das nun „ein weiterer Schlag in die Magengrube“.

"So ein Fehler sollte nicht passieren."

Am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve hat der Download nach einigen Versuchen zwar geklappt und alle Aufgaben konnten heruntergeladen und gedruckt werden, trotzdem kam um 20.33 Uhr am Dienstagabend die Nachricht zur Verschiebung der Prüfungen. Großartig neuen organisatorischen Aufwand für die Schule hat es dadurch zwar nicht gegeben, das Problem sieht Schulleiter Timo Bleisteiner auch eher bei den Schülern: „Das ist auch nachvollziehbar, dass die Schülerinnen und Schüler dort zwischen verschiedenen Emotionen hin und her schwanken.“

Ähnlich fühlt auch Muriel Rambach, Schülerin am Klever Gymnasium. Sie hätte heute eigentlich ihre Abitur-Prüfung im Fach Biologie schreiben sollen, stattdessen nutzt sie den Tag, um weiter zu lernen. Trotzdem ist die 18-Jährige sauer: „So ein Fehler sollte nicht passieren. Man wird als Schüler immer darauf vorbereitet: Abitur ist so wichtig und da darf nichts schiefgehen, man darf bloß nicht verschlafen und so. Und jetzt machen die ganz oben so einen Fehler und man wird so beeinträchtigt.“

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Warnstreiks am Freitag auch in NRW

Denn zu all der Unruhe kommt noch ein weiteres Problem: Am Freitag streiken in ganz Deutschland Busse und Bahnen. Viele Schülerinnen und Schüler werden vermutlich Probleme haben, überhaupt zu ihrer Abiturprüfung zu kommen. Muriel Rambach aus Kleve fordert daher Verständnis von den Schulen: „Dann hofft man einfach, dass selbst, wenn da Verspätungen wirklich passieren sollten, dass der Lehrer oder dann von ganz oben von der Regierung auch Verständnis kommt und da nicht so streng geguckt wird, sondern auch vielleicht einmal ein Auge zugedrückt wird.“

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Wüst entschuldigt sich nach Abi-Panne - "Darf nicht passieren"

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich für die schwere Technikpanne bei Abiturientinnen und Abiturienten, Eltern, Lehrkräften und weiteren Betroffenen entschuldigt. „Dass die Abiturprüfungen in NRW verschoben werden müssen, darf nicht passieren - ganz gleich, woran es gelegen hat“, schrieb Wüst am Mittwoch auf Twitter.

Jetzt müsse sichergestellt werden, dass alle ihre Prüfungen „unter bestmöglichen Bedingungen“ ablegen könnten. „Die Schülerinnen & Schüler haben ein Recht auf gute und faire Bedingungen für ihr Abitur“, betonte der Regierungschef. Darauf liege der Fokus, und daran werde „unter allen Anstrengungen gearbeitet“.

Wüst forderte eine „gründliche Untersuchung der Vorgänge“. Es sei gut, dass Schulministerin Dorothee Feller (CDU) die Aufklärung bereits angestoßen habe, damit sich so etwas nicht wiederhole. (khe/mit dpa)

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