Vom Gastland zum Kriegsland

Deutsche Austauschschülerin in Israel: „Habe ständig ein mulmiges Gefühl im Bauch"

„Ich freue mich auf den Moment, wenn wir fahren!“
Katharina Heintz macht einen Schüleraustausch nach Nazareth. Dass sich die 16-Jährige knapp zwei Wochen später in einem Land befindet, in dem Krieg ausbricht – damit hat die Gymnasiastin in Rheinland-Pfalz „so gar nicht gerechnet“. Das interview mit der Schülerin sehen Sie oben im Video.

Von heute auf morgen: Aufwachen zwischen Terror

Israel ist ein beliebtes Touristenziel – auch für Schulklassen. Das sieht auch das Gymnasium aus Saarburg in Rheinland-Pfalz so. Die Schule hat für den 30. September einen knapp zweiwöchigen Schüleraustausch nach Nazareth organisiert. Unter den Reisenden: Katharina Heintz. Die 16-Jährige lebt bei einer Gastfamilie. Sie möchte das Land kennenlernen: Die Altstadt von Nazareth, Museen, wie das „Nazareth Village“, das das Dorfleben in Galiläa zur Zeit Jesu rekonstruiert und nachstellt.

Dass sich die Gymnasiastin gegen Ende des Austauschs dann plötzlich in einem Kriegsgebiet befindet, schockiert die 16-Jährige natürlich. Doch ihre Familie auf Zeit versucht, sie so gut es geht zu beruhigen, sagt Katharina im Interview mit NonstopNews.

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Nachricht von der Mutter auf dem Handy: „Melde dich mal!"

08.10.2023, Israel, Tel Aviv: Israelis inspizieren die Trümmer eines Gebäudes in Tel Aviv, Israel, Sonntag, 8. Oktober 2023, einen Tag nachdem es von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde.  Israel ist am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) von einer großangelegten Militäraktion der islamistischen Hamas überrascht worden. Hamas griff vom Gazastreifen massiv aus der Luft, am Boden und von See aus an. Beim Gegenangriff des israelischen Militärs auf den Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben auch dort Hunderte getötet und verletzt. Foto: Oded Balilty/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hamas-Großangriff auf Israel: Zerstörte Häuser zieren das Stadtbild.
nwi, dpa, Oded Balilty

„Es war ganz komisch, weil ich gar nichts davon mitbekommen habe“, sagt die 16-Jährige auf die Frage hin, wie sie von den Anschlägen erfahren hat. „Und ich bin ziemlich spät aufgewacht, da ich ausgeschlafen habe. Es war ja Samstag und es war so 10 Uhr und ich gucke auf mein Handy und meine Mutter schreibt mir ‘Meld dich mal’ und das hat schon ein bisschen komisch angehört.“

Unvorstellbar, was das für die Eltern in dem Moment bedeuten muss. Die Sorge, dass sich das eigene Kind gerade in einem Kriegsgebiet der Hamas aufhalten könnte. Doch Katharina hat Glück. Sie ist in Nazareth – im Norden des Landes. Ein Gebiet, das zumindest jetzt noch sicher ist.

„Meine Gastschwester hat mit erklärt wo wir sind und dass wir noch weit davon weg sind. Man merkt aber trotzdem, dass eine drückende Stille herrscht. Meine Gastfamilie meinte auch, dass ich keine Angst haben muss. Gestern Abend haben sie aber auch ein Treffen mit Freunden abgesagt –auch aus Respekt für die Opfer“, erzählt Katharina.

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Schüler planen am Dienstag das Land zu verlassen

Trotz Beruhigungsversuchen hat die Schülerin eine ständige Unruhe. „Ich habe die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl im Bauch. Also das kam ja wirklich aus dem Nichts. Klar, das war so im Hinterkopf meine einzige Angst, dass so was passieren würde, aber ich habe im Prinzip null damit gerechnet“, sagt Katharina. „Als ich davon dann auch noch morgens erfahren habe, da war ich komplett verwirrt und hatte Angst. Es ist auch schade, weil ich nur positive Erfahrungen sammeln konnte.“

Ihr Austausch endet am 10. Oktober. Für die 16-Jährige eine Erleichterung. Aber nicht, weil sie ihre Gastfamilie jetzt verlassen möchte, stellt sie klar. Trotzdem ist der Weg zum Flughafen nach Tel Aviv mit Anspannung verbunden. „Unsere Lehrer gehen davon aus, dass unsere Flüge bestehen bleiben und wir Israel verlassen können. Wir fahren aber schon früh los, damit wir nicht in den Verkehr kommen und dass wir früh genug da sind, falls es Komplikationen gibt. Ich freue mich drauf, wenn wir zurückfahren.“

Katharina wünscht dem Land Frieden, und dass ihre Gastfamilie sicher leben kann. Vor allem hofft sie, dass sie sich irgendwann wiedersehen können. (amp)

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