Richter spricht Ex-Bürgermeister in Revisionsprozess frei

Ertrinken dreier Kinder „ein furchtbarer Unglücksfall“

Trauerende haben eine Gedenkstätte am Unglücksort eingerichtet.
Drei Kinder kamen bei dem tragischen Unglück am Teich ums Leben.
RTL

Wer ist verantwortlich für die Tragödie, um die ertrunkenen Kinder?
Die drei Geschwister ertrinken 2016 in einem Teich in Neukirchen (Schwalm-Eder-Kreis). Der damalige Bürgermeister Klemens Olbrich wird daraufhin vor drei Jahren zu einer Geldstrafe verturteilt. Doch dieses Urteil wurde jetzt vor dem Oberlandesgericht Frankfurt in einem Revisionsprozess neu verhandelt – mit einer überraschenden Wende.

"Es gibt Unglücksfälle, in denen niemanden eine strafrechtliche Schuld trifft"

Jahrelang wurde nach einem Schuldigen gesucht, doch wenn es nach dem Richter am Oberlandesgericht Frankfurt geht, könne man dem Ex-Bürgermeister keine Schuld zuweisen. Der Richter entschuldigte sich außerdem beim früheren Bürgermeister, für die jahrelange Belastung durch das langwierige Verfahren.

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Denn Klemens Olbrich hatte immer wieder seine Unschuld beteuert. "Zu welchem Zeitpunkt hätte mir bewusst sein müssen, dass das was mir hier vorgeworfen wird, meine Verantwortung ist?" sagte er damals zum Prozessauftakt. Er, als Vater von drei Kindern, könne nachvollziehen, dass es die Familie belaste, aber ihn belaste es auch, sagte er damals im RTL-Interview. Er war heute (Montag) bei seinem Freispruch nicht vor Ort.

Video-Tipp: Das sagte der angeklagte Bürgermeister zum Fall

Im ersten Prozess beteuerte der Ex-Bürgermeister bereits seine Unschuld. Wir haben ihn damals zum Interview getroffen. Was er bereits da zu den Vorwürfen sagte, zeigen wir hier noch einmal im Video.

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Hätte ein Zaun das Unglück verhindern können?

Lange galt Olbrich als der Verantwortliche für den Unfall im Dorfteich. Drei Jahre nach dem Vorfall wurde er vor dem Amtsgericht Schwalmstadt zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro verurteilt. Er soll die Gefahrenstelle gekannt haben und trotzdem keine Sicherheitsmaßnahmen ergriffen haben, heißt es damals.

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Er soll gewusst haben, dass der Bereich rund um den Teich als Spielfläche genutzt werde. Der Angeklagte und auch die Staatsanwaltschaft legten Einspruch ein und ein Jahr später kommt es zu einem Berufungsprozess, die Folge: Klemens Olbrich bleibt schuldig und muss sogar 14.400 Euro – statt der angedachten Geldstrafe von 12.000 Euro - bezahlen. Mit dem Urteil durch das Oberlandesgericht jetzt, wurden beide früheren Schuldsprüche aufgehoben.

Die Belastung der Eltern "... lässt sich in Worten nicht beschreiben"

2016 passierte das tragische Unglück, als drei Kinder im Alter von fünf, acht und neun Jahren an einem Dorfteich in Neukirchen zusammen spielen. Laut den Ermittlern, soll mindestens ein Kind ins Wasser gefallen sein, die beiden Geschwister sollen versucht haben es zu retten und dabei selbst abgerutscht sein. Dieser Vorfall und das damit einhergehende lange Verfahren über sieben Jahre sei für die Eltern sehr belastend und kaum in Worte zu fassen, erklärt heute ihr Anwalt Dirk Gerlach im RTL-Interview nach dem Prozess. Für sie sei es jedoch noch nicht vorbei, in der nächsten Instanz wolle man vors Zivilgericht ziehen und die Gemeinde im Schwalm-Eder-Kreis um eine Schadensersatzsumme verklagen. (ldo)