Das sagt Dr. Georg-Christian Zinn
Omikron-Variante: BA.1 und BA.2 verbinden sich - was bedeutet das für uns?
Die Corona-Schlagzeilen dieser Tage drehen sich vor allem um die bevorstehenden Lockerungen – aber eben auch die Rekord-Inzidenzen und die vielen Neuinfektionen. Immer mal wieder bahnt sich auch die ein oder andere Virus-Mutation ihren Weg durch den Nachrichtendschungel. Im neuesten Fall: Eine neue und noch unbekannte Variante, bestehend aus dem Ursprungstyp von Omikron, BA.1, und dem Subtyp derselbigen Variante, BA.2.
Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia, erklärt, was es mit dieser sogenannten Rekombination auf sich hat. Heißt das jetzt automatisch, dass uns eine weitere Welle bevorsteht?
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Rekombination: Die beiden Omikron-Typen haben sich miteinander vermischt
Während es für Deltakron – sprich für die Kombination der beiden Coronavirus-Mutationen Delta und Omikron – schon einen Namen gibt, ist diese Variante bislang namenlos. Sie besteht aus den beiden unterschiedlichen Omikron-Varianten. Genauer gesagt aus BA.1 und dem noch ansteckenderen Subtyp BA.2.
Das israelische Gesundheitsministerium hat diese Woche seine Entdeckung offengelegt, nachdem vor Ort zwei Fälle aufgetreten sind, wie unter anderem der „Spiegel“ berichtet. Allerdings nehme man bisher an, dass die neue Variante keine schweren Symptome auslöse und recht unbedenklich sei. Aber: Was bedeutet das eigentlich genau, wenn sich zwei verschiedene Virus-Mutationen miteinander verbinden?
Man spricht in einem solchen Fall von einer Rekombination. Die Infizierten haben sich zu einem bestimmten Zeitpunkt sowohl mit BA.1 als auch mit BA.2 angesteckt. Die Virusanteile vermischen sich miteinander. Die zwei Varianten infizieren dabei dieselbe Zelle und es kommt zu einer Neuverteilung. „Diese neue entdeckte Kombination aus BA.1 und BA.2 von Omikron zeigt uns, wie innovativ das Virus tatsächlich ist“, sagt Dr. Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia, im RTL-Interview. Das Virus, so der Mediziner, habe in Zukunft noch einige Überraschungen für uns parat.
Dr. Zinn: Wir müssen die Pandemie noch immer "extrem ernst nehmen"
Wenn man sich den Verlauf der Coronavirus-Pandemie so anschaut – und dabei auch die verschiedenen Virus-Mutationen berücksichtigt – haben wir definitiv schon einiges mitgemacht: Erst kam Alpha, dann Beta und schließlich Delta. Eine Mutation, die für starke Krankheitsverläufe gesorgt hat und für viele Menschen alles andere als ungefährlich war. Omikron gibt’s „erst“ seit Ende 2021 – doch die Variante verbreitete sich rasend schnell, weil sie hochinfektiös war und es auch noch immer ist.
Es wundert also wenig, dass der Subtyp von Omikron, BA.2, noch leichter übertragbar ist. In Deutschland ist er weiter rasch auf dem Vormarsch und mittlerweile für eine Vielzahl der Infektionen verantwortlich. In seinem Wochenbericht vom 17. März veröffentlichte das Robert Koch-Institut (RKI): Rund 62 Prozent der Infektionen gehen auf BA.2 zurück. Eine Erklärung unter anderem auch dafür, wieso die Zahl der Neuinfektionen und die 7-Tage-Inzidenz weiterhin so hoch sind.
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Die Pandemie müsse man daher noch immer „extrem ernst nehmen“, wie Dr. Zinn gegenüber RTL erklärt: „Wir wissen, dass wir nicht gleich ins Krankenhaus kommen mit Omikron. Aber jeder, der Omikron schon zu Hause hatte, weiß, das es unter Umständen kein Spaß ist.“ Zudem drohe weiterhin ein gewisser Prozentsatz an Long Covid zu erkranken. „Abgesehen davon verlieren wir pro Tag etwa 250 Mitbürger – das ist ein Urlauber-Jet, der jeden Tag abstürzen würde, mal bildlich gesprochen. Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei.“
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Die Omikron-Variante aus BA.1 und BA.2 auch in Deutschland möglich
Dass die Pandemie noch nicht vorbei ist, zeigt die Tatsache, dass eben auch diese neue Varianten entstehen. Dr. Zinn geht davon aus, dass die Rekombination aus den beiden Omikron-Typen auch schon bei uns in Deutschland angekommen ist. Und – falls nicht – dass sie bald hier sein wird: „Ganz sicher. Überall wo beide Varianten – BA.1 und BA.2 vorherrschen, gibt’s das. Ich rechne damit, dass wir das über kurz oder lang auch bei uns in Deutschland und in anderen Ländern finden werden.“
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Der Mediziner glaubt allerdings nicht, dass durch die beiden Omikron-Varianten eine neue Welle droht: „Wir sind jetzt momentan in der BA.2-Welle drin, die noch infektiöser war. Momentan glaube ich nicht, dass selbst eine Mischung aus der ursprünglichen Omikron-Variante und dieser neuen Variante mehr Infektionen kommen, aber man muss immer wieder abwarten, was bei diesen Virus-Rekombinationen tatsächlich bei raus kommt.“
Selten Infektion mit BA.1 und BA.2
Die Wahrscheinlichkeit, sich erst mit BA.1 und dann – nach kurzer Zeit – auch noch mit BA.2 zu infizieren, sei allerdings gering: „Es gibt eine sehr, sehr gute Studie aus Dänemark, die sehr früh viel Kontakt mit BA.2 hatte. Da haben sie sich 1,8 Millionen Patienten angeguckt und 47 Reinfektionen festgestellt. Das heißt es kann in seltenen Fällen eine Reinfektion geben mit BA.2 – aber es ist wirklich selten“, so Dr. Zinn. (vdü)
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