Mit ihrer Geschichte will sie anderen Betroffenen helfen

„Wenn ihr das seht, bin ich tot“ – Paola Marra entschied sich für Sterbehilfe

Gestern ist sie gestorben – und heute kennt sie die ganze Welt.
Die 53-jährige Britin Paola Marra entschied sich dazu, ihr Leben am 20. März 2024 mittels Sterbehilfe zu beenden. Ihr letzter Wunsch: Das Thema Sterbehilfe solle nicht länger ein Tabu-Thema sein und legal werden. Dazu wurde nur einen Tag nach ihrem Tod ein emotionales Video auf X (ehemals Twitter) veröffentlicht – es beginnt mit den Worten „Wenn ihr das seht, bin ich tot“.

Zwei Krebsdiagnosen und keine Heilungschance: „Ich will nur, dass es jetzt vorbei ist“

Die Leidensgeschichte von Paola Marra beginnt 2017. Damals wird bei der 46-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert, wie sie nur einen Tag vor ihrem Tod in einem Interview mit dem Guardian erzählt. Nur vier Jahre später dann die nächste schockierende Diagnose: Darmkrebs im Endstadium. Seitdem habe Paola diverse Operationen und Therapien über sich ergehen lassen müssen, die sie als „brutal“ beschreibt.

„Ich bin müde“, erklärt sie im X-Video, das auf dem Kanal @dignityindying erschien. Und weiter: „Ich bin seit sieben Jahren in Behandlung.“ Doch Heilung gebe es für Paola keine mehr – es sei klar, dass sie sterben müsse. „Es geht nur darum, wann und wie.“ Und diese Entscheidung wolle sie für sich selbst treffen. „Es ist mein Körper, es ist mein Leben“, sagt sie. „Ich will nur, dass es jetzt vorbei ist.“

Sterbehilfe ist in Großbritannien illegal - Paola bleibt nur der Weg in die Schweiz

Das liege nicht daran, dass sie ihr Leben nicht liebe – das tue sie. Doch Paola wolle nicht „in Windeln sterben“ oder dass „jemand meinen Arsch abwischt“. Alles, was Paola möchte: in Würde sterben. Am liebsten hätte sie das in ihrer Heimat Großbritannien getan. Doch: Sterbehilfe ist dort illegal. Und Paola war klar: Bleibt sie in Großbritannien, „wird die Art und Weise, wie ich sterben werde, kein guter Tod sein“, sagt sie im Interview kurz vor ihrem Tod.

Lese-Tipp: Italienerin wählte Sterbehilfe – Witwer erfährt vom Tod seiner Frau, als er die Urne mit ihrer Asche bekommt

Also entscheidet sich Paola, dem Schweizer Verein Dignitas beizutreten. Eine gemeinnützige Organisation, die ihren Mitgliedern Sterbehilfe gewährt. „Das hat nichts mit Tapferkeit zu tun, sondern damit, dass ich die Kontrolle übernehme. Und ich fühle mich durch diese Entscheidung gestärkt.“ Auch für andere Betroffene wünscht sich Paola diese Art der Selbstbestimmung. Daher hat sie noch vor ihrem Tod eine Petition gestartet – in der Hoffnung, dass ein würdevolles Sterben in Zukunft auch in Großbritannien möglich ist.

Ausschnitte aus dem emotionalen Gespräch über Paolas letzten Wunsch haben wir im Video für euch zusammengefasst.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Eure Meinung interessiert uns: Stimmt ab!

Sterbehilfe: So ist die Rechtslage in Deutschland

Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts kippte Anfang 2020 eine bis dato bestehende Regelung, die Sterbehilfe in Deutschland verbot. Der Grund: Das Recht des Einzelnen auf selbstbestimmtes Sterben würde durch dieses Verbot verletzt.

Im Jahr 2023 wurde das Gesetz neu verhandelt. Doch: Bei einer Abstimmung im Juni, bei der zwei Gesetzesentwürfe zur Debatte standen, kam es zu keiner Entscheidung.

Daher gilt aktuell: „Tötung auf Verlangen“ ist auch auf ausdrücklichen und ernstlichen Wunsch hin verboten. In bestimmten Situationen könnten jedoch „Behandlungsbegrenzungen“ geboten sein. So solle ein „offensichtlicher Sterbevorgang“ nicht durch Therapien künstlich in die Länge gezogen werden, erklärt die Bundesärztekammer. Zudem dürfe ein Sterben durch Unterlassen, Begrenzen oder Beenden einer Behandlung ermöglicht werden, wenn dies dem Patientenwillen entspreche.

Lese-Tipp: Todkranke wollen tödliche Dosis Betäubungsmittel kaufen – Gericht lehnt das ab

Leben, Liebe, Lifestyle – auf RTL.de findest du alles, was deinen Alltag leichter, besser und schöner macht. Mach uns zu deiner Startseite, um mehr als andere zu wissen!