Sie jaulen, winseln und bellenTrennungsschmerz bei unseren Vierbeinern: Können Hunde vermissen?

Dog at balcony looking at city view wishing to go for walk outside
Können Hunde uns wirklich vermissen? Oder sind sie nur an unsere Anwesenheit gewöhnt und wollen nicht allein sein?
mustafagul, mustafagul, iStock

Sie winseln, jaulen und bellen – Hunde, die es nicht ertragen, allein zu Hause zu sein und in der Zeit die Wohnung unsicher machen.
Viele Hundehalter denken dann, dass ihr Hund sie in der Zeit ihrer Abwesenheit vermisst. Doch stimmt das wirklich? Kann ein Hund wirklich Trennungsschmerz empfinden? Und wenn ja: Wie helfen wir ihm über den Stress hinweg?

Können Hunde Menschen vermissen?

Wir haben es vielleicht schon einmal selbst miterlebt: Wenn ein geliebtes Herrchen oder Frauchen stirbt oder der Hund auch nur für eine kurze Zeit alleine bleiben muss, wirken manche Tiere abgeschlagen, winseln oder haben keinen Appetit mehr. In unseren Augen trauert das Tier oder empfindet zumindest Trennungsschmerz. Denn tatsächlich können auch Tiere ihre Halter oder auch ihre Artgenossen vermissen und sogar um sie trauern.

„Der Hund ist wie der Mensch ein hoch soziales Lebewesen“, erklärt Hundepsychologe Thomas Rieper im RTL-Gespräch. „Und Trennungsschmerz gehört bei sozialen Lebewesen einfach zum Leben, weil man seine Gruppe, weil man seine Familie einfach zusammenhalten möchte.“

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Oft warten die Hunde dann an der Stelle, wo sie Herrchen oder Frauchen zuletzt gesehen haben. Ein bekanntes Beispiel ist Hund Hachiko, der nach dem Tod seines Halters jahrelang am Bahnhof saß und auf dessen Rückkehr wartete. „Der Hund versteht das nicht“, so Rieper. „Das einzige, was er also tun kann, ist, an den gleichen Platz zu gehen, wo die geliebte Person verschwunden ist.“

An diesen Anzeichen erkennt man Trennungsschmerz bei Hunden

Wenn ein Hund richtig trauert oder mit dem Verlust seines Halters auch ein Trauma einhergeht, kann sein Verhalten auch auffälliger werden. „Hunde verhalten sich in ihrer Trauer ähnlich wie wir Menschen, aber nicht immer gleich“, führt Rieper aus. Manchmal dauere die Verarbeitung eines Verlusts länger, manchmal kürzer. Klassisches Verhalten sei aber, dass die Tiere ihre Aktivität einschränken, weniger fressen und spürbar mit der Verarbeitung der Trauer beschäftigt seien.

Für schwere Fälle gibt es deshalb sogar psychologische Unterstützung für Hunde. Der Berufsverband der Hundepsychologen oder auch der Internationale Berufsverband der Hundetrainer und Hundeunternehmer kann Haltern in solchen Fällen zur Seite stehen.

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Expertin: „Der Hund muss in sehr kleinen Schritten lernen, allein zu bleiben“

Dennoch müssen Hunde natürlich lernen, auch mal allein zu Hause zu sein. Je nach Hund kann das Training jedoch viel Zeit beanspruchen, wie Bettina Normann von der Martin Rütter Hundeschule auf deren Webseite erklärt. Demnach können nicht nur Welpen, die es noch gar nicht gewöhnt sind, allein zu bleiben, Verlustängste äußern. Auch Hunde aus dem Tierheim oder aus dem Ausland, die vielleicht bereits in einer Familie gelebt haben, können nach dem Umzug in eine neue Umgebung verunsichert und gestresst sein, wenn sie allein bleiben müssen.

„Der Hund muss in sehr kleinen Schritten lernen, allein zu bleiben“, schreibt Normann. Heißt, erst einmal in ein anderes Zimmer gehen und dort die Tür schließen, damit der Hund lernt, dass er nicht hinter einem her kann. Anschließend kurz die Wohnung verlassen und nach wenigen Sekunden wieder zurückkommen, alles ohne Hetze und ohne dem Hund Beachtung zu schenken. Bei der Rückkehr in die Wohnung den Hund nicht überschwänglich loben oder begrüßen, schließlich soll er verstehen, dass die Abwesenheit von Herrchen und Frauchen normal ist und man immer wieder zurückkommt.

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„So lernt der Hund, dass er einen nicht ständig verfolgen soll und dass er es aushalten kann, auch einmal kurz ohne direkte Nähe zu sein. Er wird lernen, dass man auch dann immer wieder zu ihm zurückkommt, wenn er einen nicht sehen oder hören kann.“

Eure Meinung interessiert uns!

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Weitere Tipps von der Expertin:

  • Bildet einen Liegeplatz für euren Hund aus, auf dem er sich sicher fühlt, auch wenn ihr nicht da seid.

  • Baut Schlüsselreize ab, die der Hund mit eurer Abwesenheit verbinden könnte, zum Beispiel das Anziehen der Jacke oder Klimpern mit dem Schlüssel. Setzt euch zum Beispiel mit Jacke und Schuhen an den Küchentisch.

  • Lastet euren Hund ausreichend aus, bevor ihr das Haus verlasst.

  • Verabschiedet euch nicht überschwänglich vom Hund und begrüßt ihn nicht überschwänglich, wenn ihr wieder nach Hause kommt.

  • Bestraft euren Hund nicht, wenn er in eurer Abwesenheit doch etwas angestellt hat. „Das macht er nicht, um euch zu ärgern. Er findet durch das Verhalten ein Ventil, um mit seinem Stress fertig zu werden“, so Normann.

  • Lasst euren Hund nur so lange alleine, wie es der Trainingsstand zulässt.

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So könnt ihr nach und nach eurem Vierbeiner zumindest etwas seines alltäglichen Stresses nehmen, wenn ihr mal unterwegs seid.