Kriegsgeräte werden unweit der Front repariert
Panzerwerkstatt im Kriegsgebiet: "Wir machen unsere Arbeit hier, die Panzer ihre an der Front"
Panzer sind für die Ukraine ein rares Gut. Deshalb werden Modelle, die eigentlich in Museen zu finden wären, oftmals binnen weniger Stunden wieder einsatzfähig gemacht. Hindernisse und Gefahren lauern dabei überall. Ein Bericht aus einer ukrainischen Panzerwerkstatt nahe der Front.
Ein Fahrzeugfriedhof, der keiner ist
Es ist eine riesige Freifläche unter freiem Himmel – mitten im Donbass. Überall liegen die Trümmer zerbombter Gebäude herum. Die Front ist nur wenige Kilometer entfernt. Es entsteht der Eindruck, dass vor kurzem sogar noch an dieser Stelle gekämpft wurde, denn überall sind Panzer verteilt. Doch tatsächlich befindet sich genau an dieser Stelle eine Panzerwerkstatt.
Warum ausgerechnet diese Freifläche für die Reparatur genutzt wird, hat strategische Gründe. Um sich vor Angriffen zu schützen, stehen die Panzer auf dem gesamten Areal quer verteilt. Würden sie zusammengepfercht in einem Gebäude stehen, wäre der Schaden bei einem Angriff deutlich höher. So erscheint die Outdoor-Werkstatt wie ein riesiger Fahrzeugfriedhof.
Ein Team bestehend aus Maurern und LKW-Fahrern

Die Arbeit an den schweren Kriegsgeräten findet parallel statt. Während im Außenbereich der Panzer Ketten montiert werden, reparieren Arbeiter im engen Innenraum das Waffensystem. Die Stahlkolosse sollen schnellstmöglich wieder an die Front geschickt werden. Schwer vorstellbar, wenn die Außenhaut tiefe Einschussstellen zeigt. Doch jeder intakte Panzer hilft der Ukraine, Gebiete gegen die Invasoren zu verteidigen. Oder wie es Kompaniechef Artem ausdrückt: „Je früher diese Panzer repariert sind, desto eher werden unsere Jungs geschützt.“
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Und so arbeiten Borys, Wolodymyr und Co. bis zu 16 Stunden täglich daran, alte Panzer wieder fit zu machen. Dass kaum einer von ihnen für die Reparatur der Kettenfahrzeuge ausgebildet ist, scheint niemanden zu stören. Borys ist gelernter Maurer, Wolodymyr arbeitete zuletzt als LKW-Fahrer. Wie viele Panzer sie schon repariert haben, zählen beide schon gar nicht mehr: "Wir machen unsere Arbeit hier, die Panzer ihre an der Front."
Wenn nichts mehr geht, hilft die Betriebsanleitung von 1986
Moderne Kampfpanzer, die aus anderen Staaten an die Ukraine geliefert werden, findet man in der geheimen Werkstatt nicht. Die Stahlkolosse, die hier wieder gefechtstüchtig gemacht werden, sind sonst wohl auch eher in Militärmuseen zu finden. Denn einige Kettenfahrzeuge sowjetischen Ursprungs sind schon knapp 50 Jahre alt.
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Übrigens: Leopard-Panzer, die aus Deutschland und Polen an die Ukraine geliefert werden, sollen nicht in der Ukraine gewartet werden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und seine Amtskollegen aus Polen und der Ukraine einigten sich darauf, Reparaturen künftig im polnischen Gleiwitz umzusetzen. Das zuständige Unternehmen ist spezialisiert auf Leopard-Panzer. Schon in diesem Monat soll dort die Arbeit aufgenommen werden.
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Zeit, die Borys, Wolodymyr und Artem nicht haben. Die Panzer müssen binnen weniger Stunden wieder einsatzbereit sein. Zumal die gelieferten Modelle aus dem Ausland deutlich komplizierter konstruiert sind. Bei den Modellen, die in der geheimen Werkstatt stehen, hilft zur Not ein Blick in die Betriebsanleitung. Auch wenn die bereits 1986 gedruckt wurde und in einem besseren Zustand zu sein scheint, als es die Panzer sind.
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