Propaganda aus dem All

Russische Film-Crew stört Arbeit auf der Raumstation ISS

Ausschnitt aus dem Film „The Challenge – Die Herausforderung“ mit Julia Peressild
Die Schauspieler des Films „The Challenge – Die Herausforderung“ haben den Zeitplan auf der Raumstation ISS ordentlich durcheinander gebracht.
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von Dimitri Blinski

„The Challenge - Die Herausforderung“ ist der erste Spielfilm, der von professionellen Filmemachern, zu einem großen Teil im Weltall gedreht wurde. Neben dem Vorwurf, dass das Projekt vor allem Propaganda sei, für die viel russisches Steuergeld verwendet wurde, gibt es auch Kritik an den Dreharbeiten. Denn diese haben die Arbeiten auf der ISS durcheinander gebracht.

Lange Vorbereitungen für die Crew

KAZAKHSTAN - OCTOBER 17, 2021: Ground personnel tend to actress Yulia Peresild after the landing of the Soyuz MS-18 reentry capsule with herself and director Klim Shipenko of the Vyzov [The Challenge] film crew as well as Roscosmos cosmonaut Oleg Novitsky on board, in steppes southeast of Jezkazgan. Sergei Savostyanov/TASS
Schauspielerin Julija Peressild spielt eine Chirurgin, die im Weltall operieren soll.
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Eine alleinerziehende Chirurgin, die in einer Moskauer Klinik arbeitet, darf bei einem ganz besonderen Projekt mitmachen: Sie soll das Leben eines Kosmonauten retten, durch eine Operation auf der Raumstation ISS.

Die Schauspielerin Julija Peressild hat sich gegen 3.000 Bewerberinnen durchgesetzt und ist schließlich mit einer kleinen Film-Crew auf die ISS geflogen. Vorher hat sich das Team intensiv auf gefährliche Situationen vorbereitet, sie haben ihren Körper trainiert und wurden technisch geschult.

12-Millionen-Euro-Film stört Arbeit auf der ISS

Ausschnitt aus dem russischen Film „The Challenge – Die Herausforderung“
Die Crew des Propaganda-Projektes „The Challenge – Die Herausforderung“ hat zwölf Tage auf der ISS verbracht - dafür gabs auch viel Kritik.
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Seit letzter Woche können sich die Russinnen und Russen nun „Вызов“, zu Deutsch „The Challenge - Die Herausforderung“ in allen Kinos den Landes anschauen. Präsident Wladimir Putin lobte die Crew dafür, dass sie die Ersten waren, die einen Film im Weltall produziert haben.

Doch nicht alle sind so begeistert von diesem Film. Fjodor Jurtschichin, ehemaliger russischer Kosmonaut, kritisiert die 12-Millionen-Euro-Produktion. Er sagt, der Zeitplan auf der ISS sei durch die Dreharbeiten gestört worden. Denn tatsächlich musste der US-Astronaut Mark Vande Hei statt sechs Monaten, ein Jahr auf der ISS bleiben. Auch die Sitzplatzzuweisung bei den Flügen zur Internationalen Raumstation musste neu geordnet werden. Und das alles für einen „Touristenflug“, wie Jurtschichin sagte. Er glaube, dass das ganze Projekt der Raumfahrt mehr schaden, als nutzen werde, denn dadurch durften andere Kosmonauten nicht fliegen, die sich lange vorbereitet hätten.

Mit dem Flug Sojus MS-19 ist die Crew im Oktober 2021 auf die ISS geflogen und hat dort zwölf Tage lang die Raumstation in Beschlag genommen. Auch andere Astronauten waren in dieses Projekt eingebunden und konnten nicht ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen.

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Putins Pressesprecher bei Premiere des Films

RUSSIA, MOSCOW - APRIL 12, 2023: President Putin's spokesman Dmitry Peskov with daughter Yelizaveta at the Moscow premiere of Klim Shipenko's drama film The Challenge, at the Karo 11 Oktyabr Cinema. The Challenge is the first feature film to be made aboard the International Space Station. Valery Sharifulin/TASS / action press
Putins Pressesprecher Dmitri Peskow bei der Premiere von „The Challenge – Die Herausforderung“
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Bei der Filmpremiere waren neben Prominenten, auch viele Politiker dabei, unter Anderen auch Wladimir Putins Pressesprecher Peskow. Somit wirkt das Ganze nicht einfach nur wie ein Spielfilm zur Unterhaltung, sondern eher wie ein staatliches Projekt, mit ganz klaren politischen Botschaften. Das wurde auch schon bei der Pressekonferenz zum Film deutlich, als ausdrücklich betont wurde, dass der Film in allen russischen Kinos läuft, auch in den vier von Russland besetzten ukrainischen Regionen. Dazu passt auch, dass hinter der Produktion, die russische staatliche Raumfahrtbehörde Roskosmos steht und die hat eigene Intresse. So soll die Raumfahrt auch durch diesen Film wieder populär gemacht werden.

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„Ich kann nicht verstehen, warum ihr dafür ins Weltall geflogen seid"

Manche Kritiker lassen kein gutes Haar an dem Film. So sagte Ekaterina Parfenko, dass sie schon deutlich bessere Videos aus dem Weltall und von der ISS gesehen habe, als in diesem teuren Film. „Ich kann nicht verstehen, warum ihr dafür ins Weltall geflogen seid und so viel Geld ausgegeben habt“, sagt Parfenko auf ihrem YouTube-Kanal. Auch würde man kaum Nähe zu den Protagonisten aufbauen, wenig Emotionen, viel zu technisch.

Nach den Dreharbeiten sollte die Hauptdarstellerin Julija Peressild eigentlich die höchste Ehre des Landes erhalten, doch das verhinderte Fjodor Jurtschichin. Der Ex-Kosmonaut hatte überhaupt kein Verständnis dafür, warum eine Schauspielerin diese Ehre erhalten sollte. Viele seiner Kollegen dagegen werden überhaupt nicht geehrt, nach Einsätzen, auf die sie sich ein halbes Leben vorbereitet hätten.

„The Challenge – Die Herausforderung“ sollte der ganzen Welt zeigen, dass die Russen, nachdem sie die Ersten im Weltall waren, nun auch den ersten Film aus dem Weltall produzieren können. Damit haben sie zwar die US-Pläne für ein ähnliches Projekt durchkreuzt, doch die Propaganda-Maschine ist dieses mal nach hinten losgegangen. Der Film hat für viel zu viele negative Diskussionen gesorgt, da helfen auch die lobenden Worte des Präsidenten nicht. (dbl)

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