Prozess um zerstückelte Ekaterina B.

Mutter der Toten zum ersten Mal bei Gericht: “Er hat es unter dem Einfluss seiner Mutter getan"

Svetlana Bolgova, die Mutter von Ekaterina B., ist als Nebenklägerin heute selber im Gericht. Sie schaut dem Angeklagten direkt in die Augen.
Svetlana Bolgova, die Mutter von Ekaterina B., ist als Nebenklägerin heute selber vor Gericht. Sie schaut dem Angeklagten direkt in die Augen.
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von Thees Jagels und Jessica Sander

Dem mutmaßlichen Mörder der eigenen Tochter in die Augen schauen. Welche Kraft muss Svetlana Bolgova dafür aufbringen? Ihre Tochter, Ekaterina B., wurde im Februar 2022 wohl heimtückisch ermordet und zerstückelt. Lange konnte die Frau, die in St. Petersburg (Russland) lebt, nicht einreisen, doch heute ist sie endlich bei Gericht dabei.

“Das Verhältnis zu ihrem Mann ist eher als gut zu beschreiben”

Walter B. soll seine Frau und Mutter der gemeinsamen Tochter ermordet und zerstückelt haben. Er schiebt alles auf seine Mutter.
Walter B. soll seine Frau und Mutter der gemeinsamen Tochter ermordet und zerstückelt haben. Er schiebt alles auf seine Mutter.
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“Für mich ist die Reise sehr schwer. Ich muss am Gerichtsprozess teilnehmen und ich muss meinem Schwiegersohn in die Augen schauen”, erzählt Svetlana Bolgova, Nebenklägerin, im Gespräch mit RTL. Dem Mann, der mutmaßlich die eigene Tochter umgebracht und zerstückelt haben soll.

Obwohl Svetlana Bolgova zum Schluss eigentlich einen anderen Eindruck von der Beziehung zwischen Ekaterina und ihrem Schwiegersohn gewonnen hat. “Gerade vor dem Tod, in letzter Zeit, ist das Verhältnis eher als gut zu beschreiben, denn Walter hat sich bemüht. Man sieht auch, dass er an ihrem letzten Tag ein schönes Abendessen vorbereitet hat und meine Tochter hat nicht geahnt, dass sowas passieren kann.”

Zerstückelte Leiche von Ekatarina B. in Koffer in der Weser gefunden

Nämlich, dass sie im Februar 2022 ungebraucht und zerstückelt wird und ihre Leichenteile in einem Koffer in der Weser geworfen werden. Der Ehemann steht dafür seit August 2022 vor Gericht. Der beschuldigt jedoch seine Mutter. Die hat die Tat bereits eingeräumt. Gutachter zweifeln aber an Teilen ihres Geständnisses. Zweifel, dass einer von Beiden es ganz alleine getan hat, bleiben auch bei Ekaterinas Mutter, Svetlana: “Für mich ist es schwer vorzustellen, dass mein Schwiegersohn das alleine durchgezogen hat und die Leiche dann zerteilt hat. Ich gehe davon aus, dass er das unter dem Einfluss der Mutter gemacht hat. Auch, dass seine Mutter an der Zerteilung der Leiche beteiligt war.”

Nachbarin berichtet: "Ihr Mann war immer sauer" Ekaterina B. tot aufgefunden
03:33 min
Ekaterina B. tot aufgefunden
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Ist Walter B. der unschuldige Ehemann?

Auch Ludmilla B., die Schwiegermutter von Ekaterina, ist wieder bei Gericht. Sie behauptet, die 32-Jährige getötet zu haben.
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Es ist der dritte Tag der Aussage von Walter B., dem Ehemann von Ekaterina und Vater der gemeinsamen Tochter. Auch heute stellt er sich wieder als völlig unschuldig dar. Seine Mutter habe Ekaterina ganz alleine getötet. Er habe nur bei der Beseitigung der Leiche geholfen, sei erst dazu gekommen, als seine Frau schon in Säcken verteilt und in den Koffer gesteckt worden war.

“Mir wurde schlecht, ich bin zu Boden gegangen und dann seitlich aus der Garage raus, zu den Stühlen auf der Terrasse. Ich habe dann geweint, ich wusste nicht, was ich denken soll. Ich habe dann realisiert, dass meine Frau weg ist, die ist nicht mehr. Der Koffer und die Teile, das war unvorstellbar für mich, der Zustand“, so beschreibt der Angeklagte den Moment, als er die Leichenteile gesehen habe. Gemeinsam „entsorgen“ Mutter und Sohn die 32-Jährige im Fluss: „Ich habe den Koffer mit Schwung übers Geländer geworfen. Ich dachte, dass der Koffer untergeht, der war unglaublich schwer. Erst einige Wochen später entdeckt ein Spaziergänger die getötete Frau.

Svetlana: "Ich bin gekommen, um für meine Enkeltochter zu kämpfen"

Ekaterinas Mutter muss all dies heute nochmal mit anhören. Das ist aber nicht der Grund, warum sie bei diesem Prozesstag dabei ist. „Ich bin nicht gekommen, um meinen Schwiegersohn in die Augen zu sehen, sondern um für meine Enkeltochter zu kämpfen“, erzählt Svetlana Bolgova im Gespräch mit RTL. Das Mädchen ist ihre letzte Verbindung zu ihrer ermordeten Tochter. Seit der Tat darf sie zur Fünfjährigen kaum Kontakt haben: “Das Schlimmste an der ganzen Sache ist nicht nur, dass ich meine Tochter verloren habe, sondern auch, dass ich meine kleine Enkeltochter verloren habe, weil mir nicht gestattet ist, sie zu sehen.”

Der jetzige Vormund des Mädchens soll die persönlichen Kontakte verhindern, so Svetlana weiter. “Der derzeitige Vormund ist der Ansicht, dass die Kenntnisse der russischen Sprache sich negativ auf die emotionale und psychische Entwicklung von Victoria auswirken könnten.“ Sie hofft trotzdem, dass sie das Mädchen vielleicht irgendwann sogar zu sich nach Russland holen darf. “Ich habe zwei Kinder mit Herz und Seele erzogen. Es ist mein Wunsch, dass ich meiner Enkeltochter ein glückliches Aufwachsen ermöglichen kann.”

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