Prozessbeginn vor dem Landgericht WürzburgEr versuchte, den Messerstecher von Würzburg zu stoppen: Oliver M. will, das der Täter ihn beim Prozess sieht
Am 25. Juni 2021 attackierte ein Mann mit einem Messer wahllos Passanten in Würzburg. Die traurige Bilanz der Messer-Attacke: Drei Tote und sechs Verletzte. Ohne mutige Zivilcourage hätte es noch schlimmer enden können. Einer, der versuchte, den Angreifer zu stoppen, war Oliver M. Er war als Sicherheitsmitarbeiter in einem der Geschäfte am Tatort. Im RTL-Interview erzählt er, wie er die brutale Messerattacke erlebt hat und warum er möchte, dass der Täter ihn beim jetzt beginnenden Prozess sieht.
Würzburg: Sicherheitsmann Oliver M. versucht Täter zu stoppen

Der 25. Juni 2021 ist für Oliver M. eigentlich ein schöner Arbeitstag. Die Sonne scheint, der Sicherheitsmann und seine Arbeitskollegen haben Spaß miteinander. Doch dann der Riesenschock, kurz vor Feierabend. Plötzlich kommen Personen in Oliver M.s Richtung gerannt, sie schreien und weinen. Ein Mann ruft nach der Security.
M. zögert keine Sekunde, läuft genau in die Richtung, aus der gerade alle wegwollen. Er sieht einen 33-jähriger Mann, der auf eine Frau springt und mit einem Messer auf sie einsticht: „Das Blut ist dann gespritzt.“ Trotzdem hat der Sicherheitsmitarbeiter nur eins im Sinn: „Mein Gedanke war, diesen Menschen zu stoppen.“ Denn als er den Täter mit dem Messer sieht, versteht er sofort, dass gerade etwas Extremes vor sich geht.
Mann mit Messer geht plötzlich auch auf Oliver M. los

Der Sicherheitsmann versucht den Mann mit dem Messer zu stoppen, greift ihn mehrfach an, auch mit einem Schirm von Passanten: „In der Hoffnung, dass das Messer aus der Hand fällt. Aber der ist so wild hin und her gehüpft, man hatte im Prinzip keine Chance, direkt an ihn dran zu kommen.“ Und dann geht der 33-Jährige auch auf Oliver M. los.
Dem schießt durch den Kopf, dass es das jetzt war. Viel gefehlt habe nicht, sagt er hinterher im RTL-Interview. „Er hat einen Moment gezögert. Das war vielleicht mein Glück.“ Passanten greifen mit einem Stuhl ein, ziehen M. hoch: „Das war ja wie im Blutrausch alles. Und da habe ich wirklich gedacht ‚Jetzt ist um‘“.
Oliver M. wünscht sich eine Gefängnisstrafe für Täter von Würzburg

Rückblickend sagt der Augenzeuge, dass alles wie im Film abgelaufen sei: „Das sind ja nur ein paar Minuten, du handelst wie in Trance.“ Vom 22. April an will das Landgericht Würzburg in einem Sicherungsverfahren herausfinden, was den 33-Jährigen zu der Messerattacke trieb. Oliver M. möchte auch daran teilnehmen: „Ich möchte, dass er mich sieht. Da wird keine Reaktion von ihm kommen, aber vielleicht entwickelt er ein Schamgefühl.“
Für den Ausgang des Prozesses wünscht sich Oliver M. vor allem eins: Der Täter soll ins Gefängnis kommen, damit er nicht noch einmal auf unschuldige Passanten losgeht. Doch Gerechtigkeit gibt es in den Augen des Sicherheitsmannes nicht: „Es gibt keine Wiedergutmachung dafür.“
Messerangreifer tötete und verletzte wahllos Menschen in Würzburg
Die Generalstaatsanwaltschaft München will den 33-Jährigen wohl psychisch kranken Geflüchteten dauerhaft in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses unterbringen lassen: „Der Beschuldigte gab an, ‘Stimmen in seinem Kopf’ hätten ihn angewiesen, mit einem Messer möglichst viele Menschen zu töten. Er habe sich in Deutschland ungerecht behandelt gefühlt und sich deshalb rächen wollen.“
Für das Verfahren vor einer Schwurgerichtskammer unter anderem wegen Mordes in drei Fällen sowie versuchten Mordes in elf Fällen sind bisher 27 Verhandlungstage angesetzt.
Am 25. Juni 2021 war der Angeklagte in ein Kaufhaus in Würzburg gestürmt. Er nahm sich ein Messer aus einer Auslage. Wahllos stach er damit auf Passanten ein. Drei Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren starben. Vier Frauen, ein damals 11-jähriges Mädchen und ein 16-Jähriger wurden von dem wahrscheinlich psychisch kranken Geflüchteten schwer verletzt. Zudem gab es drei Leichtverletzte. Eine der Angegriffenen blieb unversehrt. (jmu, mit dpa)
































