Tabuthema „vaginales Mikrobiom”
Gynäkologin klärt auf: Warum die Scheidenflora so wichtig ist - und wie ihr sie schützt

Tabuthema Vagina!
Unsere Scheide ist eine echte Kämpferin, denn sie wehrt Krankheiten mit ihrem eigenen Abwehrsystem, dem „vaginalen Mikrobiom“, ab. Doch ihr größter Gegner sind oft wir selbst. Wie wir unwissend unsere Vaginalflora schädigen, wie wir sie wieder stärken und warum am Mythos von Joghurt-Tampons so gar nichts dran ist: Wir haben bei einer Gynäkologin nachgehakt.
Schutzschild der Scheide: Was ist überhaupt das „vaginale Mikrobiom”?
Das vaginale Mikrobiom, oder auch die Vaginalflora, ist der Schutzschild der Scheide gegen Krankheitserreger. Es sei eine „Ansammlung an Mikroorganismen“, erklärt Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau im RTL-Interview.
Das Mikrobiom bestehe zum großen Teil aus Milchsäurebakterien. Diese „guten“ Bakterien sorgen dafür, dass der pH-Wert sauer bleibt. Dadurch können sich Infektionen nicht so gut in der Scheide einnisten – Krankheiten werden verhindert. Wir können die Scheidenflora sogar sehen, denn sie ist Bestandteil vom weißem Ausfluss, der in unserem Slip landet.
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Ursachen erkennen: Ist mein vaginales Mikrobiom im Ungleichgewicht?
Die Vaginalflora kann schnell aus Balance geraten. Ist sie erst im Ungleichgewicht, steht die Tür weit offen für Krankheitserreger. Laut der Gynäkologin gibt es viele Auslöser, die für ein Ungleichgewicht verantwortlich sein können:
hormonelle Schwankungen (zum Beispiel aufgrund der Menopause)
Pflege (zu wenig oder auch zu viel)
ungeschützter Sex
Stress
Antibiotika (die töten nämlich auch die „guten“, schützenden Bakterien)
enge Unterwäsche aus Kunstfasern
hormonelle Verhütungsmittel
Folgende Anzeichen sprechen dafür, dass das vaginale Mikrobiom nicht mehr intakt ist:
wiederkehrende Infektionen wie Scheidenpilz oder Blasenentzündungen
starker, übelriechender Ausfluss
Brennen und Jucken im Intimbereich
ein nicht-sauerer pH-Wert (der kann mit einem frei verkäuflichen Teststreifen bestimmt werden)
Für ein eindeutiges Ergebnis empfiehlt Dr. med. Judith Bildau jedoch einen Test, der die Zusammensetzung der Vaginalflora genauer untersucht.
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Wie baue ich meine Vaginalflora wieder auf?
Um sich vor Infektionen wie Pilzerkrankungen zu schützen, ist ein funktionierendes vaginales Mikrobiom wesentlich. Um die Vaginalflora wieder aufzubauen und gar nicht erst zu belasten, gibt es viele Möglichkeiten:
Gezielte Zufuhr von Milchsäurebakterien (vaginal oder oral)
Lebensmittel mit natürlichen Bakterien wie Sauerkraut, Apfelessig oder Naturjoghurt
Stressvermeidung
pH-neutrale Seifen extra für die Intimzone
Ausreichende, aber keine übertriebene Pflege
Unterwäsche aus atmungsaktiven Stoffen, die nicht zu eng anliegen
Beim Toilettengang von vorn nach hinten abwischen.
Übrigens: Der Mythos, sich für eine Verbesserung der Vaginalflora, ein Tampon mit Joghurt einzuführen „sollte unbedingt vermieden werden“, warnt Bildau. Die Bakterien des Joghurts sind nicht die der Vagina. Ein in Joghurt getränkter Tampon kann die Vaginalflora sogar schädigen!
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Schon gewusst? Die Vaginalflora beeinflusst das Immunsystem des Kindes
Wie wichtig die Vaginalflora ist, zeigt sich sogar beim Nachwuchs. Es gibt einige Studien, die belegen, dass die Vaginalflora der Mutter eine positive Wirkung auf das Immunsystem des Kindes hat, so die Gynäkologin. Bei einer natürlichen Geburt komme das Kind nämlich unmittelbar mit den „guten“ Bakterien in Berührung und das stärke das Kind.
Aber keine Sorge, wenn das Kind per Kaiserschnitt zu Welt kommt: „Eine Übertragung auf das Kind erfolgt auch durch das Stillen, Kuscheln und Küssen“, erklärt Bildau.
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