Sigmar Gabriel über die Führung in Russland
„Niemand ist übrigens sicher, dass die Nachfolger von Putin besser sind als er“
Laut dem ehemaligen Außenminister und heutigen Vorsitzenden der Atlantik-Brücke Sigmar Gabriel ist es egal, ob Wladimir Putin oder jemand anderes am Ende die Verhandlungen im Krieg mit der Ukraine führt. Entscheidend sei, dass die russische Führung akzeptiere, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen sei, erklärt er im Interview mit RTL/ntv. Bis dahin müsse der Westen die Ukraine unterstützen, dabei dürfe aber auch der Blick für den Rest der Welt nicht verloren gehen. Sonst drohe eine Spaltung in Nord und Süd. Das ganze Gespräch mit Gabriel sehen Sie im Video.
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Gabriel überzeugt: Zusammenhalt von Deutschland und den USA auch in Zukunft
Sigmar Gabriel macht sich weniger Sorgen um den Zusammenhalt des Westens, dafür aber um den Blick auf den Westen im Rest der Welt. „Ich glaube, dass der Westen und die USA noch ziemlich lange zusammenstehen kann, um das durchzuhalten.“, sagt er im RTL/ntv-Interview. Auch wenn sich die innenpolitischen Verhältnisse in den USA verändern, sei er nicht so skeptisch, dass es auch unter einem anderen Präsidenten in den USA eine Mehrheit zwischen Republikanern und Demokraten für die Unterstützung der Ukraine gebe. „Wir haben auch gesehen, dass die Republikaner bei aller Rhetorik am Ende doch nicht wollen, dass dieser Krieg durch Russland gewonnen wird.“, so Gabriel. Russland dagegen sei sozusagen in die Hände Chinas gefallen, „das waren ja nie richtige Freunde. Jetzt sind sie abhängig von China.“
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"UN-Vollversammlung nicht das Entscheidende"
Es sei eigentlich eine Blamage für die Weltgemeinschaft, dass die UN-Vollversammlung und der UN-Sicherheitsrat „nichts wirklich tun können“, sagte Gabriel. Das liege aber am System und dem Vetorecht Russlands im Sicherheitsrat. Trotzdem müssten die Staaten, die ein Interesse an Stabilität und Frieden hätten, intensiv darüber sprechen, welche Hilfen auch in anderen Ländern erwartet würden. „Die Abstimmung da ist nicht das Entscheidende, sondern die Länder einzuladen, mit ihnen zu reden, dahin zu fahren, auch dann, wenn sie nicht sofort auf unserer Seite sind“, so Gabriel im RTL/ntv-Interview. Die Gefahr sei, dass es sonst eine Spaltung zwischen Nord und Süd geben könnte.
In Afrika, Lateinamerika oder Zentralasien könne der Eindruck entstehen, man sei außerhalb des Blickfeldes. „Das, finde ich, ist die größte Sorge, die man haben muss, dass wir am Ende möglicherweise die Auseinandersetzung um die Ukraine gewinnen, aber große Teile der Welt verlieren, weil sie den Eindruck haben, wir kümmern uns nur um uns selbst und um die Ukraine.“
Gabriel: "Egal ob Putin oder jemand anderes"
Bei der Frage, ob ein Ende des Krieges mit Putin an der Spitze Russlands möglich sei, weist er daraufhin, dass auch mögliche Nachfolger nicht unbedingt besser seien. Ein Ende des Ukraine-Krieges ist laut Gabriel nur dann möglich, wenn die russische Führung akzeptiere, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen sei. Dabei sei es „egal, ob das Wladimir Putin ist oder jemand anderes“, so Gabriel im RTL/ntv-Interview. Die Menschen an sich seien in Russland seiner Meinung nach nicht kriegslüstern, „aber es sind, wie wir Deutschen mal in den 30er und 40er Jahren von der Propaganda ihrer Führung aufgeheizt, diesen Krieg für einen Krieg Russlands gegen die Welt erachtet oder umgekehrt.“ Und dagegen, so Gabriel, könnten wir mehr tun. (cpf)
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