Ein weiteres Speiseöl wird knapp
Indonesien stoppt Palmöl-Export - das sind die Folgen
Sonnenblumenöl ist wegen des Ukraine-Krieges kaum noch erhältlich, die Nachfrage nach Rapsöl steigt enorm – und entsprechend auch die Preise. Jetzt verhängt auch noch Indonesien ein Exportverbot für Palmöl. Das Land ist der weltgrößte Produzent des begehrten pflanzlichen Rohstoffs. Welche Folgen der Lieferstopp hat.
Proteste in Indonesien gegen Preisanstieg bei Palmöl
Mit einem Exportstopp für Palmöl will Indonesien Knappheit und steigende Preise im eigenen Land bekämpfen. Das Ausfuhrverbot tritt ab Donnerstag in Kraft, kündigte Präsident Joko Widodo an. Wenn sich der Markt im Land stabilisiert habe und Speiseöl wieder zu erschwinglichen Preisen verfügbar sei, werde er die Entscheidung neu bewerten, ergänzte er.
Angesichts knapper Bestände war der Speiseölpreis in dem südostasiatischen Land in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Dies löste Proteste aus, die drohten, die Regierung des rund 270 Millionen Einwohner zählenden Inselstaates zu destabilisieren.
Palmöl ist das weltweit am meisten produzierte, verbrauchte und gehandelte Pflanzenfett. Sein Marktanteil liegt bei etwa 40 Prozent. Das rot-bräunliche Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen. Außerdem gibt es Palmkernöl aus dem Samen der Frucht. Palmöl wird vor allem in Asien zum Frittieren und Braten verwendet. Es wird aber auch in Schokoladen, Kosmetika und Putzmitteln verwendet. Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) zufolge werden im laufenden Jahr insgesamt 77 Millionen Tonnen produziert. Indonesien lieferte bislang 60 Prozent des weltweiten Bedarfs. Malaysia kommt als Nummer zwei auf einen Marktanteil von 25 Prozent. Die größten Abnehmer sind Indien, China, Pakistan und Bangladesch. Bei Unternehmen kauft "Milka"-Macher Mondelez nach eigenen Angaben 0,5 Prozent der weltweiten Palmöl-Produktion auf.
"Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank"
Angesichts der zunehmend angespannten globalen Versorgungslage mit Speiseölen fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den sofortigen Stopp der Beimischung von Speiseölen sowie anderen Nahrungs- und Futtermitteln als Agrokraftstoff. "Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank. Wir können nicht weiter Speiseöle in Autotanks kippen, während deren Preise in den Produktionsländern explodieren und die Bevölkerung in den Hunger treiben“, erklärt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Doch Palmöl steckt nicht nur im Sprit, sondern auch in Lippenstiften oder Schokoaufstrichen wie Nutella. Der Exportstopp für Palmöl hat entsprechend Auswirkungen auf Deutschland. „Es wird zu Ausweichbewegungen auf dem Markt kommen, andere Öle werden das Palmöl ersetzen. Diese sind allerdings teurer. Es ist davon auszugehen, dass gewisse Produkte, die relativ viel Palmöl enthalten, im Preis zunehmen“, erklärt Peer Cyriacks von der DUH.
Doch die Umstellung auf Alternativprodukte ist auch eine Chance. Denn Palmöl ist zwar praktisch und günstig, hat aber einen schlechten Ruf. So steht Indonesien wegen der Zerstörung seines Regenwaldes für den Palmöl-Anbau bereits seit Jahren in der Kritik. In anderen Anbauländern werden Arbeiter wie Sklaven behandelt. „Die deutschen Unternehmen können einen riesigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten, wenn sie weniger Palmöl verwenden und mehr auf heimische Rohstoffe setzen“, sagt Peer Cyriacks. Doch der Umstieg könnte bei der derzeitigen Speiseöl-Lage schwierig werden. Denn auch bei den Alternativen zum Palmöl kriselt es derzeit:
Speiseöle in der Krise
SOJAÖL
Mit einer erwarteten Produktion von etwa 59 Millionen Tonnen 2022 ist Sojaöl das zweitwichtigste Pflanzenfett. Die größten Produzenten sind China, die USA, Brasilien und Argentinien. Argentinien ist üblicherweise der weltweit größte Exporteur. Wegen einer Missernte beschränkt das südamerikanische Land seine Ausfuhren derzeit aber. Wie bei Palmöl ist Indien auch der weltgrößte Sojaöl-Importeur.
RAPSÖL
Rapsöl wird hauptsächlich in Europa, Kanada und China hergestellt. Das USDA taxiert die Produktion 2022 auf 29 Millionen Tonnen. Die Trockenheit im vergangenen Jahr schmälern aktuell das Angebot von Rapsöl aus Kanada und Europa. Indien verzeichnete dagegen eine Rekordernte.
SONNENBLUMENÖL
Russland und die Ukraine produzieren zusammen 55 Prozent des weltweiten Sonnenblumenöls. Beim Export liegt die Quote bei 76 Prozent. Die größten Abnehmer sind traditionell Indien, Europa und China. Durch den russischen Einmarsch in die Ukraine ist der Nachschub aus der Schwarzmeer-Region gestört. Laut USDA-Prognose sollen im laufenden Jahr weltweit 20 Millionen Tonnen produziert werden.
Verbraucherinnen und Verbraucher können nur hoffen, dass die Ernten gut ausfallen und der Krieg in der Ukraine ein Ende findet. (dpa/reuters/aze)