Konzepte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Leopoldina

So sind wir nicht mehr auf russisches Erdgas angewiesen

08.03.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung) stehen in der Sonne. In Lubmin bei Greifswald endet die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, durch die seit 2011 russisches Erdgas nach Deutschland fließt. Russland hat nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gedroht. Foto: Stefan Sauer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ukraine-Konflikt - Nord Stream 1
sts htf, dpa, Stefan Sauer

Die Debatte um das Erdgas aus Russland wird in der gesamten EU lauter. Jetzt haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leopoldina zur sicheren Energieversorgung geäußert und einen möglichen Plan zum Stopp der Erdgasversorgung aus Russland erstellt.
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Noch sind die Erdgas-Reserven zu 27 Prozent gefüllt

Knapp jeder vierte deutsche Haushalt ist auf Erdgas angewiesen, welches Hauptsächlich zur Wärmeerzeugung genutzt wird. „Etwas mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases wird aus Russland importiert“, heißt es aus der Pressemitteilung der Leopoldina vom 08. März. Die andere Hälfte komme vorwiegend aus Norwegen und den Niederlanden. Aktuell sollen sie die Erdgasreserven in Deutschland noch bis zu 27 Prozent gefüllt sein, so heißt es weiter.

Kurzfristige Lösungen

Um nicht auf das russische Erdgas angewiesen zu sein, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen einige kurzfristige Maßnahmen für die kommende Wochen und Monate diskutiert. Dabei ging es unter anderem um Flüssiggasimporte, Einsparungen beim Erdgas und das Füllen von Gasspeichern als Puffer für den Winter.

„Um die Erdgasnachfrage zu reduzieren, könnte zudem auf eine stärkere Kohleverstromung gesetzt werden. Dies führt kurzfristig zu höheren Kosten für die vom europäischen Emissionshandel erfassten Unternehmen“, heißt es in der Stellungnahme von Dienstag (8.3.). Dabei sind finanzielle Belastungen der Bürgerinnen und Bürger mit niedrigen und mittleren Einkommen sollen dabei unter die Arme gegriffen werden und Unternehmen von Energiesteuern sollen entlastet werden, so die Experten.

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Mittel- und langfristige Lösungen

Ein Blick in die etwas fernere Zukunft zeigt, dass Deutschland mittelfristig innerhalb eines Jahres eine robuste Reserve an Energieträgern benötige, sowie einen Ausbau der Flüssiggaskapazitäten und eine Ertüchtigung des Gasnetzes. Auch das haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme zur sicheren Energieversorgung der Leopoldina festgehalten.

In zwei bis zehn Jahren fordern die Experten langfristig einen Ausbau der Infrastruktur für den Umschlag und Import von Wasserstoff. Außerdem empfehlen sie den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Der Kohleausstieg 2030 sollte das Ziel bleiben

Zuletzt geht noch ein wichtiger Appell aus der Stellungnahme hervor: Der geplante Kohleausstieg 2030 dürfe nicht in Frage gestellt werden. Er helfe dabei, von russischen Kohleimporten unabhängig zu werden. Immerhin sollen sie 50 Prozent der Kohleeinfuhr nach Deutschland ausmachen.

Abschließend heißt es: „Bestehende wirksame Mechanismen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, allen voran der Emissionshandel und seine Weiterentwicklung im Rahmen des EU Green Deal, dürfen nicht aufgeweicht werden.“

Mithilfe all dieser Aspekte wäre es möglich, die Abhängigkeit von dem russischen Erdgas und Import zu unterbinden oder zumindest deutlich zu reduzieren. Die aktuelle Situation mache es erforderlich, den Umbau des Energiesystems noch energischer als bisher voranzutreiben. (ljo)

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