Polizei und Verbraucherschutz warnen
Dreiste WhatsApp-Abzocke: Betrüger ziehen Ahnungslosen das Geld aus der Tasche!
„Hallo Mama, das ist meine neue Nummer. Kannst du mir eine Nachricht auf WhatsApp schicken?“ – so oder so ähnlich klingen die Nachrichten, die seit einiger Zeit bei vielen Deutschen per SMS eingehen. Was zunächst harmlos klingt, entpuppt sich als eine hinterhältige Betrugsmasche, mit der Kriminelle nichts ahnenden Menschen das Geld aus der Tasche ziehen. Und das kann richtig teuer werden!
Nur eine harmlose SMS? Von wegen!

Wenn Sie eine SMS von einer unbekannten Nummer erhalten und der Absender behauptet, Ihr Kind oder ein anderer Verwandter zu sein, dann sollten sie misstrauisch werden, rät Simon Ebbertz, Pressesprecher des LKA-Niedersachsen. Denn möglicherweise handelt es sich dabei nicht um ihren Verwandten, sondern um dreiste Betrüger, die an Ihr Bares wollen.
Geht man auf die Nachricht ein und antwortet über WhatsApp, täuschen die Betrüger vor, sich in einer Notlage zu befinden oder Geldprobleme zu haben. Dann fordern sie die Opfer auf, ihnen Geld zu überweisen. Wer sich darauf einlässt, sieht sein Geld meist nicht wieder: „Wenn die Überweisung schon ausgeführt ist, ist die Chance, das Geld zurückzubekommen erfahrungsgemäß sehr gering“, sagt der Social-Media-Experte Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Aber wie schützt man sich am besten vor dieser fiesen Betrugsmasche?
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Wie schütze ich mich vor der Abzocke?
Vor dem Erhalten einer solchen SMS könne man sich nicht schützen, erklärt Simon Ebbertz vom LKA Niedersachsen. Natürlich könne man vorsichtig sein, wem und wo man seine Handynummer preisgibt, wichtig sei aber vor allem, wie man sich verhält, wenn man so eine SMS bekommt: „Am besten direkt löschen und auf keinen Fall darauf reagieren“, so der LKA-Beamte. Falls man unsicher ist, ob es sich tatsächlich um einen Verwandten handelt, sei es am besten, diesen einmal unter der bekannten Nummer anzurufen und nachzufragen: „Einfach mal auf der alten, also der bekannten Nummer, anrufen und auf keinen Fall Geld überweisen, insbesondere nicht auf unbekannte Bankkonten“, warnt Simon Ebbertz.
Wenn man bereits auf die Masche hereingefallen sei und das Geld überwiesen habe, dann ist laut LKA-Niedersachsen schnelles Handeln gefragt: „Je nachdem, wie lange es her ist, sollte man erstmal die Bank kontaktieren und versuchen, sich das Geld zurückzuholen. Je mehr Zeit vergangen ist, desto unwahrscheinlicher ist es, das Geld zurückzuerhalten“, sagt Ebbertz. Anschließend sollte man bei der örtlichen Polizei Anzeige erstatten. Dies ist auch online möglich. Für die Anzeige sei es ratsam, Screenshots von der Betrügernummer, dem Chatverlauf und der Überweisung zu erstellen.
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Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, besonders beim Preisgeben der eigenen Handynummer
Darüber wie die Täter an die Handynummern ihrer Opfer kommen, gibt es verschiedene Theorien: Unter anderem Nummerngeneratoren oder auch Phishing-Mails, in denen man zum Beispiel per E-Mail dazu aufgefordert wird, sein Amazon-Kennwort zu ändern, erklärt Simon Ebbertz. Social-Media-Experte Hauke Mormann warnt auch vor schädlichen Handy-Apps und Online-Gewinnspielen. Am besten passt man also gut auf, wo man seine Handynummer preisgibt, ist sehr vorsichtig mit dem Anklicken von Links in E-Mails und lädt sich nur Handy-Apps aus den offiziellen Stores, wie z.B. dem Play-Store bei Android oder dem AppStore bei Apple, herunter.
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Hauke Mormann ist es sehr wichtig, die Opfer nicht pauschal zu verurteilen: „Man sollte die Betroffenen auf keinen Fall als doof abstempeln! Es werden oft Geschichten erfunden, die stark die Emotionen der Empfängerinnen oder Empfänger ansprechen“. Oft dächten die Opfer vor lauter Panik und Gefühlen nicht richtig nach, sondern handelten sofort.
Schaden im zweistelliger Millionenhöhe in 2022
Laut BKA-Schätzungen ist dadurch alleine im Jahr 2022 bundesweit ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden. Im Schnitt erzielen die Täter demnach zwischen 1.000 und 3.000 Euro pro Tat. Über bundesweite Fallzahlen zur Abzockermasche mit dem bekannten Messengerdienst verfügt die Polizei nicht, die Dunkelziffer sei aber ohnehin sehr hoch, da es sich um ein „Massenphänomen“ handele, bei dem viele Fälle nicht polizeilich gemeldet würden.
Warum die Täter darauf bestehen, den Chat von der SMS auf WhatsApp zu verlagern ist nicht eindeutig geklärt. Das LKA-Niedersachsen vermutet aber, dass die Täter dadurch versuchen könnten, das Gespräch auf eine „persönlichere Ebene“ zu bringen. Im Gegensatz zu SMS-Nachrichten sind WhatsApp-Nachrichten kostenlos, in der Zeichenzahl unbegrenzt und können auch vom PC aus verschickt werden. All das erleichtere den Betrügern womöglich das Vorgehen.
Dazu, wie die Chancen stehen, die Abzocker zu erwischen, wollte das LKA-Niedersachsen aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen. Sicher sei jedoch, dass die Täter „in der Regel nicht alleine agieren, sondern weltweit vernetzt sind und auch handeln“, so Simon Ebbertz.
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