"Es war entmündigend"

Wegen Abtreibungsverbot in Texas! Frau stirbt fast nach Fehlgeburt

Amanda Zurawski
Amanda Zurawski ist in der 18. Schwangerschaftswoche, als sie eine Fehlgeburt erleidet. Doch die Ärzte dürfen den Fötus erst entfernen, als sie an einer lebensbedrohlichen Sepsis erkrankt.
Facebook/@Amanda Zurawski

Noch immer sind Amanda Zurawski und ihr Ehemann Josh fassungslos. Als Amanda in der 18. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleidet, dürfen die Ärzte den Fötus nicht entfernen. Das Abtreibungsgesetz in Texas verbietet es. Erst als sie mit einer akuten Blutvergiftung ins Krankenhaus kommt, dürfen die Ärzte endlich eingreifen.

"Das war furchtbar"

Über Monate hinweg versucht das Ehepaar ein Kind zu bekommen, Amanda unterzieht sich außerdem einer Hormonbehandlung, um endlich schwanger zu werden. Die Freude ist groß, als der Test dann tatsächlich positiv ist, – bis Amanda nur wenige Wochen später das Kind verliert. Wie die amerikanische Zeitschrift „People“ berichtet, geht die 35-Jährige gerade spazieren, als sie einen „abnormalen Ausfluss“ bemerkt habe und „etwas, das sich wie Wasser anfühlte, das mein Bein hinunterlief“.

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Amanda zögert nicht und macht einen Termin beim Arzt. In dem Moment denkt sie noch keine Sekunde daran, dass sie ihr Kind verlieren könnte. Erst in der Klinik kommt raus, dass sie eine sogenannte Gebärmutterhalsschwäche hat, auch bekannt als „inkompetenter Gebärmutterhals“. Heißt, der Gebärmutterhals ist nicht stark genug, um während der ganzen Schwangerschaft geschlossen zu bleiben. Bei Amanda ist der Hals bereits so weit geöffnet, dass das Baby keine Überlebenschance mehr hat. „Das war furchtbar", erinnert sie gegenüber „People“. "Ich bin zusammengebrochen."

Amanda lebt in Texas - und darf nicht abtreiben

Doch damit nicht genug. Denn obwohl das Baby nicht mehr lebensfähig ist, hat es noch einen Herzschlag – und darf deshalb nicht abgetrieben werden. Denn Amanda lebt in Texas, einem US-Bundesstaat, der mit das schärfste Abtreibungsgesetz hat. Demnach dürfen Föten ab der 6. Schwangerschaftswoche, also sobald ein Herzschlag auf dem Ultraschall zu hören ist, nicht mehr abgetrieben werden. Auch nicht, wenn die Frau Opfer von sexueller Gewalt geworden ist. Erst wenn die Mutter eine tatsächliche Fehlgeburt erleidet oder so krank wird, dass ihr eigenes Leben in Gefahr ist, dürfen die Ärzte eingreifen.

Für Amanda bedeutet das: warten. „Es war entmündigend“, sagt sie. „Ich war unfähig zu funktionieren. Ich habe nicht gearbeitet, nicht gegessen, nicht geschlafen. Und ich betete, dass das Herz meines Babys aufhört zu schlagen.“ Von dem Baby, das sie sich seit jeher gewünscht habe.

Amanda bei ihrer Hochzeit 2019
2019 heiraten Amanda und Josh. Dann versucht das Paar über Monate hinweg, ein Kind zu bekommen. Erst als Amanda sich einer Hormonbehandlung unterzieht, wird sie schwanger.
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Eine Sepsis bringt Amanda fast um

Und es kommt, wie es kommen muss: Amanda erkrankt an einer Sepsis und wird in die Notaufnahme eingeliefert, wo die Ärzte endlich operieren dürfen. Doch da schwebt Amanda bereits in Lebensgefahr. „Sie ist die zäheste Person, die ich auf der Welt kenne“, erzählt Ehemann Josh, „und als sie vor mir zusammenbrach, wusste ich, dass etwas Ernstes im Gange war.“ Sie habe nicht allein gehen können, sei nicht bei klarem Verstand gewesen und habe nach der Entbindung sofort auf die Intensivstation gemusst. "Das war das Beängstigendste, was ich je in meinem Leben erlebt habe - Amanda in einem Zustand zu sehen, der ihr Todesurteil hätte sein können.“

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Es habe drei Tage gedauert, von der Infektion bis zur Sepsis, dass die Ethikkommission des Krankenhauses endlich einer medizinischen Behandlung zugestimmt habe, schreibt Amanda in einem Bericht des „Meteor“. „Drei Tage, bis mein Leben als 'genug' gefährdet angesehen wurde, dass die unvermeidliche Frühgeburt meiner Tochter durchgeführt werden konnte; drei Tage, bis die Ärzte, Krankenschwestern und andere Fachkräfte des Gesundheitswesens ihre Arbeit machen durften.“

"Eines Tages werden wir Eltern sein"

Ihre Ärzte seien genauso wütend gewesen, weil ihnen die Hände gebunden waren. Aber hätten sie gehandelt, so Amanda, hätten sie eine Straftat begangen. Bis heute können sie und Josh nicht glauben, welche Auswirkungen das texanische Abtreibungsgesetz auf ihr Leben gehabt habe. „Als das texanische Gesetz verabschiedet wurde, war ich natürlich wütend und nicht einverstanden“, sagt sie. Aber sie habe nie geglaubt, dass das Gesetz nicht nur eine Abtreibung, sondern auch den sicheren Zugang zur Gesundheitsversorgung versperre.

Und noch immer hat Amanda mit den Folgen der Sepsis zu kämpfen. Ihre Gebärmutter ist derart vernarbt, dass sie operiert werden muss und niemand weiß, ob sie je Kinder austragen kann. Doch das Paar bleibt hoffnungsvoll. „Ich weiß nicht, wie wir es schaffen werden, aber eines Tages werden wir Eltern sein“, so Amanda. (jbü)