Unklare Finanzierung und kein Start-Termin

Kritik am 49-Euro-Ticket wächst - Verkehrsminister Wissing wehrt sich

Anreiz oder Rohrkrepierer? Die Meinungen zum 49-Euro-Ticket fallen verschieden aus. Die einen finden den Preis des 9-Euro-Ticket-Nachfolgers viel zu hoch, die anderen kritisieren die Fokussierung auf Großstädte und Ballungsgebiete. Bundesverkehrsminister Volker Wissing will seinen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Blöd nur, dass ausgerechnet jetzt der Starttermin wackelt.

Startschuss des 49-Euro-Tickets ab dem 1. Januar 2023 – Ja? Nein? Vielleicht?

Geht es nach Bundesverkehrsminister Wissing, so sollte das 49-Euro-Ticket Anfang 2023 erhältlich sein. Das sehen nicht alle Seiten so, denn beim Einführungstermin der 9-Euro-Nachfolge gibt es noch Gesprächsbedarf. Die Verkehrsunternehmen halten eine Einführung erst ab dem 1. März für realistisch. Nun sah sich Wissing dazu aufgefordert, den Starttermin noch einmal zu überdenken oder aber an verschiedene Bedingungen zu knüpfen.

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Nach Ansicht des FDP-Politikers erfordert die Einführung des Tickets eine umsichtige Planung und sorgfältiges Vorgehen. „Es hilft nichts, wenn wir jetzt etwas übers Knie brechen und technische Probleme den Start erschweren“, sagte Wissing. „Die Länder müssen die Umsetzung zügig mit uns klären, sodass wir in einigen Wochen ein verbindliches Startdatum nennen können.“ Diese Aussage nährt Zweifel am geplanten Starttermin.

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Der Ball liegt nun bei den Ländern

Einfahrende U-Bahn am U-Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin *Aufnahmedatum geschätzt* Einfahrende U-Bahn in Berlin *** U-Bahn arriving at U Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin Recording date estimated U-Bahn arriving in Berlin
Das 49-Euro-Ticket soll bundesweit gelten. Noch ist aber nicht abschließend geklärt, wann es erhältlich ist.
imago stock&people, imago/Seeliger, snapshot-photography/T.Seeliger

Im Interview mit der „Rheinischen Post“ hat Wissing nun die Länder in die Pflicht genommen. Sie sollen nun möglichst zügig letzte Einzelheiten klären. Erst dann könne das deutschlandweit geltende Ticket in den Verkauf gehen. Auch die Finanzierung des Tickets ist weiterhin nicht vollends geklärt.

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Rund drei Milliarden Euro von Bund und Ländern könnten am Ende nicht ausreichen, das Ticket zu finanzieren. In zahlreichen Kommunen sind die Kassen schon länger leer. Das wiederum könnte zu Kürzungen des Angebots führen. Schließlich würden die Verkehrsverbände damit ihre Preisautonomie verlieren.

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Ländliche Regionen profitieren wenig - Wissing widerspricht

Die Frage nach der Finanzierung ist nicht die einzige Kritik am 49-Euro-Ticket. So wird befürchtet, dass besonders Bewohner ländlicher Regionen keinen Effekt aus der Deutschlandfahrkarte ziehen könnten. Wissing weist dies zurück: „Das ist eine völlig falsche Sicht. Gerade im ländlichen Raum werden die Bürger von dem Ticket stark profitieren, weil der ÖPNV dort meist viel teurer ist als in den Städten und Ballungszentren“, sagte er der RP und dem General Anzeiger.

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Für Pendler seien die Preise eine enorme Belastung und oft das Argument, eher das Auto zu nutzen. „Das wird sich ändern. Es wird für die Menschen auf dem Land preiswerter und sie können das Ticket im Alltag nutzen“, kündigte Wissing an. Allerdings müsse hierfür auch die Infrastruktur in ländlichen Regionen gezielt ausgebaut werden, in denen teilweise sogar ganze Schienen-Netze zurückgebaut wurden.

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Bei all der Kritik, muss aber letztlich die Umweltbilanz gelobt werden, die vom 49-Euro-Ticket ausgehen kann. Denn wo Angebote geschaffen werden, steigt erfahrungsgemäß auch die Nachfrage. Der Umstieg auf den Schienenverkehr ist schließlich ein wichtiges Instrument, um künftigen Klimazielen näher zu kommen. Allerdings nur, wenn hier nachhaltig ein attraktives Angebot geschaffen wird. (epd, rdr)

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