Was die Expertin rät
Sparen mit der Umschlagmethode - überbewerteter Social-Media-Hype oder wirklich sinnvoll?
von Svenja Hoffmann
Eine angesagte Spar-Methode begegnet einem derzeit auf den verschiedensten Social-Media-Plattformen: die so genannte Umschlag-Methode. Bunte Ordner und ein paar Klarsicht-Umschläge sollen dabei helfen, die eigenen Finanzen besser in den Griff zu bekommen. Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter der Umschlagmethode? Und für wen eignet sie sich? Diese und weitere wichtige Fragen rund um das Umschlag-Sparen beantwortet Ökonomin und Wirtschaftsjournalistin Dani Parthum, alias die Geldfrau, im Gespräch mit RTL.
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Die Umschlag-Methode: Sparmaßnahme mit gewissem Charme und maximaler Ausgabenkontrolle
Wie andere Spar-Maßnahmen auch ist die Umschlag-Methode eine Form des Budgetierens, wie Dani Parthum zu Beginn erklärt. Das heißt letztlich nichts anderes, als dass man seine monatlichen Einnahmen auf festgelegte Kategorien verteilt - Lebensmittel, Haushalt, Mobilität und Reisen, Freizeit.
Der gewisse Charme dieser besonderen Maßnahme komme daher, dass man zuvor seine Geldflüsse genau kennen lernen sollte. Heißt laut Expertin: Damit die Methode ihre Wirkung entfalten kann, müssen Verbraucher alle Einnahmen und Ausgaben schriftlich notieren. Dabei sei es wichtig, nicht nur abzuschätzen, was man wofür ausgibt, sondern Geldein- und ausgänge auf Euro-Beträge genau nachzuhalten.
„Die Umschlagmethode beruht auf Bargeld. Wir stecken es in Umschläge und geben auch nur das aus. Maximale Ausgabenkontrolle also.“ Wie die Ökonomin erklärt, verleite eine Debit- oder Kreditkarte nämlich dazu, mehr Geld auszugeben, als man eigentlich möchte.
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Der Anfang allen Sparens: Auf den Cent genau nachhalten
Fakt ist: Bevor man mit dem Budgetieren an sich überhaupt starten kann, muss man wissen, wofür man sein Geld ausgibt. Die Expertin erklärt: „Wer mit dieser Methode seine Ausgaben verteilen und kontrollieren will, startet am besten sofort mit dem Erfassen aller Ausgaben.“ Feste und variable Kosten können zunächst grob über Kontoauszüge und dann detailliert in den folgenden Monaten erfasst werden.
Was das für die Praxis bedeutet? „Wir erfassen auf einem Blatt alle monatlich wiederkehrenden Ausgaben wie Miete, Hypothektilgung, Nebenkosten, Versicherungsbeiträge (nicht Lebensversicherung oder Rentenversicherung), zu leistende Unterhaltszahlungen, Medikamente, GEZ-Gebühren, Fahrtkosten zur Arbeit.“ Zusätzlich sollten in einem Haushaltsbuch alle – und zwar wirklich alle – variablen Ausgaben festgehalten werden. Diese können dann in Kategorien eingeteilt werden: Genuss, Mobilität, Gesundheit, Freizeit, Kinder, Kleidung, Friseur, …
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Sich selbst vor vollendete Tatsachen stellen: Will ich das wirklich?
Wenn man einmal seine gesamten Ausgaben Schwarz auf Weiß vorliegen hat, stellt man sich sozusagen selbst vor vollendete Tatsachen. Dani Parthum erklärt: „Wenn wir sehen, wie viel wir für Snacks oder für Alkohol oder den Friseur ausgeben und nichts zum Sparen übrig bleibt, können wir uns fragen: Was ist mir wichtig im Leben?“
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Basierend auf dieser Frage könne man dann entscheiden, wie viel man monatlich zum Sparen zurücklegen möchte und wie viel Euro man pro entlarvter variabler Ausgaben-Kategorie in jedem Monat ausgeben möchte. „Damit kann ich meine Ausgaben begrenzen und kontrollieren, sie prognostizieren und den Erfolg messen, wenn Monatsende ist.“ Man fange also an, sein Geld bewusster auszugeben. Zusätzlich werde man dazu gezwungen, zu reflektieren, was einem im Leben wirklich wichtig ist: „Wir gehen achtsamer mit Geld um - und damit mit uns.“
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Schritt für Schritt zum bewussten Geldausgeben
- Alle monatlichen Fixkosten notieren (diese müssen später nicht in einen Umschlag gepackt werden, da sie meist direkt vom Konto per Dauerauftrag eingezogen werden)
- Alle variablen Kosten in einem Haushaltsbuch oder einer App nachhalten
- Variable Kosten in Kategorien einteilen
- Feste Budgets für jede Kategorie festlegen (basierend auf dem Durchschnitt der letzten Monate)
- In regelmäßigen Abständen Geld vom Konto abheben und in die Umschläge füllen (die Expertin rät zu einem ein- oder zweiwöchigen Rhythmus, jedoch eher nicht dazu, einmal monatlich das gesamte Geld abzuheben)
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Für radikale Sparer, Kalkulierer und chronische Kartenzahler
Auch wenn es sich bei der Umschlag-Methode um eine gute Maßnahme handelt, um die Ausgaben im Blick zu haben, sei es nicht unbedingt die beste Methode, um Rücklagen für mögliche Nachzahlungen zu bilden, weiß Dani Parthum. „Um Rücklagen für mögliche Nachzahlungen zu bilden, würde ich anders herangehen. Dazu stellen wir alle Ausgaben radikal auf den Prüfstand – alle festen und variablen. Wir gehen alles durch und kürzen.“ Am Monatsanfang kann man dann einen bestimmten Betrag, den man durch Kürzungen erzielt hat, auf ein Rücklagenkonto überweisen und so für kommende Nachzahlungen vorsorgen.
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Für wen sich diese Spar-Methode allerdings sehr wohl eigne, seien zum einen Personen, die zu viel Geld via Karte ausgeben und deshalb ihre Ausgaben nicht mehr unter Kontrolle haben. Daneben könne sie auch denjenigen hilfreich sein, die radikal sparen wollen oder grundsätzlich weniger Geld zur Verfügung haben und daher gut kalkulieren müssen.
"Ich würde es pragmatisch und praktikabel halten"
Auf zahlreichen Instagram-Accounts wird die Umschlag-Methode präsentiert – und das auf ziemlich stylische Art und Weise. Budgetiert wird dabei oft in bunten Ordnern, so genannten Bindern, und durchsichtigen Folien-Umschlägen. Doch ist das wirklich nötig?
„Ich finde die Idee mit den A6-Plastikumschlägen, die man in eine Art Börse einheftet, sehr handlich und praktisch“, sagt Dani Parthum. Doch: Man solle es pragmatisch, praktikabel und vor allem kostengünstig halten. „Wir wollen ja sparen und unser Geld bewusst ausgeben und nicht dem neuesten Lifestyle-Hype nachjagen.“
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