Ukrainischer Angriff auf russische Flugplätze
Osteuropa-Historiker Wilfried Jilge: „Die Ukraine hat das Recht dies zu tun"
von Amany Salama und Vivian Bahlmann
Der Ukraine-Krieg wurde meist auf ukrainischem Boden ausgetragen. Nun wurden aber auch zwei Militärflughäfen in Russland angegriffen. Welche Folgen das für den Krieg hat und wie westliche Staaten auf einen möglichen Angriff der Ukrainer auf Russland reagieren, erklärt Wilfried Jilge, Osteuropa-Historiker am Zentrum für Internationale Friedenseinsätze im Interview mit RTL-Reporterin Vivian Bahlmann.
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Ukraine verschaffe sich einen Zeitvorteil
Der Angriff auf die 600 Kilometer entfernten Flugplätze, auf denen unter anderem Langstreckenbomber stationiert sind, hat mit Drohnen „möglicherweise aus sowjetischer Bauart noch, aber möglicherweise auch mit eigenen, modernen Drohnen“ stattgefunden, so Jilge. Für die Ukraine sei das nicht nur eine „neue Qualität“, sondern auch wichtig, um Zeit zu gewinnen.
Denn Russland müsse die Langstreckenbomber nun eventuell „weiter nach Osten verlegen“, was an sich keine Schwierigkeit sei, aber der Ukraine wiederum einen zeitlichen Vorteil verschaffe. „Insofern macht es aus ukrainischer Sicht Sinn, dass sie das getan haben“, so Jilge im Interview. Zur rechtlichen Sicht sagt er außerdem: „Die Ukraine hat das Recht dies zu tun, denn das russische Territorium ist nach dem Völkerrecht ein legitimes Angriffsziel für den Verteidiger.“
Ukraine verteidige sich “unverhältnismäßig”
Der Angriff sei auch in Hinblick auf die schweren Luftangriffe auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine von Bedeutung. Denn diese Angriffe werden unter anderem mit den Langstreckenbombern durchgeführt, die die Ukraine nun auf russischem Territorium angegriffen haben. Dennoch gelinge es den russischen Streitkräften nicht, die Ukraine “vor allem militärisch entscheidend zu treffen”.
Jilge stellt klar: Die russische Kriegsführung sei “genozidal eingefärbt”. Der gezielte Angriff auf Objekte in Russland sei eine “unverhältnismäßige” Verteidigung, dafür, dass Russland einen “verbrecherischen Krieg gegen die Zivilbevölkerung” führe. Allerdings würden sich die Ukrainer nicht “davon zermürben lassen”, so der Osteuropa-Historiker. “Eine überwältigende Mehrheit” der ukrainischen Bevölkerung sei erst dann zu Verhandlungen bereit, wenn die von Russland annektierten Gebiete wieder befreit würden.
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