Prozessauftakt gegen mutmaßlichen Rechtsextremisten Marvin E.
Wollte der damals 19-Jährige einen "totalen Rassenkrieg" entfachen?
Im Alter von 19 Jahren soll er die Gründung einer terroristischen Vereinigung und rechtsextreme Anschläge mit Schusswaffen und Sprengsätzen geplant haben. Jetzt steht der heute 20-jährige Marvin E. vor dem Oberlandesgericht (OLG) in Frankfurt. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Mann aus Nordhessen die versuchte Gründung einer terroristischen Vereinigung und die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vor.
Staatsanwaltschaft fordert zehn Jahre Haftstrafe

Laut Anklage soll er die Ideologie der sogenannten Atomwaffen Division (AWD) geteilt haben, deren Anhänger eine rassistische, antisemitische und nationalsozialistische Weltanschauung vertreten. E. soll versucht haben, Gleichgesinnte für eine „AWD-Division Hessen“ zu gewinnen. „Allerdings gelang es ihm nicht, weitere Mitglieder zu rekrutieren“, so Staatsanwalt Michael Neuhaus im RTL-Interview am ersten Prozesstag.
Am 2. August begann der Prozess gegen den Jugendlichen mit der Verlesung der Anklage. Bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe droht dem Mann aus Hessen, sollte er nach dem Erwachsenen-Strafrecht verurteilt werden. Am 12. August wird der Prozess fortgesetzt, zu diesem Termin kündigte der Vertreter des Angeklagten eine Aussage seines Mandanten an.

In seinem Haus im hessischen Spangenberg soll der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft Frankfurt etwa 600 selbstgebaute Kleinsprengkörper sowie ein rassistisches Manifest zur Veröffentlichung vorbereitet haben. Die Gegenstände wurden bei einer Razzia im September 2021 entdeckt. Auf einer von den Ermittlern sichergestellten Festplatte habe sich eine Art Manifest befunden, in welchem sich der damals 19-Jährige gegen den Bestand der BRD wendet und zum totalen Rassenkrieg auffordere, so Nadja Niesen, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Seit dem Fund sitzt Marvin E. in Untersuchungshaft.
Über das Internet bezog E. demnach Zubehör für den Bau von Sprengkörpern, unter anderem Stahlkugeln und Zündschnüre. Er habe Sprengkörper hergestellt und getestet. Bei seiner Festnahme hätten die Ermittler mehrere einsatzfähige Sprengmaterialien und elf einsatzbereite elektronische Zündungen, sagte der Vertreter der Bundesanwaltschaft bei der Verlesung der Anklage.
"Nur" ein politisch engagierter Jugendlicher? Der Schein trügt
Tischler in Ausbildung und CDU-Kandidat für den Ortsbeirat in Spangenberg – nach außen schien Marvin E. zur Zeit seiner mutmaßlichen Taten unauffällig bis engagiert. Doch hinter der Fassade schien er Schlimmes zu planen. Er solle die Absicht gehabt haben, in Deutschland einen "Rassen"- und Bürgerkrieg zu entfachen. Über diese Meldungen zeigte sich die CDU Spangenberg schockiert und distanziert sich im September 2021 ganz deutlich von dem „offenbar rechtsextremen jungen Mitbürger unserer Stadt“. Auf der Website heißt es: „Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher Form des Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit!! Dies stimmt nicht mit unseren Werten überein und wir lehnen derartiges ab!“ (dpa/gmö)