Ganze Stadt sammelt Spenden für Therapie
Bad Oldesloe kämpft für Eli (4) - sie leidet an tödlichem Krebs
von Jessica Sander und Samira Bonneik
Die vierjährige Eli kämpft mit aller Macht gegen den Krebs. Ihre Eltern probieren alles, damit sie wieder gesund wird – doch dazu braucht sie eine spezielle Krebsbehandlung in den USA. Da die Krankenkasse nicht die kompletten Kosten übernehmen will, kämpft nuneine ganze Stadt in Schleswig-Holstein für das Überleben des kleinen Mädchens.
Eli leidet an einer Erkrankung des Nervensystems
Sie war aufgeweckt und wollte die Welt entdecken, so wie sich das für eine Zweieinhalbjährige gehört. Doch dann zeigten sich die ersten Symptome: „Sie hat ganz unruhig geschlafen, sie hat vermehrt über Bauchschmerzen geklagt. Sie ist im Sommer nicht braun geworden“, erzählt Elis Vater im Gespräch mit RTL. Auch der Geruch, wenn sie geschwitzt hat, habe sich verändert, so Andreas Tippel weiter.
Richtig Sorgen habe sich die Familie aber erst gemacht, als sie eine Wölbung an Elis Hals entdeckten, die so groß war wie ein Tischtennisball.
Im Oktober 2021 dann die Diagnose: Krebs! Und zwar ein seltenes Neuroblastom, eine Erkrankung des Nervensystems. Lediglich 120 Neuerkrankungen gibt es pro Jahr. Diese Krebsart befällt vor allem kleine Kinder. Der Verlauf ist häufig tödlich.
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Die Diagnose war niederschmetternd
„Sie werden ihr Kind nicht wiedererkennen.“ Diesen Satz hat der behandelnde Oberarzt zu der Familie gesagt und er sollte Recht behalten. „Eli ist vorher rumgesprungen, gelaufen und war trocken und im Laufe der Therpaie konnte sie sich kaum noch bewegen und nicht mehr auf Toilette gehen“, erinnert sich Andreas Tippel.
Die Diagnose stellte das Leben der sechsköpfigen Familie komplett auf den Kopf. Denn was folgte war ein Therpaie-Marathon: Sieben Monate Chemotherapie, Stammzellen-Reinigung und Transplantation und eine 18-tägige Isolation von Vater und Tochter. Nach der Transplantation war Eli tatsächlich krebsfrei. Doch die Freude darüber hielt nicht lange an.
Elis Krebs kam zurück und die Tortur ging weiter
Standardmäßig erfolgte dann noch eine Strahlen- und Antikörpertheapie. „Sie war während der gesamten Zeit krebsfrei“,so Elis Vater. Die Familie wartete voller Hoffnung auf Elis „Glockenfest“. In der Kinder-Onkologie wird nämlich jedes Mal eine Glocke geläutet, wenn ein Kind krebsfrei ist. Das passiert immer nach der Abschlusstherapie. „Das ist das, wo man jeden Tag daraufhin arbeitet und womit man sich neu motiviert und sich sagt: ‘Ok, in neun Monaten, in acht Monaten in sieben Monaten wird die Glocke geläutet’.“ Ein kleines Fest hatte die Familie dafür schon geplant. Doch am Tag der Abschlussuntersuchung kam alles anders: Zwei neue Metastasen wurden gefunden. Der Krebs war zurück. „Man hatte sich monatelang auf das Glockenfest gefreut. Das war brutal für alle.“
Was folgt: Eine Operation an der Wange und wieder Chemotherapien. Die Hälfte hat Eli bislang geschafft. Aktuell ist eine kleine Pause, damit sich neue Zellen bilden können. Die werden in den nächsten Tagen für eine Zelltherapie in Rom entnommen. Ob die Krankenkasse die Kosten dafür übernehmen wird, ist noch nicht sicher. Geplant ist auch eine Antikörpertherapie am Uniklinikum Mainz, sowie eine anschließende Impfung mit einem mRNA-Stoff in New York, der gerade erprobt wird. Dieser soll das Immunsystem dauerhaft trainieren Neuroblastomzellen zu erkennen und zu zerstören. Diese Impfung würde 300.000 Euro kosten. Dass die Krankenkasse das nicht komplett übernehmen wird, ist schon sicher. Deshalb hat die Familie eine Spendenkampagne mit dem Titel „Ein Herz für Eli“ ins Leben gerufen. Bisher sind schon rund 86.000 Euro zusammen gekommen.
Aber vor allem, was in Bad Oldesloe passiert, ist für die Familie überwältigend.
Eine ganze Stadt sammelt für die kleine Eli
„Hier kommen Kinder und bringen ihr Taschengeld. Wir haben Pizzafahrer die zusammenlegen und das überreichen. Es ist wirklich herzzerreißend, was da auf die Beine gestellt wird“, erzählt Andreas Tippel. Auch die türkische Gemeinde habe 2.500 Euro gesammelt, viele Vereine planen Aktionen und am Freitagmorgen (2.Juni) wird es einen Spendenlauf von drei Bad Oldesloer Schulen geben.
Martin Niesberger ist Schulleiter einer dieser Schulen und gleichzeitig der Chef von Elis Mutter, die als Lehrerin arbeitet. Er hat das Auf und Ab über die letzten anderthalb Jahre mitbekommen und ist froh, etwas helfen zu können. „Ich kann mir das nicht im Ansatz vorstellen, was das für eine Mama bedeuten muss, nachdem sie wirklich über Monate richtig hart gekämpft haben. Von daher hoffen wir, dass wir mit jedem Euro noch ein bisschen Hoffnung geben können.“
Insgesamt wurden so schon etwa 100.000 Euro gesammelt. Alles, was hinterher nicht gebraucht wird, will die Familie an andere Kinder und in die Forschung geben. Denn für Andreas Tippel sei es eine ganz große Verpflichtung mit dem Geld vertrauensvoll umzugehen, erzählt er im RTL-Gespräch. Das Wichtigste ist jetzt aber, das Eli wieder gesund wird. Und genau dafür kämpfen in Bad Oldesloe alle. „Wir glauben und hoffen jeden Tag nur das Allerbeste. Das ist es, was uns durch jeden Tag trägt, dass wir ganz fest daran glauben“, so Andreas Tippel.