Humanitäre Hilfeleistungen für Erdbebengebiet
Erdbeben in der Türkei und Syrien: Auch für Serkan Eren "ein neues Level von Leid"
von Amany Salama
Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat die Menschen nicht nur vor Ort, sondern global erschüttert. Die Situation sei „katastrophal“, so Serkan Eren, Gründer der Hilfsorganisation STELP.
„Auch für mich als erfahrener humanitärer Helfer ist es ein neues Level von Leid.“ Wenige Stunden nachdem er am vergangenen Montag von den Erdbeben gehört hat, sei er nach Istanbul geflogen. In Adana habe er mit STELP eine Basis aufgebaut, um Hilfsgüter einzukaufen und den Menschen zu helfen. Welches Ausmaß die Beben angenommen haben, erläutert er im Interview mit RTL-Reporterin Vivian Bahlmann.
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Zehntausende Menschen sind obdachlos
Genau eine Woche ist das Erdbeben nun her. „Man muss sich vorstellen, dass zehntausende Menschen obdachlos sind“, beschreibt Eren die Situation, „Kinder, Babys, ältere Menschen; leider saßen alle auf der Straße, schutzlos.“ Auch nicht eingestürzte Gebäude seien aufgrund der Einsturzgefahr nicht bewohnbar.
Ein Schneesturm habe den Menschen zusätzlich zugesetzt und die Temperaturen vor allem nachts gesenkt. Anfangs seien daher Decken die wichtigste Hilfe für die Menschen gewesen, mittlerweile habe sich der Bedarf hin zu langfristiger Hilfe geändert.
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Langfristige Planung ist nun gefragt
Man würde nun in „die nächste Phase dieser Katastrophe“ kommen. Wichtig sei „langfristige Planung; Zelte sind notwendig, Suppenküchen sind notwendig“ — und die Lebensmittelversorgung. Zudem müsse besonders vulnerablen Personen geholfen werden. Eren befindet sich während des Interviews vor einem Hersteller von Zelten, die an „Kinder mit Lungenentzündungen, Familien mit Babys, gehbehinderte Menschen, Menschen, die schwer krank sind oder schwer traumatisiert sind“ verteilt werden sollen.
Nicht physisch, dafür aber psychisch habe den Menschen die Erkenntnis geholfen, „dass es wahrscheinlich keine Überlebenden mehr gibt“. Die Familien und Angehörigen von Menschen, die unter den Trümmern lagen, „haben sich jetzt gedanklich schon von ihnen verabschiedet“. Das Chaos habe sich zwar nicht gelegt, aber „die Menschen haben sich an das Chaos mehr gewöhnt“, so Erens Eindruck nach einer Woche.
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