Hat das Land Angst um sein Image?

Influencerin von sieben Männern vergewaltigt - womit die Polizei Fernanda jetzt für ihr Leid entschädigt

Vor den Augen ihres Mannes: Influencerin in Indien von sieben Männern vergewaltigt
Die Influencerin zeigt, wie die mutmaßlichen Täter sie zugerichtet haben sollen.
Instagram/fernanda.4ever, Instagram/fernanda.4ever, Instagram/fernanda.4ever

Fernanda (28) dachte, dass sie sterben muss!
Die Spanierin Fernanda und ihr Ehemann Vicente (64) werden auf ihrer Indienreise nach eigenen Angaben Opfer einer schweren Gewalttat. Sieben Männer dringen demnach in ihr Zelt ein, bewerfen sie mit Steinen, schlagen Vicente mehrere Zähne aus und vergewaltigen Fernanda abwechselnd. Dafür bekommt die 28-Jährige jetzt eine Entschädigung von umgerechnet gut 11.000 Euro.
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Fall von Gruppenvergewaltigung in Indien macht Schlagzeilen

Mehrere internationale Medien berichten seit Tagen über den Fall. Das Paar hatte ihn in einem inzwischen gelöschten Video auf Instagram zuvor öffentlich gemacht. Der Vorfall passierte nach Behördenangaben im Bundesstaat Jharkhand, als die beiden Reisenden die Nacht in einem Zelt verbrachten. Die Polizei habe sie anschließend in ein Krankenhaus gebracht, wo medizinische Tests eine Vergewaltigung bestätigt hätten.

Die örtliche Polizei überreichte dem Lebens- und Reisepartner der Video-Bloggerin vor Reportern jetzt einen entsprechenden Scheck, wie ein Video der indischen Nachrichtenagentur ANI zeigte. Opfer von Sexualverbrechen haben in Indien ein Recht auf eine finanzielle Ausgleichszahlung.

Lese-Tipp: Eine Suche nach Antworten: Wieso werden in Indien so viele Frauen vergewaltigt?

Vergewaltigung von Touristin in Indien: Fürchtet das Land um sein Image?

Die Polizei in Indien veröffentlichte dieses Foto von drei der festgenommenen mutmaßlichen Tätern,
Die Polizei in Indien veröffentlichte dieses Foto von drei der festgenommenen mutmaßlichen Tätern,
X/DumkaPolice, X/DumkaPolice, X/DumkaPolice

Mehrere Verdächtige waren nach der Tat am vergangenen Freitag festgenommen worden. Bereits in dieser Woche soll sich ein Gericht mit dem Fall beschäftigen, was in Indien bei Vergewaltigungen ungewöhnlich schnell ist. Das Gericht betonte laut India Today: „Eine Sexualstraftat gegen eine Ausländerin dürfte dem Land Negativwerbung bringen und dadurch das Bild Indiens in der Welt beeinträchtigen“. Zudem bestehe die Gefahr, dass der Tourismus Schaden nehme.

Solch große Aufmerksamkeit erhalten in Indien nur wenige vergleichbare Fälle. In dem bevölkerungsreichsten Land der Welt mit 1,4 Milliarden Einwohnern werden nach offiziellen Zahlen im Schnitt jeden Tag 86 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Dazu kommen weitere Opfer, die nie zur Polizei gehen. Viele Inderinnen schweigen über solche Erlebnisse. Das Problem liegt Frauenrechtsaktivisten zufolge in der patriarchalen Gesellschaft. Sie werfen zudem der Polizei und dem Justizsystem vor, Opfer sexueller Gewalt zu wenig ernst zu nehmen.

2012 machte eine Gruppenvergewaltigung einer Studentin in einem fahrenden Bus, die kurz darauf an ihren Verletzungen verstarb, weltweit Schlagzeilen und brannte sich in Indiens kollektives Gedächtnis ein. Viele Fälle bleiben allerdings jahrelang liegen, Verurteilungen sind selten. Die Regierung vollstreckt inzwischen allerdings vereinzelt Todesurteile, um andere Täter abzuschrecken. (sbl mit dpa)