Kolumne Francas Fußnoten

Die Polizei, dein Freund - und Opfer: Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu

RTL-Reporterin Franca Pörsch begleitet Marie und Tobi auf Streife durch Berlin-Tempelhof. Die Reportage dazu gibt es bald auf Youtube zu sehen.
RTL-Reporterin Franca Pörsch begleitet Marie (Name geändert) und Tobi auf Streife durch Berlin-Tempelhof. Die Reportage dazu gibt es bald auf Youtube zu sehen.
Privat
von Franca Pörsch

Sie wollen helfen und werden selbst zu Opfern!
Es ist Samstagnacht, kurz vor 21 Uhr. Ich stehe vor einem Wohnhaus in Berlin-Tempelhof. Vor mir steht Tobi (34). Seine Hände hat er in der Brusttasche seiner schusssicheren Weste verstaut. Auf der Brust trägt er das Abzeichen der Polizei Berlin. „Ich brauche mit dem Fahrrad 30 Minuten für den Heimweg von der Arbeit. Wenn ich dann zuhause ankomme, muss alles verarbeitet sein“, sagt er immer noch mit leicht brüchiger Stimme. Obwohl die Kamera hinter mir läuft, ist es ein sehr intimer Moment. Auch für mich, denn kurz zuvor hat Tobi mir von einem Einsatz erzählt, der ihn besonders berührt hat. Das Opfer – „nicht älter als ich“ – hat nicht überlebt.
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Seid keine Arschlöcher!

Was sich die Rettungskräfte (egal ob Polizei, Feuerwehr oder Krankenpfleger) in ihrem Alltag alles anschauen müssen, ist für uns normale Bürger gar nicht zu begreifen. Wenn sie ihren Schichtdienst antreten, der häufig bis zu zwölf Stunden dauert, wissen sie nie, was sie erwartet. Für viele von ihnen ist es kein Job, sondern eine Berufung. Sie wollen Menschen helfen. Und trotzdem gibt es Arschlöcher, und anders kann man es echt nicht sagen, die sie gezielt angreifen. Allein bei der Polizei wurden 2022 über 34.000 Beamte Opfer von Angriffen. An Silvester wird dieses Jahr in Berlin ein Krankenpfleger bewusstlos geschlagen und ein Arzt schwer verletzt.

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„Lasst uns einfach unseren Job machen!"

Wie es sich als Angehörige anfühlt, wenn die Liebsten beruflich Gewalt ausgesetzt sind, weiß ich aus eigener Erfahrung. Als ich noch ein Kind war, wurde meine Mutter (ebenfalls bei der Schutzpolizei) nach einer Schicht mal schwer verletzt. Bei einer Verfolgung wurde sie von einem Einbrecher zusammengeschlagen. Das Ergebnis: Jochbein- und Augenbodenbruch. Berufsrisiko könnte man sagen. Aber dass jetzt Passanten aus Frust, Langeweile oder welchem Grund auch immer gezielt auf Rettungskräfte losgehen, ist ein neues Level.

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Was muss sich tun, frage ich deshalb Tobi am Ende unseres Gesprächs: „Mehr Akzeptanz in der Bevölkerung, die Polizei einfach mal professionell arbeiten lassen. Damit wäre uns sehr geholfen.“ Außerdem wünscht er sich mehr Vertrauen aus der Politik: „Oft hat man den Eindruck, dass man als Polizei zum Spielball der Politik wird. Da würde ich mir manchmal etwas mehr Distanz wünschen.“

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