Ihr Baby hatte jetzt Geburts- und TodestagMutter bringt tot geweihtes Kind zur Welt - sie durfte nicht abtreiben

Die kleine Halo lebte genau vier Stunden.
Dann starb das Mädchen an Anenzephalie, einer Erkrankung, bei der sich das Gehirn während der Schwangerschaft nicht ausbildet. Mama Samantha Casiano wusste seit der 20. Schwangerschaftswoche von der Fehlbildung ihrer Tochter, doch die Gesetze in Texas verbaten ihr, abzutreiben. Nun, ein Jahr später, feiert Casiano den ersten Geburtstag und Todestag ihrer Tochter am selben Tag.
Die kleine Halo hat Anenzephalie - doch Mama Samantha darf nicht abtreiben
Das Trauma sitzt bei Samantha Casiano noch immer tief. 2023 kam Töchterchen Halo auf die Welt, nur um wenig später zu sterben. Das Kind hat Anenzephalie, einer Fehlbildung, bei der Teile des Schädeldachs fehlen und sich Hirnhäute, Gehirn und Kopfhaut nicht richtig ausbilden.
Wenn die Kinder die Schwangerschaft überhaupt überleben, sterben sie spätestens wenige Tage nach der Geburt, heißt es auf der Informations-Webseite anencephaly.info. Meist kommt es während der Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt oder die Kinder werden abgetrieben.
Das wollte 2023 auch Casiano tun, wie es bei einem Exklusiv-Bericht von CNN heißt. „Ich war verloren an diesem Tag“, erinnert sich Casiano bei CNN. „Ich sollte in der Lage sein, meine Tochter freizulassen. Ich bin ihre Mutter. Das ist mein Recht.“ Doch nicht in Texas, wo die harten Abtreibungsgesetze ihr den Schwangerschaftsabbruch untersagen.
Im Video: Baby kommt auf die Welt - kurz vor seiner Abtreibung
Casiano wollte abtreiben, um ihrer Tochter Leid zu ersparen
Abtreibungen sind dort in fast allen Fällen verboten, außer das Leben der Mutter ist in Gefahr. Und Casianos Gynäkologin machte der 30-Jährigen sofort klar, dass in ihrem Fall eine Abtreibung nicht rechtens sei. Die nächstgelegenen Abtreibungskliniken in New Mexiko und Colorado waren allerdings weit entfernt und viel zu teuer für die Vierfach-Mutter.
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Und so trug Casiano ihre zum Tod geweihte Tochter neun Monate in ihrem Bauch, nur um sie am 29. März 2023 zur Welt zu bringen und sogleich wieder zu verlieren. Denn nach nur vier Stunden starb die kleine Halo noch am selben Tag. „Ich bin bis zum Ende meines Lebens gezeichnet“, sagt Casiano deutlich. „Meine Tochter war in meinem Körper gefangen und wartete darauf, befreit zu werden.“ Doch sie als Mutter habe sie nicht befreien dürfen.
„Es tut mir so Leid, dass ich dir das antun muss“
Doch obwohl Casiano noch immer mit ihrem Verlust zu kämpfen hat, scheut sie sich nicht von Halo ihrem Tod zu berichten – und für Frauen in einer ähnlichen Situation zu kämpfen. „Ich möchte, dass die Leute Fragen stellen“, sagt sie. „Ich will, dass Leute die Situation begreifen und wieso Abtreibungen eine Gesundheitsleistung sein sollten.“
Im Juli 2023 schloss sich Casiano deshalb einer Sammelklage gegen den Staat Texas an und sagte vor Gericht aus: „Ich musste zusehen, wie meine Tochter mit jedem Atemzug nach Luft rang“, erzählte sie damals. „Ich musste zusehen, wie meine Tochter erst rosa, dann rot, dann lila wurde, wie sie immer kälter in meinen Armen wurde.“
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Sie habe während dieser vier Stunden nur einen Satz immer und immer wiederholt: „Es tut mir so Leid, dass ich dir das antun muss.“
Vor wenigen Tagen feiert die Familie Halos Geburtstag auf dem Friedhof

Vor wenigen Tagen, gerade noch rechtzeitig zu Halos ersten Geburtstag, wurde endlich auch der Grabstein für das Baby geliefert. Die Familie feierte die Grabsteinsetzung und den Geburtstag von Halo mit Torten und Lametta auf dem Friedhof, wo sie seit dem schicksalhaften Tag vor einem Jahr jeden Sonntag hingehen.
Tochter Camila habe Halo sogar eine Puppe mitgebracht, so Casiano: „Sie spielte mit den Puppen auf dem Grabstein, fast so, als würde sie mit Halo spielen. Es war sehr rührend mitanzusehen.“
Und Casiano hat Hoffnung. Hoffnung, dass diese kleinen Szenen, die Grabsteinsetzung und natürlich ihr nicht endender Kampf gegen das texanische Abtreibungsgesetz sie selbst einen Schritt näher in Richtung Heilung bringen.