Zur Aufklärung im Fall Maddie McCann
Profiler: "Sie brauchen ein Geständnis, Zeugen oder eine Leiche"
Fall Maddie McCann - wie die Ermittler nun weiter verfahren
Im Rahmen des Vermisstenfalls Maddie McCann durchsuchte das BKA von Dienstagmorgen bis Mittwochabend einen Kleingarten in der Nähe von Hannover. Der 43-jährige Christian B. gilt weiterhin als Verdächtiger. Was die Ermittler in dem Kleingarten gesucht haben, ist bislang unklar. RTL hat mit Profiler Mark T. Hofmann darüber gesprochen, was auf dem Kleingarten-Grundstück gefunden worden sein könnte und wie die Ermittler nun weiter verfahren.
Das Bundeskriminalamt durchsuchte fast zwei Tage lang den Kleingarten in einem Vorort von Hannover. Was die Ermittler dort suchten, das wurde nicht bekanntgegeben. Zwischenzeitlich berichteten Augenzeugen von einem Kellerraum, der gefunden wurde. Dass es sich dabei um eine Art „Folterkeller“ handle, hält Profiler Mark T. Hofmann allerdings für unwahrscheinlich, da man durch die Decke eingestiegen sei. Das würde mögliche Beweismittel zerstören. „Wieso kommt die Polizei nicht durch den Eingang“, fragt er sich.
Außerdem könne er sich nicht vorstellen, dass dort menschliche Überreste gefunden worden sein könnten. „Ich halte es für nicht unmöglich, aber extrem unwahrscheinlich, dass es dem Tatverdächtigen gelungen sein kann, die lebende Maddie oder die Leiche von ihr von Portugal nach Deutschland zu schaffen“, so Hofmann. Aus diesen Gründen halte er es für unwahrscheinlich, dass dort ein Keller gefunden wurde, der Beweismittel im Zusammenhang mit Maddie enthält.
Dass die Sucharbeiten eingestellt worden seien, spreche dafür, dass man keine konkreten Hinweise gefunden habe.
"Auch bei Vorbestraften gilt die Unschuldsvermutung"
Im Rahmen der Durchsuchung wurden auch Spürhund eingesetzt. Fälschlicherweise werde oft davon ausgegangen, dass mann nach einer Leiche suche, wenn die Tiere vor Ort seien. „Es gibt durchaus auch Spürhunde für Sprengstoff, für Drogen, für Brandmittel – das ist alles in dem Fall unwahrscheinlich“, so Hofmann. „Aber es gibt auch Spürhunde für Datenträger, USB-Sticks, externe Festplatten oder Handys und das kann durchaus sein, dass nach so etwas gesucht wurde. Denn schon mal wurden auf einem Grundstück des Tatverdächtigen externe Speichermedien gefunden mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern.“
Der Profiler sieht die Staatsanwaltschaft jetzt in der Pflicht, Beweise zu finden. „Die Staatsanwaltschaft hat sich medial doch recht weit aus dem Fenster gelehnt und hat jetzt eine extreme Beweisnot. Jetzt müsse man „wasserdichte, physische, forensische Beweismittel“ finden. Dass Christian B. vor Ort gewesen sei oder ins Profil passe, das reiche in Deutschland nicht aus. „Die Staatsanwaltschaft hat gesagt: ‘Wir wissen, dass Maddie tot ist und wir sind uns sehr sicher, dass der Tatverdächtige sie ermordet hat’“, sagt Mark T. Hofmann. Trotzdem dürfe man nicht außer Acht lassen, dass für ihn die Unschuldsvermutung gelte, auch, wenn er einschlägig vorbestraft sei. „Dieser Fall wird nur zu lösen sein mit einem Geständnis, Zeugen oder einer Leiche.“
Fünf Indizien weisen auf die Schuld von Christian B. hin
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Es gebe aber Hinweise, die dafür sprechen würden, dass Christian B. der Täter sein könnte. „Für seine Schuld sprechen im Wesentlichen fünf Indizien und ein beweisgestützter Verdacht – von dem die Staatsanwaltschaft aber noch nicht gesagt hat, was das sein soll“, so der Experte. Erstens: Sein Handy sei vor Ort gewesen. Zweitens: Seine Vorlieben passen, da er auch im Besitz von Kinderpornografie gewesen sei. Drittens: Er sei durch Hoteleinbrüche bekannt gewesen. Viertens: Nach Maddies Verschwinden habe er sich komisch verhalten und Portugal verlassen. Fünftens: Es habe ein Telefonat gegeben, in dem er aggressiv auf das Thema Maddie reagiert habe.
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Anfang Juni – 13 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens – wandten sie die Ermittler dann an die Öffentlichkeit. Um neue Zeugen und Hinweise zu finden, machten sie öffentlich, dass sie Christian B. im Visier hatten. Der heute 43-jährige wird verdächtigt, Maddie damals entführt und ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht nicht davon aus, dass das Mädchen noch am leben ist.
Christian B. wegen Sexualdelikten vorbestraft
Christian B. wurde in der Vergangenheit mehrfach straffällig. Er hat mehrere Vorstrafen wegen Sexualdelikten – auch Kinder waren unter seinen Opfern. Im Moment sitzt er in Kiel eine Strafe ab, die 2011 das Amtsgericht Niebüll gegen ihn verhängte. Dabei ging es um den Handel mit Drogen. Die Haft soll im Frühjahr 2021 enden. Zwischenzeitlich hatte Christian B. einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt.
TVNOW-Doku: Der Fall Maddie - haben sie endlich den Richtigen?
Hat die Polizei diesmal endlich den richtigen Tatverdächtigen? Lässt sich der Fall jetzt endlich aufklären? Mehr dazu sehen Sie in der TVNOW-Doku " Der Fall Maddie – haben sie endlich den Richtigen?".