Urteil zu Impfskandal in Friesland
Corona-Skandal: Krankenschwester Antje T. hat Impfstoff mit Kochsalzlösung getauscht
Wollte Antje T. im April 2021 die Impfkampagne sabotieren oder nur ein Missgeschick vertuschen? Die Krankenschwester hat sechs Spritzen im Impfzentrum Friesland in Schortens-Roffhausen mit Kochsalzlösung statt dem Biontech-Impfstoff aufgezogen. Die Corona-Impfungen wurden so wirkungslos. Seit Anfang November stand sie deshalb vor Gericht. Nun hat sie eine Richterin am Landgericht Oldenburg schuldig gesprochen.
Falscher Impfstoff aus Angst um den Job?
Die Krankenschwester Antje T. soll im April 2021 die Spritzen entweder komplett mit Kochsalzlösung aufgezogen haben oder den Biontech-Impfstoff so stark verdünnt haben, dass er wirkungslos wurde. Die 39-Jährige sagt im Laufe der Ermittlungen, ihr sei beim Anmischen ein Fläschchen des Impfstoffes heruntergefallen und sie habe das vertuschen wollen. Die Staatsanwaltschaft sieht das in ihrer Anklage anders: Sie „fasste den Entschluss zu sabotieren“, heißt es dort. Die Staatsanwaltschaft ist zu Prozessbeginn der Auffassung, dass Antje T. den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie kritisch gegenüber gestanden habe.
Kurz vor der Urteilsverkündung betont Antje T., dass es ihr leid tue. Sie sagt, dass sie schon direkt die Wahrheit hätte sagen sollen, statt sich erst am nächsten Tag an ihren Vorgesetzten zu wenden. Dabei bleibt sie bei ihrer Aussage, aus Angst vor Ärger durch ihre Vorgesetzten die Kochsalzlösung in die Spritzen gefüllt zu haben.
Urteil wegen sechs Spritzen mit Kochsalzlösung
Die Richterin spricht Antje T. um 12 Uhr mittags wegen Körperverletzung in sechs Fällen schuldig. Die Angeklagte bekommt sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung, muss also nicht ins Gefängnis. Bei der Verkündung kämpft die 39-Jährige mit den Tränen.
Die Krankenschwester war ursprünglich wegen Körperverletzung in 15 Fällen angeklagt. „Dabei ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass nicht nur sechs Spritzen nach einer heruntergefallenen Ampulle verändert worden sind, sondern noch weitere Spritzen nur mit Kochsalzlösung aufgezogen worden sind und an Patienten abgegeben wurden“, erklärt Gerichtssprecher Torben Tölle im RTL-Interview. Verurteilt wird die Angeklagte in den Fällen, die sie gestanden hatte, weitere Fälle konnten ihr nicht nachgewiesen werden.
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Richterin: Antje T. war keine Impfskeptikerin
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Antje T. habe die deutsche Impfkampagne sabotieren wollen, bestätigt das Gericht beim Urteil nicht. „Die Angeklagte hatte verschiedene Verschwörungstheorien im Internet und in den sozialen Medien geteilt“, so Torben Tölle im RTL-Interview. Antje T. habe selber keine Verschwörungstheorien formuliert, aber sich mit dem Gedankengut auseinandergesetzt. „Dass dieses Gedankengut hier Motiv ihrer Taten war und sie dann gehandelt hat, um eine Impfkampagne zu sabotieren, das konnte die Kammer aber nicht mit der erforderlichen Sicherheit feststellen“, erklärt der Gerichtssprecher.
Für die Richterin ist Antje T. keine Impfskeptikerin, die deshalb einen wirkungslosen Impfstoff aufzog. Sie geht davon aus, dass die Angeklagte aus Versehen das Fläschchen mit dem Impfstoff fallen ließ und aus Angst um ihren Job die Kochsalzlösung als Ersatz nahm. Dazu passe auch, dass es vorher keine Beanstandungen zu ihrer Arbeit im Impfzentrum gab.
Falscher Corona-Impfstoff hat Folgen für tausende Menschen
Doch nicht nur für Antje T. hat die Tat Folgen: Rund 8.000 Menschen mussten nach Bekanntwerden der falschen Impfung nachgeimpft werden, sie erhielten auf Antrag dafür eine Entschädigung vom Land. (mba)