Manifest fordert zum "totalen Rassenkrieg" auf

Plante 20-Jähriger einen rechtsterroristischen Anschlag?

28.10.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Der Eingang zum Sitz der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main. Im Zusammenhang mit den "NSU 2.0" - Drohschreiben hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt.
brx htf, dpa, Boris Roessler

Ein 20-Jähriger aus dem nordhessischen Spangenberg sitzt in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Wie konkret waren seine Pläne? Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.

Rassistisches Manifest gefunden

Nadja Niesen und Wilhelm Möllers
"Nach jetzigem Kenntnisstand spricht einiges für eine rechte Gesinnung des Beschuldigten", Nadja Niesen, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt
deutsche presse agentur

Am 16. September 2021 durchsuchten die Ermittler die Wohnung des 20-Jährigen in Spangenberg. „Die Staatsanwaltschaft Kassel hatte Erkenntnisse darüber, dass der Beschuldigte über Waffen verfügt“, sagte Nadja Niesen, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft auf RTL-Nachfrage. Daraufhin erwirkte man beim Amtsgericht Kassel einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung. Auch eine Festplatte hätten die Ermittler sichergestellt. Darauf befände sich eine Art Manifest, in welchem sich der 20-Jährige gegen den Bestand der BRD wendet und zum totalen Rassenkrieg auffordere, so Niesen weiter. Bei der Razzia wurden auch 600 selbst gebaute Kleinsprengkörper und sechs unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen, so genannte USBV, gefunden. Darunter versteht man beispielsweise Koffer-, Brief- und Paketbomben sowie Brandsätzen gegen Fahrzeuge oder Gebäude. Vorbestraft ist der 20-Jährige nicht. Allerdings spreche nach jetzigem Erkenntnisstand einiges für eine rechte Gesinnung, so Oberstaatsanwältin Nadja Niesen. Konkrete Pläne für einen Anschlag konnten die Ermittler bislang nicht finden.

20-Jähriger war politisch aktiv

Im Haus des Beschuldigten fanden die Ermittler unter anderem huderte Kleinsprengkörper.
Im Haus des Beschuldigten fanden die Ermittler unter anderem hunderte Kleinsprengkörper.
RTL

Der 20-Jährige steckte gerade in seiner Ausbildung zum Tischler. RTL-Recherchen ergaben, dass der Spangenberger auch politisch aktiv war. Er ließ sich als CDU-Kandidat für den Ortsbeirat aufstellen, war aber ein freier Bewerber, sprich kein Mitglied der Partei. Auf Nachfrage sagte man uns, dass man total schockiert sei von der offenbar rechtsextremen Gesinnung des jungen Mannes und nichts gewusst habe. Er sei eher unauffällig und ruhig gewesen, meldetet sich bei Sitzungen nie zu Wort. Ein Spangenberger CDU-Mitglied weiter: „Wir sind total froh, dass die Sicherheitskräfte ihn schnell gefasst haben.“ Ursprünglich hatte man sich gefreut, dass ein junger Mensch politisch aktiv sein wolle, aber leider „könne man den Menschen nur vor den Kopf schauen“. Mittlerweile hat die CDU Spangenberg ein Statement veröffentlicht. Darin heißt es, dass man sich von jeglicher Form des Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit distanziere. Das stünde nicht im Einklang mit den Werten der CDU.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Hohe Haftstrafe droht

Der 20-Jährige befindet sich seit 17. September in Untersuchungshaft, das berichtete zuvor „hessenschau.de“. Sollte er nach Erwachsenen-Strafrecht verurteilt werden, droht ihm eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren. Aktuell wird das sichergestellte Material untersucht. Wie lange die Ermittlungen noch andauern, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. (api)