In sächsischem 3.000-Seelen-Dorf
Wolf geht nachts auf Beutezug in Gärten – Anwohner verbarrikadieren sich
Der Wolf ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Es gibt 157 bestätigte Rudel; Niedersachsen und Brandenburg wollen den Abschuss von einzelnen, problematischen Wölfen vereinfachen. Wie es ist, wenn ein Wolf dem Menschen auf die Pelle rückt, hat Antje Schilling aus Liebschützberg (Sachsen) hautnah erfahren.
Wolf klaut in Liebschützberg Fressnapf der Katze
Ein Wolf schleicht sich in ihren Garten, klaut dort die leeren Fressnäpfe der Katze: keine bedrohliche, aber doch eine kuriose Szene, die Schillings Überwachungskamera gefilmt hat. "Der Wolf hat hier hunderte von Quadratkilometern Auslauf – warum sucht der sich gerade meine 800 Quadratmeter Garten aus?", wundert sie sich. Dabei ist sie nicht die Einzige aus der Gemeinde in der Nähe von Riesa, die ungebetenen Besuch bekommt. In einem anderen Garten zerbeißt ein Wolf einen Hundepool und klaut eine Solarlampe.
Ganz normal ist das nicht, findet Matthias Rau, Leiter der Fachstelle Wolf im Sächsischen Landesamt für Umwelt. "Wir kennen ein solches Verhalten von Füchsen, da ist es ja mehrmals dokumentiert. Aber beim Wolf ist es uns das erste Mal aufgefallen", sagt der Wolfsexperte.
Elektrozäune zum Schutz vor dem Wolf
Kein Wunder, dass in Liebschützberg tatsächlich so etwas wie die die Angst vor dem bösen Wolf umgeht. Denn viele Bewohner fürchten, das Tier könne Haustiere oder letztlich sogar Menschen angreifen. "Es gibt doch Kinder, die abends mal rumlaufen. Woher weiß ich denn, dass die nicht angegriffen werden?", fragt Anwohner Michael Schmidt.
Seit wieder Wölfe in Deutschland leben, werden zwar immer wieder Schafsherden attackiert. Ein Angriff auf einen Menschen ist jedoch nicht dokumentiert. Im Garten möchte in Liebschützberg dennoch niemand einen Wolf haben, weshalb in der 3.000-Einwohner-Gemeinde jetzt Elektrozäune aufgestellt werden. (bst)