Nach Öffnungen der Gastronomie

Ansturm auf Corona-Teststellen

Mann vor Düsseldorfer Testzentrum neben Bar/Restaurant
Auch in Düsseldorf durften Gäste wieder im Restaurant Platz nehmen. Im Testzentrum nebenan konnten sie sich hierfür testen lassen.
Imago Entertainment

Weil die Corona-Zahlen sinken, können Gäste vielerorts wieder im Biergarten Platz nehmen oder im Hotel übernachten. Dafür benötigen Sie jedoch einen negativen Corona-Test, insofern sie nicht vollständig geimpft oder genesen sind. Deshalb lassen sich mehr und mehr Deutsche regelmäßig testen. Können die Corona-Teststellen den Ansturm bewältigen?
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100 Tests pro Stunde nach Öffnungen

Mehr als 100 Tests pro Stunde: So lautet das Resultat eines Schnelltestzentrums in Neuwied vom vergangenen Samstag. Weil Biergärten und Hotels mancherorts wegen sinkender Infektionszahlen ihre Türen für Gäste wieder öffnen, lassen sich immer mehr Menschen regelmäßig testen. In Rheinland-Pfalz und im Saarland lösen die Öffnungen teils einen Ansturm auf Teststellen aus. „Auch im Kreis Neuwied hat die Außengastronomie wieder aufgemacht, da sind wir am Pfingstwochenende überrannt worden“, sagt etwa Lars Brennecke, Chef der Veranstaltungsfirma Actionlight in Urmitz bei Koblenz, die inzwischen mangels Großevents unter anderem vier Schnelltestzentren betreibt.

Negatives Testergebnis ist Pflicht - außer für Genesene und Geimpfte

Nur wer ein negatives Testergebnis vorweisen kann, vollständig geimpft oder genesen ist, darf im Restaurant Platz nehmen. Damit das reibungslos klappt, bieten manche Gastronomiebetriebe selbst Schnelltests an. Auch das Staatstheater Mainz nimmt in Kürze mit Maskenpflicht und Mindestabständen wieder seinen Spielbetrieb auf - testen lassen können sich Besucher dann vor Ort.

Inzwischen macht mittlerweile fast jeder dritte Erwachsene laut einer Umfrage mindestens ein- bis zweimal pro Woche einen Corona-Test. Laut einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov ist dieser Schritt am stärksten bei jungen Leuten verbreitet. Der Bund übernimmt seit März die Kosten für mindestens einen Schnelltest von geschultem Personal pro Woche. Wer an einem Tag ins Restaurant und am nächsten in den Biergarten will, muss zweimal ins Testzentrum - denn das negative Ergebnis muss tagesaktuell sein. Geld müssen Bürger für mehrere Tests pro Woche aber nicht hinblättern. Wie oft Sie sich kostenlos testen lassen können, verraten wir Ihnen hier.

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Teststationen inzwischen flächendeckend vertreten

Das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz meldet für das Bundesland mit dem Stand 25. Mai „flächendeckend 1610 Teststellen. Die Rückmeldungen, die uns erreichen, spiegeln uns, dass das Netz der Teststellen in Rheinland-Pfalz gut ausgebaut ist.“ Ein Viertel davon werde von Kommunen und Hilfsorganisationen betrieben. Drei Viertel verteilten sich auf 235 Apotheken, 355 Arztpraxen sowie 599 sonstige kommerzielle Anbieter wie die Firma Actionlight. Es gibt auch Drive-in-Teststellen ohne Aussteigen aus dem Auto und Tests auf dem Wasser wie zum Beispiel in einem umfunktionierten Schiff der Gilles Personenschifffahrt auf dem Rhein in Vallendar bei Koblenz.

Lese-Tipp: Testzentren sprießen derzeit in Großstädten wie Pilze aus dem Boden. In Köln kann man sich in einem ganz besonderen Etablissement testen lassen. Ein Betreiber eines Bordells hat dieses nämlich in ein Testzentrum verwandelt.

Als Bundesland weit vorne beim Testen sieht sich das kleine Saarland mit mehr als 400 Teststationen. „Wir haben daher praktisch die Möglichkeit, vor jeder Haustüre einen Test zu machen“, hatte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) vergangene Woche betont. Er sprach jüngst von 300.000 Tests pro Woche. Die Test-Infrastruktur war eine Voraussetzung für den Start des Saarland-Modells am 6. April, das auf der Basis von negativen Tests auf Öffnungen setzte.

Im Video: Diesen zertifizierten Coronatest machen Sie einfach zuhause

Obwohl es die Corona-Tests für den Eigenbedarf schon seit einigen Wochen zu kaufen gibt, wird dieser nicht als offizieller Test anerkannt. Bis jetzt. Ein Anbieter aus NRW bietet in Zukunft den zertifizierten Bürgerschnelltests per Videoanruf an. So einfach ging es noch nie. Denn: Für den Test können Sie einfach zuhause bleiben. Ob das ganze wirklich so problemlos klappt? Im Video machen wir den Test.

Tests schaffen Arbeitsplätz

Und dass der Bund die Tests vergütet, hat positive Auswirkungen: „Wir konnten mit den Testzentren Mitarbeiter halten“, sagt Actionlight-Chef Brennecke. Nicht jeder sei geeignet, aber wer auf Menschen zugehen könne, „arbeitet gerne in den Testzentren“. Auch die Reaktion der Kunden sei positiv: „Uns haben auch schon Leute Schokolade zum Dank mitgebracht.“ Nur ganz wenige kritisierten die Testpflicht an sich. Laut dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz können Arztpraxen und Apotheken in dem Bundesland eine Vergütung von 15 Euro und sonstige Betreiber 12 Euro pro Test über die Kassenärztliche Vereinigung abrechnen. Zudem würden Sachkosten von maximal sechs Euro pro Testkit übernommen.

Hotel- und Gaststättenverband fordert Aufhebung der Testpflicht

Der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, sagt, die Mehrheit der Gastronomiebetriebe mit Testangeboten verlange dafür kein Geld. Der Verband ermuntere sie dazu als guten Service für Gäste, zumal sich die Betriebe die Kosten dafür vom Staat auch über Corona-Hilfen ersetzen lassen könnten.

Der Dehoga fordert allerdings angesichts sinkender Corona-Fallzahlen den Verzicht auf die Vorschrift von Testergebnissen und sonstigen Nachweisen für die Außengastronomie. Mit Mindestabständen und Desinfektionsmitteln sind diese Orte im Freien laut Haumann sicherer als wenn sich wie am Pfingstwochenende zahlreiche Ausflügler auf einer Picknickdecke oder Parkbank zusammendrängten. (dpa/esb)