Sparmaßnahmen der Ampel
Finanzminister Lindner will 800-Millionen-Euro-Kanzleramtausbau stoppen
Eigentlich sollte neben dem Bundeskanzleramt in Berlin ein Neubau entstehen, für etwa 777 Millionen Euro. Doch nun hat Bundesfinanzminister Christian Lindner das ganze Projekt infrage gestellt und nannte den Ausbau in Zeiten von Home-Office „entbehrlich“. Bundeskanzler Olaf Scholz werde „missvergnügt sein“, vermutet der Finanzminister.
Neubau mit Wintergarten, Hubschrauberlandeplatz und üppiger Kanzlerwohnung
„Ich glaube, dass in Zeiten von mehr Home-Office und ortsflexiblem Arbeiten, ein mindestens 800 Millionen Euro teurer Neubau neben dem Kanzleramt entbehrlich ist“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Maischberger“.
Damit hat er das Projekt, wonach das Bundeskanzleramt in Berlin, die größte Regierungszentrale der Welt werden könnte, deutlich infrage gestellt. In dem pompösen Neubau soll es einen Wintergarten für 15 Millionen Euro geben, eine Brücke für 18 Millionen und einen Hubschrauberlandeplatz auf Stelzen. In diesem Gebäude entsteht auch eine Wohnung für den Bundeskanzler auf großzügigen 250 Quadratmetern.
Im Finanzministerium arbeiten 65 Prozent im Home-Office
Christian Lindner hält die neuen Büroflächen für unnötig, auch aus eigenen Erfahrungen: „Im Finanzministerium haben wir jetzt 65 Prozent ortsflexibles Arbeiten, das heißt die Kolleginnen und Kollegen können von zu Hause arbeiten, von unterwegs und nutzen das auch. Daraus folgt, dass man die Büroflächen anders nutzen und begrenzen kann, warum dann ein so teurer Neubau?“
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Bundeskanzler Scholz wird nicht erfreut sein
Nachdem Finanzminister Lindner die Kritik am Neubau ausgesprochen hat, merkt er schon, dass das beim Bundeskanzler nicht gut ankommt: „Ich glaube, der wird missvergnügt sein, dass ich das jetzt hier vorgeschlagen haben. Aber das ist mein Job.“
100 Millionen Kosten schon jetzt
Die Forderung von Christian Linder ist nachvollziehbar, der Bundesfinanzminister sucht nach Wegen, die Ausgaben zu reduzieren, denn die Lage ist angespannt: „Es fehlt das Geld für die Aufgaben, die schon beschlossen sind", sagte er in der ARD.
Doch, dass Lindner beim Neubau des Bundeskanzleramts 800 Millionen Euro einsparen kann, ist jetzt gar nicht mehr möglich. Aktuell werden die ersten Arbeiten bereits ausgeführt, Bäume gefällt.
Auf eine RTL-Anfrage antwortet das Bundeskanzleramt, dass die Planungen seit 2016 laufen und bereits zum jetzigen Zeitpunkt Kosten von mehr als 100 Millionen Euro entstanden seien. Auch eine Verschiebung des Projekts würde teuer werden. Für diesen Fall rechnet das Kanzleramt mit Kosten von 40-50 Millionen Euro pro Jahr, aufgrund von Baupreissteigerungen. Fazit: „Ein Stopp des Projektes oder eine Umplanung ist aus den genannten Gründen nicht vorgesehen“, so eine Regierungssprecherin gegenüber RTL. (dbl)
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