Zweite Kriegswelle rollt
Experte sicher: Wenn zweiter Ansturm scheitert, könnte Putin einlenken
30 weitere Videos
Seit wenigen Tagen läuft nun die zweite Kriegswelle in der Ukraine. Anders als noch im ersten Angriff konzentriert sich Putins Armee nun jedoch offenbar auf Städte und Gebiete im Süden und Osten der Ukraine. Sicherheitsexperte Joachim Weber ist sich dennoch sicher, dass Putin die Ukraine in die Knie zwingen will. „Wir sind jetzt wirklich in einer Situation, wo man die Ukrainer unterstützen muss“, so Weber. Er fordert die Bundesregierung deshalb auf, der Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nachzukommen und schweres Kriegsgerät zu liefern.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker
Kann die Ukraine noch einmal standhalten?
Die Bundesregierung aber hält sich bedeckt und will keine schweren Waffen – also z.B. Panzer oder Flugzeuge – liefern. Für Sicherheitsexperte Joachim Weber von der Universität Bonn ein schwerer Fehler, wie er im RTL-Interview sagt. „Die Ukraine kämpft um ihre Existenz. Sie brauchen schwere Waffen. Es wird ohne diese schweren Waffen nicht gehen!“
Lese-Tipp: Ukraine-Krieg: Selenskyj warnt vor russischen Atomangriffen
Zwar räumt auch Weber ein, dass solche Waffenlieferungen Putin nicht von seiner zweiten Angriffswelle abbringen würden. „Sie könnten aber verhindern, dass die Ukraine irgendwann zusammenbricht.“ Und das sei die entscheidende Frage, so Weber. „Im Moment setzt Putin auf die militärische Gewalt. Was im ersten Schlag nicht geklappt hat, versucht er jetzt im zweiten Ansturm, in der zweiten großen Offensive. „Das ist jetzt die Gretchen-Frage: Schaffen es die Ukrainer das abzuwehren“, so Weber.
Im Video: Experte appelliert an Bundesregierung schwere Waffen zu liefern
30 weitere Videos
Empfehlungen unserer Partner
Experte: Wenn Putin scheitert, muss er andere Lösungen suchen
Dass die ukrainischen Streitkräfte dem Angriff standhalten, hat laut Weber entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Krieges. „Von diesem (aktuellen) Angriff wird Putin niemand abhalten können“, so Weber. „Wenn dieser Ansturm (aber) scheitert (...), dann wird der Punkt kommen, wo sich Putin auch fragen wird, sind die Kosten für diesen Krieg nicht langsam zu hoch? Wie könnte eine Lösung aussehen?“
Dann – so Weber – komme die Stunde der Diplomatie. Dann könne auch Deutschland versuchen, auf politischen Wege zum Frieden beizutragen.
Lese-Tipp: RTL-Reporter trifft Klitschko-Brüder: Vitali und Wladimir in ständiger Lebensgefahr
Stimmen Sie ab: Sollte Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern?
Schicksalstag: 9. Mai
Stand jetzt ist Frieden aber in weiter Ferne. Denn Putin will um jeden Preis einen Sieg einfahren –am besten bis zum 9. Mai. Denn dieses Datum hat für Putin und ganz Russland eine besondere Bedeutung, wie RTL-Russlandexperte Dirk Emmerich erklärt. „Der 9. Mai ist tatsächlich ein Tag – der Tag des Sieges über Hitler 1945 und der sitzt ganz tief im Bewusstsein der Russen und der russischen Gesellschaft“, so Emmerich. Auch deshalb habe Putin den Krieg gegen die Ukraine auch immer wieder als „Krieg gegen die ukrainischen Nazis und Faschisten“ bezeichnet. Es gehe vor allem um große Symbolik, so Emmerich.
Gleichzeitig ist dieses Datum für Putin aber auch ein Schicksalstag. „Je näher wir diesem Tag kommen, umso mehr wird der Druck auf Putin wachsen, dass er einen Erfolg präsentieren muss. Ob das gelingt, ist allerdings keineswegs sicher“, so Russlandexperte Emmerich.
Lese-Tipp: Neue RTL-Umfrage: Kriegs-Angst der Deutschen nimmt wieder leicht zu
Im Video: RTL-Russlandexperte Dirk Emmerich erklärt Bedeutung des 9. Mai
30 weitere Videos
Experte: Waffen der Bundeswehr sind "fast unmöglich"
Fakt ist: Mithilfe schwerer deutscher Waffen wird sich die Ukraine auf jeden Fall nicht verteidigen können. „Nach meiner Einschätzung ist das aus Beständen der Bundeswehr in der Tat fast unmöglich. Die Bestände sind derart klein“, urteilt Sicherheitsexperte Weber im RTL-Interview. Die Bundeswehr habe beispielsweise nur etwa 120 Artilleriegeschütze – Russland habe 12.000.
Eine Lösung könnten aber die Waffen sein, die sich noch in den Lagern der Rüstungskonzerne befinden, so Weber. Diese warteten nur auf ihre Instandsetzung und Verwendung. Allerdings müsse die Bundesregierung nun schnell handeln. „Es wird viel zu viel Zeit vertrödelt. Es geht um Tage oder allenfalls um Wochen, in denen diese Dinge nun gebraucht werden“, so Weber. „Es ist allerhöchste Zeit.“
(sst)
Unsere Reporter vor Ort, Interviews und Analysen - in unserer Videoplaylist
Playlist: 30 Videos
So können Sie den Menschen in der Ukraine helfen
Helfen Sie Familien in der Ukraine! Der RTL-Spendenmarathon garantiert: Jeder Cent kommt an. Alle Infos und Spendenmöglichkeiten hier!