Knallhart-Prognose von Tierschützerin

Igel-Pflegerin: „Wenn wir nichts ändern, werden in den nächsten 10 Jahren unsere Igel aussterben“

Dieser kleine Igel wird bei Marita Gölnitz wieder aufgepäppelt.
Dieser kleine Igel wird bei Marita Gölnitz wieder aufgepäppelt.
RTL Nord
von Carmen Gocht und Johanna Kroke

Es gibt kaum noch Insekten und an Winterschlaf ist nicht zu denken!
Mehr als 1.000 Igel hat Marita Gölnitz aus Meppen in den vergangenen 45 Jahren schon aufgepäppelt. Doch aktuell steht es besonders schlecht für die stacheligen Tiere. Immer mehr Igel drohen im Winter zu verhungern!
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Igel-Pflegerin: „Für Igel sieht es immer schlechter aus"

„Man leistet einen kleinen Beitrag, dass diese kleinen Stacheltierchen überleben“, erzählt Marita Gölnitz im RTL-Interview. Die ehemalige Kinderkrankenschwester kümmert sich derzeit um fünf kleine Sorgenkinder. Der kleinste Igel ist erst zwei Monate alt und wiegt nur 180 Gramm – viel zu wenig, um alleine zu überleben.

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Im Herbst und Winter hat Gölnitz früher jedes Jahr rund 40 Igel groß gezogen. Die Igelstation hat sie vor zwei Jahren an Heidi Patzer aus Haren abgegeben und kümmert sich nur noch um besonders schwierige Fälle. Die Igel von heute haben nicht nur mit Parasiten zu kämpfen, sondern auch mit dem Klimawandel.

Im Video: Hilfe für Igel im Herbst - das rät Tierärztin Urte Inkmann

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Winterschlaf? Für die Igel ist es viel zu warm

Denn im Winter ist es für die Tiere inzwischen viel zu warm. „Die Igel können nicht in den Winterschlaf gehen. Sie haben mehr so eine Winterruhe, was unheimlich viel Energie kostet“, erklärt Marita Gölnitz. Das bedeutet, sie brauchen auch mehr Nahrung – aber die ist ohnehin schon knapp. Durch Pestizide gibt es immer weniger Insekten, von denen sich Igel hauptsächlich ernähren.

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Es ist ein Teufelskreis, in dem die kleinen Stachel-Tiere gefangen sind. Die Igel sind also auf die Hilfe von außen angewiesen. „Wenn wir nicht bald was machen, denke ich, dass die nächste Generation keine Igel mehr zu sehen kriegt“, meint auch Heidi Patzer. Schlimmer noch: Sie sagt, schon in den kommenden zehn Jahren könnten Igel aussterben. Auf Nachfrage von RTL möchte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) diese These nicht bestätigen.

Marita Gölnitz füttert das Jungtier mit einer Mischung aus Tee und einer Fleischpaste.
Marita Gölnitz füttert das Jungtier mit einer Mischung aus Tee und einer Fleischpaste.
RTL Nord

Tipps für einen igelfreundlichen Garten

Da sind sich beide Frauen einig, denn der Lebensraum der Igel wird immer kleiner. „Es wird zu viel gegiftet, Gärten so sauber wie geleckt und zu viel Kies“, erklärt Marita. In einem komplett aufgeräumten Garten finden die Tiere weder Futter noch einen Unterschlupf. Besser ist es im Garten altes Holz und Stämme verrotten lassen – das locke Käfer und Insekten an. Auch das Laub bitte nicht entsorgen, sondern zusammen haken und liegenlassen.

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Wer die Tiere zusätzlich bei der Futtersuche unterstützen will, kann bis zum Frost Katzen- oder Hundenassfutter an einem trockenen, geschützen Ort aufstellen. Wichtig dabei ist ein hoher Fleischanteil und das Futter sollte getreidefrei sein. Das Igel gerne ein Schüsselchen Milch trinken, ist dagegen ein Mythos und schadet den Tieren eher. Tatsächlich sind Igel nämlich laktoseintolerant. Stattdessen freuen sich die Tiere über eine Schüssel mit Wasser.