Forscher testen Medikamente an Mini-Tumoren
Hoffnung für Tausende Kinder! Neue Krebstherapie kurz vor dem Durchbruch?

Steht die Forschung vor einem bahnbrechenden Durchbruch?
Wenn Kinder an Krebs erkranken, ist das nicht nur tragisch, die Diagnose stellt Mediziner auch oft vor große Herausforderungen: Viele gängige Krebstherapien können bei Kindern nicht angewendet werden. Doch es gibt Hoffnung! Krebsforscher Olaf Witt und sein Team sind der Lösung des Problems auf der Spur und können erste Erfolge verzeichnen.
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Kindern stehen gerade mal zehn Krebsmedikamente zur Verfügung
Das Problem ist einfach erklärt: Da Kinder deutlich seltener an Krebs erkranken als Erwachsene, sind die Krebserkrankungen der Kleinen auch weniger erforscht. „In Deutschland wird Krebs bei jährlich rund 2.200 Kindern und Jugendlichen neu diagnostiziert“, erklärt Professor Olaf Witt gegenüber RTL. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen kommen jährlich 500.000 neue Fälle hinzu.
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Kindliche Tumore haben laut Witt ganz andere „biologische Eigenschaften“, mutieren und verändern sich also ganz anders als Tumore von Erwachsenen. Deshalb gebe es für kindliche Tumore zum Teil noch gar keine wirksamen Medikamente, so der Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums (KiTZ) in Heidelberg. Abgesehen davon, dass Kinder eine andere Dosierung und Verabreichung benötigen: „Säuglinge und Kleinkinder können beispielweise keine Tabletten einnehmen“, erklärt Witt. Während für Kinder streng genommen kaum zehn Krebsmedikamente auf dem Markt seien, stünden erwachsenen Patienten einige hundert zur Verfügung.
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Die neue Therapie testet Medikamente an Mini-Tumoren
Die Konsequenz: Krebstherapien bei Kindern bestehen häufig aus Operationen, Chemotherapien, Bestrahlungen oder Stammzellentransplantationen. „Solche Therapien führen in vielen Fällen zu einer Heilung, sind aber auch oft mit erheblichen Nebenwirkungen und Spätfolgen verbunden“, erklärtder Experte. Und: „Kommt es zu einem Rückfall nach einer solch intensiven Therapie, versterben die meisten Kinder an ihrer Krebserkrankung.“
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Genau das wollen Witt und sein Team nun ändern, und zwar mit einer neuen Form der Medikamententestung. Aus Gewebeproben von krebskranken Kindern werden so genannte „Mini-Tumore“ gezüchtet, an denen anschließend circa 80 verschiedene Krebsmedikamente getestet werden. Dazu gehören laut Witt unter anderem Medikamente für Erwachsene, aber auch Arzneien, die sich noch in der klinischen Entwicklung befinden. „Durch diese Testung sollen Medikamente gefunden werden, auf die die Tumorzellen empfindlich reagieren“, erklärt er. So könnten für betroffene Kinder, für die es bisher keine Behandlungsmöglichkeit gab, neue Therpaiemöglichkeiten entwickelt werden.
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Der Tumor des kleines Aykut zum Beispiel, über den der SWR kürzlich berichtete, wurde nach der Testung mit einem Medikment behandelt, dass Erwachsene eigentlich bei einer Hautkrebs-Erkrankung verschrieben bekommen. Nach nur wenigen Anwendungen schrumpfte Aykuts Tumor auf die Größe einer Rosine, heißt es laut SWR.
Experte deutlich: Es braucht eine kindgerechte Krebsmedizin!
Zwar befindet sich das Projekt des KiTZs noch in den Kinderschuhen – die Testung sei noch nicht an einer großen Zahl von Patienten ausgewertet worden, so Witt beim SWR – trotzdem zeigt sich der Krebsforscher bei RTL zuversichtlich. Schließlich könnten die Ergebnisse der Testungen auch dazu genutzt werden, neue „therapeutische ‘Werkzeuge’ für die Behandlung krebskranker Kinder zu entwickeln.“ „Es muss langfristig gelingen, eine Krebsmedizin auch für Kinder zu etablieren mit kindgerechten Krebsmedikamenten, die speziell für Kinder entwickelt wurden“, so Witt deutlich.