Hoffnung auf Impfstoff
Zoo gibt Warzenschwein Tobi an Forschungsprojekt ab

Vielleicht heißt es für Artgenossen bald: Schwein gehabt!
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist weltweit auf dem Vormarsch und fordert immer mehr tierische Opfer: Innerhalb weniger Tage sterben infizierte Schweine, in einigen Ländern kam es zu Massensterben. Die große Ausnahme: afrikanische Pinselohr- und Warzenschweine. Weil das Virus sie nicht krank machen kann, soll mit ihrer Hilfe ein Impfstoff entwickelt werden. Auch der Zoo Osnabrück hat deshalb Anfang Februar eines seiner Tiere an die Forschung übergeben.
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Was ist das Geheimnis der Pinselohr- und Warzenschweine?
Er ist zwar noch jung, trotzdem aber schon ein echter Hoffnungsträger: Der erst 2023 geborene Tobi aus dem Zoo Osnabrück ist eines von vier Warzenschweinen, die ihren heimischen Zoo verlassen haben und für Forschungszwecke an das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) gekommen sind. Mit ihnen und noch sechs Pinselohrschweinen will das FLI als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit zusammen mit internationalen Partnern in einer EU-finanzierten Studie eine große Frage klären: Warum macht das Virus diese beiden afrikanischen Schweinearten nicht krank?
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Forschung entscheidend für den Artenschutz
Finden die Forscher eine Antwort auf das Immun-Geheimnis der Tiere, hoffen sie daraus gleichzeitig etwas entwickeln zu können: Einen Impfstoff für alle Schweine, der dann per Schluckimpfung auch freilebenden Tieren verabreicht werden kann. So sollen gerade bedrohte Arten gerettet werden. Vielversprechende Ergebnisse gab es bereits bei den abgeschlossenen Versuchen mit den Pinselohrschweinen. Die Proben werden jetzt mit Forschungseinrichtungen aus sechs weiteren europäischen Ländern geteilt.
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Versuche an Zootieren sind dabei aber nicht unumstritten: Der Verband der Zoologischen Gärten in Deutschland (VdZ) unterstützt jedoch die Vorgehensweise bei der Entwicklung eines ASP-Impfstoffs. Diese sei „ein wichtiger Schritt für den internationalen Artenschutz und auch für unsere Schweine hier vor Ort“, wird VdZ-Geschäftsführer Volker Homes zitiert.
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Schwerer Abschied für Zoo-Mitarbeiter von ihrem Tobi
Doch die potenziell lebensrettende Forschung hat auch eine Schattenseite: Das Osnabrücker Warzenschwein Tobi und die anderen Tiere werden die Forschungsarbeit nicht überleben. ImFriedrich-Loeffler-Institut werden sie zwar von Tierpflegern und -ärzten betreut und bekommen Beschäftigungsmaterialien angeboten. Sie werden aber auch mit dem Virus infiziert, regelmäßig narkotisiert und bekommen Blut abgenommen. Nach Abschluss aller Tests werden die Schweine dann „tierschutzgerecht eingeschläfert“.
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Das stellte auch den Zoo Osnabrück und seine Beschäftigten vor eine schwere Entscheidung. Viele Mitarbeiter hatten eine enge Bindung zu ihrem Schwein aufgebaut – noch nie zuvor hatten sie eines ihrer Tiere an die Forschung abgegeben. Ein erstmaliger Schritt, der zeige, wie wichtig das Forschungsprojekt sei. „Alle betreuenden Tierpflegerinnen und Tierpfleger haben sich für die Abgabe ausgesprochen, weil es eine sinnvolle Entscheidung ist. Hier muss das Leben eines Tieres gegen das von Millionen Tieren und ganzen Arten gehalten werden“, erklärt der Zoo Osnabrück im Gespräch mit RTL. (mtu/xas)