Das rät die Expertin

Krieg in der Ukraine - wie erkläre ich's meinem Kind?

Wie erkläre ich meinen Kindern den Krieg? Therapeutin klärt auf
02:31 min
Therapeutin klärt auf
Wie erkläre ich meinen Kindern den Krieg?

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Corona ist noch lange nicht besiegt. Und schon müssen unsere Kinder die nächste Krise verarbeiten. Dabei ist die kindliche Psyche bereits durch die Pandemie massiv belastet. Nun hat Russland begonnen, die Ukraine anzugreifen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im ganzen Land den Kriegszustand ausgerufen. Auch Kinder spüren, dass etwas nicht stimmt, und dass möglicherweise Schlimmeres passieren könnte. Viele Eltern fragen sich darum derzeit, ob überhaupt und wie sie ihrem Kind die mögliche Bedrohung erklären können. Eine Familientherapeutin weiß Rat.

Lese-Tipp: Alle Informationen zum Ukraine-Konflikt finden Sie in unserem Liveticker bei RTL.de

Kriegsangst trifft vulnerable Generation

Als sie vor zwei Jahren schon einmal zu dem Thema wie Eltern ihren Kindern Krieg und Terror erklären können interviewt wurde, waren die Voraussetzungen noch andere, sagt die Familientherapeutin Felicitas Heyne gegenüber RTL.

Über Corona wusste man noch nicht viel, es wurde kaum darüber berichtet. Heute hat sich die Situation verändert: Wegen der vergangenen Monate und dem Leben in und mit der Pandemie, seien unsere Kinder psychisch ausgelaugt. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind überfüllt. Therapeuten können nicht alle Therapieanfragen bearbeiten.

Das bedeutet, die jetzige „Kriegsangst trifft eine sehr vulnerable Generation“, erklärt Felicitas Heyne. Nämlich inmitten einer weltweiten Pandemie, die für uns alle und gerade für die Kinder sehr belastend sei. Deshalb rät sie heute Eltern, gerade bei kleinen Kindern nur über einen Krieg zu sprechen, wenn diese gezielt nachfragen, denn „je weniger ich mein Kind damit belaste, desto besser“. Man solle versuchen, seine Kinder so gut es geht, von den Bildern und Informationen fernzuhalten. Lügen solle man allerdings nicht. Wenn ein Kind beunruhigt ist und nachfragt, sollte man ehrlich antworten und nichts beschönigen. Allerdings ohne dabei Panik oder Angst zu verbreiten. Wichtig sei es, sachlich zu bleiben.

Eltern sollten ihr eigenes Verhalten hinterfragen

Das Entscheidende im Gespräch gerade mit kleinen Kindern sei es, so Felicitas Heyne, seine eigenen Gefühle und Handlungen zu beruhigen und sich selbst zu hinterfragen: Wie gehe ich eigentlich selber mit dem Thema um? Ein Kind könne die Bedrohung durch den Krieg noch nicht einschätzen. Was es aber sehr wohl einschätzen kann, ist die Gefühlslage seiner Eltern. Selbst wenn Angst oder Panik nicht direkt ausgesprochen werden, so orientieren sich Kinder stark an ihren Eltern und spüren unterschwellig deren Sorge. Deshalb sei es „enorm wichtig, dem Kind Ruhe und Sicherheit zu vermitteln und ihm das Gefühl zu geben: Ich bin dein Fels in der Brandung“, rät Heyne.

Doch die eigene Panik zu besiegen und sich zu beruhigen im gefühlten Chaos in der Welt – wie kann das gelingen? Die Familientherapeutin rät, den Medienkonsum besser zu steuern und gegebenenfalls einzuschränken. Sich ein bis zwei seriöse Nachrichtenquellen zu suchen und dann gezielt maximal morgens und abends einmal reinzuschauen.

Denn hört und schaut man von morgens bis abends nur die schlimmen Nachrichten, gerät man in einen permanenten Erregungszustand, der sich auch auf die Kinder überträgt. Eine weitere Methode, ruhig und gelassen zu bleiben, könne sein, sich an vergangene Krisen zu erinnern, die erfolgreich bewältigt wurden und die man selbst und seine Umgebung unbeschädigt überstanden hat.

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Schulkinder und Teenager sollten über Gelesenes sprechen können

Etwas anders verhält es sich bei älteren Kindern und Teenagern. Im Familienalltag kommt es zwangsläufig zu Situationen, in denen man sich der Kriegsgefahr bewusst wird: beim gemeinsamen Nachrichten schauen, über Social Media oder Surfen im Netz.

Wichtig für Eltern ist es, das Medienkonsumverhalten ihrer Kinder zu kennen. Sie sollten darauf achten, dass die Kids nicht zu viel allein im Netz unterwegs sind und sie mit dem Informationsüberfluss nicht allein lassen. Die älteren Kinder und Teenager kann man durchaus proaktiv ansprechen: Was hast Du gelesen, was beschäftigt Dich? Eltern sollten ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Kinder haben und sie ernst nehmen. Gleichzeitig ist es wichtig für die Kinder zu wissen, dass ihre Eltern für sie da sind und sie im Ernstfall beschützen werden. (psc)

Im Video: Frankfurter Jugendpsychotherapeutin Miriam Hoff gibt zusätzlich Tipps

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